Verstehen wir unter Handlungen die Verwirklichung von handlungswirksamen Wünschen (bzw. Willen), so können zwischen inneren und äußeren Handlungen unterscheiden. Innere Handlungen bleiben gewissermaßen in unserem Geist, sofern sie Gedanken, Wünsche oder sonstige mentale Phänomene als Ziel betreffen. Äußere Handlungen betreffen eine Kausalität, die aus unserem Geist heraus in die Außenwelt wirkt. Hier können wir zwischen Körperhandlungen und Sprachhandlungen unterscheiden. Körperhandlungen involvieren die zielgerichtete Bewegung unseres Körpers, vor allem unserer Hände. Sprachhandlungen dagegen bestehen im Äußern von bestimmten Wörtern und Sätzen. Der US-amerikanische Sprachphilosoph John Langshaw Austin (1911-1960) hat in seinem 1962 erschienenen Buch How to Do Things with Words darauf hingewiesen, dass wir durch unsere Sprache und Wörter nicht nur die Welt beschreiben, sondern auch die Welt verändern. Austin spricht von sogenannten Sprechakten („speech acts“), die wir dann äußern, wenn wir etwa im Standesamt sagen „Ja, ich will!“. Die Äußerung bedeutet nicht so sehr, dass eine Person eine andere Person heiraten will, sondern vielmehr, dass diese Person die andere, indem sie diese Worte ausspricht, gerade heiratet: „When I say, before the registrar or altar, &c., ‚I do‘, I am not reporting on a marriage: I am indulging in it.“ (6) Austin nennt solche Äußerungen „performative utterances“: “the issuing of the utterance is the performing of an action”. Ebenso verhält es sich mit performativen Sätzen wie „Ich vermache diese Uhr meiner Tochter Anne“. Das, was wir sagen (oder schreiben), muss jedoch vielen Gesetzen gehorchen, und es bedarf zahlreicher Voraussetzungen. Die Aussage „Ja, ich will!“, bedeutet in den allermeisten Kontexten gerade keine Handlung, sondern nur eine Willensbekundung. Kontexte, von denen es abhängt, ob eine Wortfolge zu einer Handlung wird, sind z.B. Syntax, Grammatik, Semantik, Pragmatik und vor allem soziale Regeln. Diese kulturellen und sozialen Kontexte erlauben also erst Sprachhandlungen. Sie leisten jene Strukturen und stellen jenen Hintergrund dar, vor dem bestimmte Worte erst zu Handlungen werden.