Einführung in Spinozas Ethik

Spinozas 1677 posthum veröffentlichte „Ethik“ besteht aus fünf Teilen und befasst sich mit Gott (1), mit dem Geist (2), mit den Affekten (3), mit der menschlichen Unfreiheit durch Affekte (4) sowie mit der menschlichen Freiheit als Macht des Verstandes (5). Seine Ethik wird nach geometrischer Ordnung (ordo geometrico) bewiesen (demonstrata), folgt also dem rationalistischen Ideal absolut gewisser Erkenntnis aus gewissen Grundsätzen und draus folgenden logischen Ableitungen bzw. Deduktionen, ebenso wie in der Geometrie Beweise angestellt werden. Spinoza führt in seiner Ethik grundlegende metaphysische Themen methodisch mit streng logischer Ableitung eng. Der erste Teil über Gott beginnt mit acht sehr grundlegenden Definitionen, die zentrale metaphysische Begriffe näher bestimmen, gefolgt von Axiomen und konkreteren Lehrsätzen. Weiterlesen

Was ist Rationalität?

Der Begriff der Rationalität lässt sich intensional in theoretische und praktische Rationalität unterscheiden. Theoretische Rationalität betrifft unser Denken, praktische Rationalität unser Handeln. Beide Arten von Rationalität hängen aber eng miteinander zusammen. So kann man etwa die Frage stellen, ob nicht auch theoretische Rationalität in ‚praktischen‘ Denkakten besteht, ob wir also nicht immer schon handeln, wenn wir rational sind, indem wir etwa vergleichen oder Schlüsse ziehen. Praktische Rationalität wiederum besteht etwa in „praktischen Syllogismen“, also logischen Schlussfolgerungen, in deren Prämissen Handlungszwecke enthalten sind. Weiterlesen

Philosophie der Autonomie

  1. Grundprobleme der Autonomie

Autonomie ist ein Begriff, der in ganz verschiedenen Kontexten gebraucht wird. Er kann sowohl für individuelle Freiheitsrechte (etwa „Patientenautonomie“) wie auch für kollektive Unabhängigkeit (etwa eine „autonome Republik“) verwendet werden. Gewöhnlich wird „Autonomie“ im Sinne von „Selbstbestimmung“ verstanden. Das ist zwar nicht falsch, doch verwischt dieses Verständnis den normativen Charakter von Autonomie, was wörtlich „Selbst-Gesetzgebung“ bedeutet. Weiterlesen

Was ist Philosophie der Kindheit?

Die Kindheit ist ein interdisziplinäres Phänomen. Sie wird gewöhnlich wissenschaftlich erforscht von den Disziplinen der Pädiatrie, Pädagogik und Psychologie. Warum sollte sich aber gerade die Philosophie damit befassen? Handelt es sich bei der Kindheit nicht um ein Phänomen, das noch „unreif“ ist und daher dem hohen philosophischen Ideal von Freiheit und Vernunft nicht gerecht wird, also gar kein adäquater philosophischer Gegenstand sein kann? Weiterlesen