Allgemein besteht das Politische im Zusammenhang und der Organisation verschiedener Individuen. Indem Individuen sich zusammenfinden, stellt sich unmittelbar die Frage nach Macht und Herrschaft. Selbst in dem Fall, dass einzelne Individuen nach dem Prinzip des „Rechts des Stärkeren“ über die Rechte anderer Individuen in der Gemeinschaft hinwegsetzen, so bedarf auch diese Herrschaftsform einer Begründung und Legitimierung. Im einfachsten Fall besteht die Begründung dieser Herrschaftsform in der beispielhaften Durchsetzung der eigenen überlegenen Handlungsmacht, etwa als exemplarische Drohung oder als Warnung. Eine große Rolle bei der Legitimierung und Begründung des eigenen Herrschaftsanspruchs spielen Ideologien. Das Wort „Ideologie“ leitet sich am von gr. „idea“, „Idee“ und „logos“, „Lehre/Wissenschaft/Logik“. Es ist also die Lehre und Logik, die eine bestimmte Idee beinhaltet. Auch wenn Ideologien oft als Weltanschauungen oder Grundüberzeugungen verstanden werden, so besitzen sie doch zumindest im Politischen eine spezifische Bedeutung im Sinne einer Idee bzw. Grundvorstellung, wie das Zusammenleben der Menschen geregelt werden sollte. Ideologien beschreiben die Welt des Zusammenlebens nicht nur, sondern bewerten sie auch – sie sind normativ. Die Idee einer Ideologie kann stärker oder schwächer normativ sein, je nachdem ob sie globalen oder nur lokalen Anspruch hat. In der Regel tendieren Ideologien jedoch zu totalitären Ansichten, d.h. sie beanspruchen, alles erklären und bestimmen zu können. Ideologien beanspruchen universale Geltung und verhalten sich insofern exklusiv zu anderen, konkurrierenden Ideologien. Aufgrund ihres globalen und totalitären Anspruchs sind Ideologien auch oft selbst-immunisierend, d.h. die Logik von Ideologien ist so verfasst, dass sie scheinbar in sich völlig schlüssig ist und auch nicht durch konkrete politische und empirische Ereignisse wiederlegt werden kann. In der Ideologie herrscht also die Idee, die über die konkrete Erfahrungswirklichkeit insofern erhaben ist, als sie diese gerade nach ihren Vorstellungen bestimmen und verändern soll. Deswegen erlauben Ideologien häufig auch keine Selbstkritik, was zu Blasenbildung und Radikalisierung führen kann. Dadurch, dass Ideologien oft auf einer einzigen Grundidee basieren, die zunächst einmal sehr einleuchtend wirkt, sind sie oft simplifizierend, da sie alle politischen Probleme auf eine oder wenige Ursachen reduzieren, die häufig personifiziert bestimmten Gruppen wie Minderheiten zugeschrieben werden. Dadurch neigen Ideologien auch dazu, in Verschwörungstheorien auszuarten. Durch Selbst-Immunisierung und die Logik der Radikalisierung, die konkurrierende Ideologien als Gefahren deutet, können Ideologien in letzter Konsequenz extreme Gewalt legitimieren und ermöglichen, wie man am Beispiel des Nationalsozialismus und des Kommunismus. Ideologien besitzen aufgrund ihrer transempirischen Struktur einen hohen Grad an Kohärenz, doch kann die Kohärenz nur auf Kosten einer zunehmend selektiven Wahrnehmung und Interpretation der (politischen) Wirklichkeit erfolgen. Jede externe Kritik an einer Ideologie kann daher aus ihrer Sicht als eine gewaltsame Bedrohung interpretiert werden.