Was ist Rationalität?

Der Begriff der Rationalität lässt sich intensional in theoretische und praktische Rationalität unterscheiden. Theoretische Rationalität betrifft unser Denken, praktische Rationalität unser Handeln. Beide Arten von Rationalität hängen aber eng miteinander zusammen. So kann man etwa die Frage stellen, ob nicht auch theoretische Rationalität in ‚praktischen‘ Denkakten besteht, ob wir also nicht immer schon handeln, wenn wir rational sind, indem wir etwa vergleichen oder Schlüsse ziehen. Praktische Rationalität wiederum besteht etwa in „praktischen Syllogismen“, also logischen Schlussfolgerungen, in deren Prämissen Handlungszwecke enthalten sind. Insbesondere praktische Rationalität lässt sich im Sinne von (praktischen) Gründen verstehen. Ein Grund ist etwas, das unsere Handlungen verständlich und nachvollziehbar werden lässt. Ein Grund ist die Antwort auf die Frage, warum wir etwas Bestimmtes getan haben. Hier stellt sich die Frage, ob auch Emotionen rational sind, insofern sie als Gründe für unser Handeln verstanden werden können.

Rationalität betrifft jedoch extensional nicht nur menschliche Lebewesen, sondern auch tierische. Ferner wird gegenwärtig kontrovers diskutiert, inwiefern auch Künstliche Intelligenz, wie etwa Chatbots, über Rationalität verfügen.

Der Begriff der Rationalität ist ein normativer Begriff. Dies bedeutet, dass Rationalität in der Regel ein Wert zugesprochen wird, der entweder instrumentell zur Erreichung eines Mittels zum Zweck (instrumentelle Rationalität) oder als Selbstzweck (moralische Rationalität) verstanden werden kann. Insofern Rationalität normativ ist, ist damit ein besonderer Begriff von Verbindlichkeit und auch von Objektivität enthalten. Etwas ist rational unabhängig von unserem Denken oder Wollen. Insofern Rationalität normativ ist, enthält sie Regeln, anhand deren objektiv erkennbar ist, ob wir ihnen im Denken oder Handeln folgen bzw. gerecht werden oder nicht.

Oft wird Irrationalität so verstanden, dass wir darin der Normativität der Rationalität nicht gerecht werden, indem wir z.B. einem Irrtum unterliegen. Damit ist Irrationalität nicht dasselbe wie das gänzliche Fehlen von Rationalität. Denn wer irrt, ist insofern rational, als er etwa Hypothesen ausbildet, diese sich aber – aus welchen Gründen auch immer – als falsch herausstellen.

Anders verhält es sich mit dem Phänomen der Arationalität. Dieser Begriff zeigt an, dass ein Phänomen überhaupt nicht der Normativität der Rationalität unterliegt bzw. unterliegen kann.