Henri Bergson behandelt das Problem der Zeitdauer im Kontrast zur Struktur des Raumes. Anders als den meisten Philosophen geht es ihm darum, die irreduzible Subjektivität der Zeit, das innere Zeitempfinden, phänomenologisch zu beschreiben, und jede Form ihrer Objektivierung – sei es durch eine A- oder B-Reihe – als bloße verräumlichende Abstraktion zu kritisieren. Doch erschaffen wir durch unser Vermögend er Erinnerung eine Art „vierte Raumdimension“, die einer Art von B-Reihe entspricht, und die Bergson die „homogene Zeit“ nennt. Wir reihen darin unsere Erfahrungen aneinander, als ob sie räumlich distinkte, individuelle Substanzen wären. Wir schaffen damit „eine dem Raum entlehnte symbolische Vorstellung von der Dauer“, eine „illusorische Form eines homogenen Mediums“. Die „ganz reine Dauer“ ist dagegen nicht horizontal ausgestreckt, und in ihr sind auch nicht die erfahrenen Ereignisse linear aneinander gereiht, wie es die B-Reihe suggeriert, sondern durch sie werden wahrgenommene Ereignisse organisiert, also nicht horizontal, sondern eher vertikal aufeinander bezogen. Bergson führt als Beispiel eine Melodie an, deren Töne in der Erfahrung nicht aneinandergereiht sind, sondern „miteinander verschmelzen“. Zwar folgen die Töne einer wahrgenommenen Melodie aufeinander, doch nehmen wir sie „ineinander“ wahr, ebenso wie Teile eines Lebewesens miteinander organisch zusammenhängen. Eine Melodie ist holistisch verfasst, d.h. ein einzelner Ton verweist immer auf das Ganze zurück und „vertritt“ das Ganze in seiner „intime[n] Organisation“. Bergson definiert deswegen die innere Dauer als „qualitative Mannigfaltigkeit, die mit der Zahl keine Ähnlichkeit hat; eine organische Entwicklung, die jedoch keine wachsende Quantität ist; eine reine Heterogenität, innerhalb derer es keine unterschiedenen Qualitäten gibt.“ Bergson kritisiert vor diesem Hintergrund Kants Theorie der Zeit als reine Anschauungsform der Subjektivität. Er wirft Kant vor, „die Zeit mit dem Raume“ zu verwechseln, da die formale Zeit ähnlich wie der Raum homogen gedacht wird, so dass darin Erfahrungen aneinandergereiht werden: „Er hielt das Bewußtsein für unfähig, die psychischen Tatsachen anders als in der Nebeneinanderreihung wahrzunehmen, und vergaß dabei, daß ein Medium, in dem diese Tatsachen sich nebeneinanderreihen und voneinander unterscheiden, notwendig Raum und nicht mehr Dauer ist.“ Bergson kritisiert davon ausgehend, dass „wir meistens im Verhältnis zu unserer eignen Person äußerlich und mehr im Raum als in der Dauer leben und handeln“, also unsere eigene Existenz selbst verräumlichen. Dies hat Auswirkungen auf unser Freiheitsverständnis. Sofern wir uns als verräumlicht denken, unterliegen wir dem strikten Determinismus der Ursachen und Wirkungen. Freiheit wird durch eine so verstandene räumliche Zeit gerade nicht mehr für ein empirisches Wesen wirklich, sondern muss außerhalb der Zeit liegen. Kant hat diese Freiheit als „noumenale Freiheit“ bezeichnet.
Auch Martin Heidegger (1889-1976) richtet sich gegen eine Verräumlichung der Zeit. Er befasst sich aber nicht nur mit der Zeiterfahrung der Dauer, sondern mit der Existenz in der Zeit, denkt also Bergsons Ansatz weiter. Zentral ist für Heidegger der Begriff des Daseins. Damit ist die menschliche Existenz gemeint, wie sie in ihren verschiedenen Bezügen zur Welt dynamisch besteht. Die Zeit spielt deswegen für das Dasein eine wichtige Rolle, weil es seine verschiedenen Möglichkeiten des Entwurfs bestimmt. Dabei ist wiederum die Zukunft besonders ausgezeichnet. Sie ist nicht etwas, was auf das Dasein zukommt, sondern das Dasein kommt vielmehr selbst in die Zukunft vor, es ist durch sein Vorlaufen ausgezeichnet. Im Vorlaufen – dem Sich-Entwerfen – kommt das Dasein damit letztendlich zu sich selbst, da es sich so in seiner Freiheit und im Rahmen seiner Möglichkeiten selbst verwirklicht.