Das Wichtigste beim Verfassen einer philosophischen Arbeit ist die Wahl des Themas. Ein interessantes Thema geht aus einer interessanten Fragestellung hervor. Eine interessante Fragestellung wiederum beginnt mit einem interessanten Problem, das man in einem philosophischen Text entdeckt. Deswegen empfehle ich, sich kein zu weites Thema vorzunehmen und auch keinen Vergleich verschiedener Positionen. Eine präzise, klar umrissene Fragestellung kann viel interessantere Ergebnisse zutage fördern als großflächige Darstellungen. Ein philosophischer Text muss also geschickt befragt werden, damit er eine interessante Antwort gibt. Dieses Vorgehen lässt sich mit einem naturwissenschaftlichen Experiment vergleichen: Nur wenn wir eine interessante Frage an die Natur richten, antwortet sie uns auch, nämlich in Form von eindeutigen Ergebnissen. Andernfalls erhalten wir nur diffuses Datenrauschen. Auch empfehle ich, sich zunächst nur mit dem Originaltext zu befassen, und erst dann zur Sekundärliteratur überzugehen, wenn man eine eigene Fragestellung entwickelt hat. Was ist eine interessante Fragestellung? Eine interessante Fragestellung perspektiviert nicht nur den Text und erleichtert es einem dadurch, bestimmte Aspekte aus guten Gründen auszublenden (da man sonst gleichermaßen alles berücksichtigen müsste), sondern gibt bereits die Methode vor, wie der Text zur Beantwortung der Frage gelesen werden muss. Es ist gerade am Anfang des Philosophiestudiums nicht wichtig, alles zu wissen. Inhaltliches Wissen ist überhaupt in der Philosophie eher sekundär. Vielmehr geht es um ein Metawissen: Wissen, wie ich zu interessantem Wissen gelangen kann. Und dies erreiche ich eben dadurch, dass ich Texte problemorientiert geschickt befrage unter Verwendung von systematischen Kategorien. Deswegen sollte jede gute philosophische Arbeit mit einer Einleitung beginnen, in welcher ein systematisches Sachproblem mit Bezug auf den Originaltext namhaft gemacht und eine Leitfrage aufgeworfen wird. Ich empfehle, sich zunächst nur mit dem Originaltext zu befassen, und erst dann zur Sekundärliteratur überzugehen, wenn man eine eigene Fragestellung entwickelt hat. Zum einen ist ohne eine eigene Fragestellung die Auswahl der Sekundärliteratur oft willkürlich: Warum gerade diese und nicht jene Literatur? Die Gefahr eines zu schnellen Zurückgreifens auf Sekundärliteratur besteht auch darin, dass man dann nicht selten von fremden Thesen abhängig wird und keine eigene Leistung mehr erbringt. Dies verleitet dazu, bewusst oder unbewusst zu plagiieren, um so die zu geringe eigene Leistung zu verschleiern. Beispiele von prominenten Plagiaten finden sich etwa hier www.schavanplag.wordpress.com. Deswegen empfiehlt es sich, erst dann auf die Sekundärliteratur zurückzugreifen, wenn man bereits eine eigene Fragestellung und bestenfalls auch These hat, die man auch gegenüber den Thesen der Sekundärliteratur verteidigen kann. Idealerweise findet dann eine Art akademisches Streitgespräch statt.