Der französische Philosoph Henri Bergson (1859-1941) untersucht in seinem Essai sur les données immédiates de la conscience („Versuch über die unmittelbaren Gegebenheiten des Bewusstseins; dt. veröffentlicht als: „Zeit und Freiheit“) das Phänomen der Zeitdauer (durée). Insofern spielt für ihn die A-Reihe der Zeit eine besondere Rolle. Bergson weist darauf hin, dass wir durch unsere natürliche Sprache dazu neigen, Zeit zu verräumlichen. Sprache fasst ihre Gegenstände als etwas auf, was voneinander getrennt werden kann, so wie es Gegenstände in der Welt sind, die im Raum nebeneinander existieren. Dadurch wird auch die Zeitbetrachtung diskontinuierlich, und das Problem der Dauer, also des Kontinuierlichen, entsteht. Wir sagen, die Zeit sei „kurz“ oder „lang“, ein Ereignis habe sich in der Zeit „vor“ oder „nach“ einem anderen Ereignis abgespielt. Wir neigen dazu, Zeit zu quantifizieren und zu messen, ebenso, wie wir es mit äußeren Gegenständen tun. Bergson macht darauf aufmerksam, dass wir zwischen dem Zählen von Simultaneitäten und der Dauer unterscheiden müssen, wenn wir etwa das Pendel einer Uhr betrachten. Während im Raum zu einem Zeitpunkt nur eine einzige Lage des Zeigers und des Pendels der Uhr existiert (z.B. 5 Uhr und Auslenkung nach rechts), so zeichnet sich die bewusste innere Empfindung der Zeitdauer dadurch aus, dass die Bewusstseinsvorgänge organisiert sind und sich gegenseitig durchdringen. Bergson spricht auch von einer „Ineinanderschachtelung“. Dies bedeutet, dass Zeiterfahrung nicht so sehr diskrete Sukzession von Erfahrung zum Gegenstand hat, sondern sich die inneren Erfahrungen überlappen, also nicht horizontal, sondern vertikal gestuft sind, und dadurch erst so etwas wie das Phänomen der Dauer konstituieren. Äußerlichkeit (Bewegung) und Innerlichkeit (Bewusstsein) müssen zusammentreten, um das Phänomen der Dauer zu ermöglichen. Unsere Erinnerung ermöglicht es, dass wir eine Pendelbewegung in der Zeit aufreihen und so als fortschreitenden, dauernden Prozess empfinden können.