Wir können zwischen verschiedenen Formen nicht-existierender Dinge unterscheiden:
– unmögliche Gegenstände wie runde Quadrate
– fiktive Gegenstände wie Pegasus und Sherlock Holmes
– Simulationen bzw. ‚virtuelle Realitäten‘
Diese nicht-existierenden Gegenstände ‚existieren‘ jedoch nicht auf dieselbe Weise ‚nicht‘. Denn fiktive Gegenstände existieren nur kontingenterweise nicht; sie könnten auch existieren bzw. hätten existieren können. Ein rundes Quadrat hingegen kann aus logischen Gründen nicht existieren, also unmöglich existieren, da es in sich einen Widerspruch birgt. Simulationen wiederum teilen mit der Realität bestimmte formale Strukturen; sie modellieren die Realität unter Absehung von bestimmten Aspekten.
Fiktive Gegenstände und Personen wie Sherlock Holmes lassen sich auf verschiedene Weise verstehen. Fiktionale Antirealisten vertreten die Auffassung, dass fiktive Gegenstände nicht existieren. Fiktionale Realisten dagegen vertreten die Thesen, dass es fiktive Gegenstände gibt, und dass diesen die Eigenschaft zukommt, nicht zu existieren. Fiktionale Realisten neigen also dazu, Existenz als eine Art von Prädikat zu verstehen, welches intentionalen Gegenständen zukommt.
Fiktionale Antirealisten lassen sich weiter unterscheiden: Possibilisten argumentieren, dass fiktive Gegenstände in der wirklichen Welt nicht existieren, jedoch in manchen möglichen Welten, also Szenarien, die nicht logisch widersprüchlich sind.
(Neo-)Meinongianer vertreten die Auffassung, dass fiktive Gegenstände nicht (in Raum und Zeit) existieren, dass sie jedoch Eigenschaften haben. Sie existieren nicht, sondern subsistieren nur. Ein rundes Quadrat ist rund und Quadratisch, ohne dabei existieren zu können. Dennoch ist es ein intentionaler Gegenstand unseres Denkens. Ebenso hat Sherlock Holmes bestimmte Eigenschaften, ohne zu existieren.
Kreationisten schließlich argumentieren, dass fiktive Gegenstände Artefakte sind, die (kausal) von ihren Autoren (und ggf. sogar auch von der Einbildungskraft ihrer Leserinnen) abhängen. Kreationisten entsprechen ungefähr der Position des Externalismus nach Kit Fine.
Virtuelle Realitäten und Gegenstände existieren auf eine ganz besondere Weise, die von Fiktionen zu unterscheiden ist. Zunächst muss jedoch virtuelle Realität von bloßer Simulation abgegrenzt werden. Simulationen sind Abstraktionen der Realität, während virtuelle Realitäten ja gerade eine eigene Realität haben sollen. Ein Apfel in einem Computerspiel kann entweder ein simulierter Apfel sein, der diesem, zumindest optisch, zum Verwechseln ähnlich sieht, ihn nachahmt. Ein solcher digitaler Apfel stellt jedoch nur eine Simulation dar. Was ist dazu nötig, dass aus einem simulierten Apfel ein virtueller Apfel wird? Er muss eine vom physikalischen Apfel unabhängige Funktion und kausale Rolle einnehmen, neue Eigenschaften gewinnen, die den Verlust von raumzeitlichen Eigenschaften kompensieren. Diese Eigenschaften müssen ihm jedoch verbindlich zukommen. Dies kann z.B. so geschehen, dass der digitale Apfel als Objekt in ein Multiplayer-Computerspiel eingeführt wird und für alle Nutzer dieselben Eigenschaften aufweist. Z.B. kann er einen virtuellen Preis haben, er kann an einem bestimmten virtuellen Ort liegen, und er kann eine bestimmte Funktion in dem Spiel haben, z.B., um nach dem virtuellen Verzehr in ein höheres Level zu gelangen. Virtuelle Äpfel teilen also Eigenschaften von Fiktionen, sind jedoch insofern realer, als sie in intersubjektiven Kontexten eine kausale Rolle einnehmen.