Die Autoren des SEP-Artikels „Emotion“ argumentieren, dass Emotionen als Gefühle, als Urteile und als Motive analysiert werden können. Emotionen besitzen – im weiteren Sinne – eine Gefühlsseite, insofern sie eine bestimmte Färbung aufweisen, eine bestimmte Tönung besitzen. So ist etwa die Emotion der Achtung nach Kant geprägt durch ein positives Gefühl der Erhabenheit sowie durch ein negatives Gefühl der Einschränkung unseres Eigenwillens. Dies bedeutet, dass Emotionen durchaus hinsichtlich ihres Gefühls ambivalent sein können. Eine Analyse von Emotionen ausschließlich als Gefühle greift jedoch zu kurz. Emotionen können auch als Urteile, oder vielleicht besser: als Einstellungen analysiert werden. Die Autoren des Artikels unterscheiden zwischen einer konstitutiven und einer kausalen evaluativen Dimension. Nach ersterer sind Emotionen intrinsisch rational, nach letzterer werden sie kausal von kognitiven Prozessen hervorgerufen. Insofern wir Emotionen als rational ansehen, bedeutet dies, dass sie sich auf eine propositionale Form der Art „Ich urteile, dass…“ bringen lassen. Die Emotion des Hasses etwa ließe sich folgendermaßen analysieren: „Mein Hass gegen Person A besteht in dem Urteil, dass ich von dieser Person tief gekränkt wurde (und deswegen angemessen darauf reagieren muss)“. Emotionen können auch als Motive bzw. Motivationen analysiert werden, im Gegensatz zu bloßen Gefühlen, die zwar Reaktionen und Reflexe hervorrufen (wenn ich mich etwa kratze, weil mein linkes Ohr juckt), jedoch keine Handlungen. Ein Gefühl scheint eine zu schmale Motivationsbasis für eine willentliche Handlung darzustellen. In dieser dreifachen Dimensionalität von Gefühl, Urteil und Motiv kann die Emotion als eine Einheit der drei kantischen Vermögen von Sinnlichkeit, Verstand und Wille angesehen werden. Diese Einheit zeigt sich insbesondere in seiner Theorie der Achtung, wie wir noch sehen werden.