Die Autoren des Artikels Emotion, der in der renommierten Stanford Encyclopedia of Philosophy erschienen ist, weisen darauf hin, dass es sehr schwierig ist, den Begriff der Emotion zu definieren und eindeutig zu systematisieren: „[N]o theory within any tradition appears immune from counterexamples and problem cases“. Dies hat im 20. Jahrhundert dazu geführt, dass man sich nur behaviouristisch auf die Außenseite von Emotionen – also das (körperliche) Verhalten – konzentriert hat, nicht aber auf die subjektive Qualität und systematische Bedeutung von Emotionen: „[T]he variety of phenomena covered by the word ‘emotion’ discourages tidy theorizing“. Um den Begriff der Emotion systematisch und methodisch zu de-finieren, scheint es zuerst sinnvoll zu sein, ihn negativ zu definieren, also von verwandten Phänomenen abzugrenzen, und zwar von anderen Formen phänomenalen Bewusstseins wie Gefühlen, Affekten und Stimmungen. Eine stabile Definition der Emotion muss gerade auch offen für konkrete Beispiele sein und auf diese systematisch reagieren können. Im Gegensatz zu Gefühlen und Affekten scheint eine Emotion den ‚Kern‘ einer Person, also ihren Charakter zu betreffen. Während Gefühle nur an der Person auftreten, ereignen sich Emotionen durch die Person. Sie besitzen damit eine Ausdehnung, eine Intentionalität und Einstellung, die nicht nur akzidentell, sondern substantiell ist. Emotionen betreffen die Existenz der Person, und nicht nur ihre Situation oder passive Stimmung. Affekte, Gefühle und Stimmungen sind situativ, Emotionen hingegen existenziell. Darauf verweisen die Autoren des Artikels, Scarantino und De Sousa, zurecht: „No aspect of our mental life is more important to the quality and meaning of our existence than the emotions. They are what make life worth living and sometimes worth ending. So it is not surprising that most of the great classical philosophers had recognizable theories of emotions.“ Emotionen scheinen eine gewisse evolutionäre Entwicklung vorauszusetzen, denn einfache Organismen sind dazu nicht in der Lage. Gefühle wie Hunger kennen einfache Lebensformen, Affekte wie Wut sind weitaus anspruchsvoller, Stimmungen und Emotionen noch mehr. Emotionen scheinen damit eine intelligente Lebensform vorauszusetzen, und Computer können Emotionen zwar simulieren, jedoch nicht empfinden.