Handeln und Emotionen

Wir handeln nicht nur durch unsere instrumentelle oder moralische Vernunft, sondern auch durch Emotionen und manchmal auch im Affekt. Wie aber unterscheiden sich diese Phänomene von Gefühlen und Stimmungen? Wir können diese Phänomene dahingehend untersuchen, inwiefern sie stabil bzw. ausgedehnt sind und inwiefern sie unsere Subjektivität ganz (bzw. innerlich) oder nur teilweise bzw. äußerlich ausdrücken. Davon hängt ab, welche Rolle sie bei unserem Handeln spielen. Stimmungen wie etwa Trauer legen sich wie ein Schleier über uns, trüben und färben unser Bewusstsein, drücken es aber nicht stark aus. Sie halten oft länger an, sind jedoch wegen ihrer zumeist schwachen Intensität keine Handlungsmotive. Anders verhält es sich bei Affekten, die oft sehr kurz und impulsiv sind, und unsere Subjektivität energisch ausdrücken, wie etwa im Falle von Wut oder Hass. Gefühle, wie etwa Hunger- oder Schmerzempfindung, drücken unsere Subjektivität nur schwach aus, und sie erstrecken sich oft nicht über lange Zeiträume. Emotionen wie etwa die Liebe sind dadurch ausgezeichnet, dass sie wie Affekte ein starker Ausdruck unserer Subjektivität sind (wir können uns damit problemlos ganz identifizieren), dass sie im Gegensatz zu Affekten sich jedoch lange erstrecken und nicht nur momentan auftreten. Dadurch, dass Emotionen nicht impulsiv wie Affekte auftreten, können wir sie durch Reflexion begleiten, so dass sie als geeignete Kandidaten für (motivationale) Handlungsgründe gelten und nicht im Gegensatz zur Rationalität stehen. Der US-amerikanische Philosoph Harry Frankfurt hat die These vertreten, dass Liebe eine genuine „Quelle von Handlungsgründen“ ist. Eine Person zu lieben bedeutet nach Frankfurt, wir uns um eine andere Person sorgen, d.h. uns ihr verpflichtet fühlen und sie nicht nur als ein Mittel zum Zweck, sondern als einen Selbstzweck verstehen. Liebe erfüllt damit nach Frankfurt die Bedingungen, die nach Kant der kategorische Imperativ fordert.