Zusammenfassung 7. Sitzung, 3.6.2020 – Hume und Kant über Existenz (1)

David Hume (1711-1776) befasst sich mit dem Begriff der Existenz im Rahmen seiner empiristischen Erkenntnis- und Bedeutungstheorie. Dieser zufolge, müssen wir alle unsere Vorstellungen und Begriffe von bestimmten Dingen auf basale Eindrücke („impressions“) zurückführen, damit sie Bedeutung haben. Hume untersucht nun, wie es mit der Vorstellung der Existenz aussieht. Es steht für ihn fest, dass jede Vorstellung und jeder Sinneseindruck als existierend vorgestellt oder wahrgenommen wird. Für Hume gibt es nun zwei Möglichkeiten, und er argumentiert in Art eines disjunktiven Syllogismus (Modus tollendo ponens):

(i) „die Vorstellung der Existenz muss entweder aus einem besonderen Eindruck stammen, der mit jeder Perzeption oder jedem Gegenstand unserer Vorstellung verbunden ist“

Oder

(ii) „sie muß mit der Vorstellung der Perzeption oder des Gegenstandes Eines und Dasselbe sein“ (86)

Hume bestreitet die Option (i): „daß es zwei verschiedene Eindrücke gibt, die untrennbar miteinander verbunden gedacht werden dürften“ folgendermaßen:

(iii) „Mögen gewisse Empfindungen auch zu irgendeiner Zeit verbunden sein, so finden wir doch alsbald, daß sie eine Trennung zulassen und auch getrennt sich [dem Bewußtsein] darstellen können.“

Daraus folgt die Konklusion

(iv) „Sonach kann, so gewiß jeder Eindruck und jede Vorstellung, deren wir uns erinnern, von uns als existierend betrachtet wird, die Vorstellung der Existenz nicht aus einem besonderen Eindruck stammen“ (87).

und anders gewendet

(v) „Die Vorstellung der Existenz muß also genau dasselbe sein wie die Vorstellung dessen, was wir uns als existierend vergegenwärtigen.“

Ähnlich wie später Kant, so kritisiert Hume die Trennung zwischen Essenz und Existenz: „An irgend etwas einfach denken, und an etwas als an ein Existierendes denken, das sind nicht zwei verschiedene Dinge. Die Vorstellung der Existenz fügt, wenn sie mit der Vorstellung eines beliebigen Gegenstandes verbunden ist, nichts zu ihr hinzu. Was immer wir vorstellen, stellen wir als existierend vor.“ (87)