Zusammenfassung: Augustinus und Arendt über die Liebe

Die Liebe darf als eine Oppositionsemotion zur Emotion des Hasses gelten. Wie der  Hass als Emotion dem Affekt der Wut insofern entgegengesetzt ist, als er nicht im Moment aufgeht, sondern als eine Einstellung längerfristige Tragfähigkeit besitzt und auch rational kultiviert werden kann, so ist die Liebe dem Affekt der Triebhaftigkeit entgegengesetzt. In ihrer 1929 erschienenen Dissertation über den Liebesbegriff bei Augustin unterscheidet Arendt verschiedene Formen der Liebe. Der Begriff des amor dient dabei als Überbegriff. Sofern er auf etwas Weltliches und Vergängliches gerichtet ist, handelt es sich dabei um die cupiditas, also das Begehren. Sofern sich der amor auf die Ewigkeit und das Unvergängliche richtet, handelt es sich dabei um die caritas. Diesem lateinischen Begriff entspricht der griechische Begriff der agape. Traditionell wird der lateinische Begriff des amor mit dem griechischen Begriff des eros gleichgesetzt. Tendenziell bezeichnet der eros eine metaphysische Aufstiegsbewegung, während die agape nach christlichem Verständnis eine metaphysische Abstiegsbewegung bedeutet. Es stellt sich die Frage, welche der verschiedenen Dimensionen – die rationale, die motivationale bzw. voluntative oder die phänomenale – in der Emotion der Liebe besonders stark ausgeprägt sind.