Wenn das Politische darin besteht, dass Individuen gemeinsam nach einer bestimmten Ordnung leben und handeln, dann stellt sich unweigerlich die Frage, wie dieses Zusammenleben und Zusammenhandeln geordnet und bestimmt werden soll. Es stellt sich also die Frage, wer die Entscheidungen über die Art und Weise des Zusammenlebens und Zusammenhandelns trifft. Diese grundsätzlichen politischen Fragen zeigen sich auf verschiedenen Ebenen, die mit Zunahme der Individuen immer komplexer werden: Familien, Gruppierungen, Ortsgemeinschaften, Städte, Gemeinden, Länder, Staaten, Nationen, usw. Jeder dieser Einheiten liegt ein spezifisches Einheitsprinzip zugrunde, das etwa in Verwandtschaft, gemeinsamen Interessen, geographischer Nähe, Tradition, Kultur und Sprache bestehen kann. Hier stellt sich nun die Frage, welche die oberste, höchste politische Einheit ist, die sich politisch realisieren lässt, und was ihr Einheitsprinzip ist. Bezogen auf menschliche Lebewesen ist an eine Art Weltstaat zu denken, in welchem nationale Politik keine Rolle mehr spielt. Menschen sind darin im wahrsten Sinne des Wortes „Weltbürger“. Geht man von weiteren intelligenten Lebensformen im Universum aus, so könnte man auch mit diesen eine Gemeinschaft bilden. Voraussetzung dafür wäre, dass man mit ihnen über politische Ziele verständlich kommunizieren und diskutieren kann.
Internationale Politik wird gegenwärtig vor allem durch die Vereinten Nationen (UN) betrieben, aber auch von Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Die UN bestehen aus momentan 193 Staaten. Die „Charta der Vereinten Nationen“ wurde am 26. Juni 1945 beschlossen. Art. 1 der Charta besagt folgendes:
- Sicherung des Weltfriedens
- Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Völker zu fördern
- Internationale Probleme zu lösen und die Achtung der Menschenrechte zu fördern
- Ein Zentrum für internationale Kooperation zu sein.
Für die Gründung eines Weltstaates spricht, dass damit das Prinzip der Demokratie auf alle Menschen der Welt ausgeweitet werden könnte. Auch globale Gerechtigkeit könnte so jenseits von nationalen Beschränkungen besser durchgesetzt werden, da alle drei politischen Gewalten globale Dimensionen haben. Gegen die Idee eines Weltstaates spricht, dass darin nationale, historische und kulturelle Eigenheiten immer weniger Bedeutung erhalten würden.