Zusammenfassung: Neid und Eifersucht

Der Neid darf als eine der komplexesten Emotionen gelten. Neid zeichnet sich sowohl durch seine rationale, seine motivationale und seine phänomenale Dimension aus. Er besteht nicht bereits darin, dass eine Person A eine andere Person B um ein bestimmtes Gut C beneidet, weil sie dies gerne hätte. Der Neid bekommt seine ganze moralische Problematik dadurch, dass die neidische Person A Gründe sucht und findet, welche Person B wegen C in einem schlechten Licht zeigen, so dass sie C nicht verdient. Dieses Suchen nach möglichen Gründen zeigt, dass im Neid viel (destruktive) Überlegung im Spiel ist. Wie Aristoteles richtig bemerkt, findet Neid nur da statt, wo es eine Basis für Vergleiche gibt. Personen, die sich in sehr verschiedenen Positionen befinden, werden einander seltener beneiden als solche, die ähnlich gestellt sind. Denn aufgrund der großen Ähnlichkeit fallen Unterschiede umso mehr ins Gewicht und können Neid auslösen. Eine neidische Person wird, solange sie neidisch ist, gewöhnlich nicht wissen, dass sie dies ist. Sie wird sich vielmehr in ihrer Missgunst gerechtfertigt sehen. Diese Missgunst zeigt sich phänomenal in Form eines Schmerzgefühls aufgrund der Tatsache der Differenz, dass Person B das Gut C besitzt, A aber nicht, obwohl sie es eigentlich auch besitzen sollte. Einher mit den Überlegungen, warum Person B das Gut C nicht verdient, wird nicht selten eine Abwertung von Person B einhergehen, durch welche sich Person A über Person B erhebt. Diese Abwertung scheint das eigentlich Unmoralische am Neid zu sein. Neid ist also mehr als nur das Feststellen und Empören gegenüber einer (vermeintlichen) Ungerechtigkeit. Denn man kann sich sehr wohl ungerecht behandelt fühlen, ohne dadurch eine andere Person schlecht zu reden.

Der Neid ist eng mit der Eifersucht verwandt. Eine Person A ist auf eine Person B eifersüchtig, wenn sie der Auffassung ist, dass Person C Person B mehr Aufmerksamkeit schenkt als Person A und Person A sich Person C sehr verbunden fühlt. Hier wird Person C als eine Art Gut behandelt, welches nur Person A gehört und nicht Person B. Auch kann Eifersucht so interpretiert werden, dass Person A die Aufmerksamkeit von Person C als ein Gut fasst, welches nur ihr, nicht aber Person B zukommen darf. Dies kann, ähnlich wie im Falle des Neides, dazu führen, dass Person A Gründe sucht, um Person B in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen, wonach sie der Aufmerksamkeit von Person C nicht würdig sei.