Die spätantiken und mittelalterlichen Theorien der Wahrheit im Ausgang von Platon und Aristoteles sind im Wesentlichen Korrespondenztheorien. Aristoteles schreibt im 4. Buch seiner Metaphysik:
„Es kann nicht zwischen den beiden Gliedern des Widerspruchs etwas mitten inne liegen, sondern man muß notwendig jedes von jedem entweder bejahen oder verneinen. Dies erhellt zuerst aus der Bestimmung der Begriffe wahr und falsch. Zu sagen nämlich, das Seiende sei nicht oder das Nicht-seiende sei, ist falsch, dagegen zu sagen, das Seiende sei und das Nicht-seiende sei nicht, ist wahr. Wer also ein Sein oder ein Nicht-sein prädiziert, muß Wahres oder Falsches aussprechen.“ (1011b)
Und im 9. Buch seiner Metaphysik schreibt er, noch bezeichnender:
„Nicht darum nämlich, weil unsere Meinung, du seiest weiß, wahr ist, bist du weiß, sondern darum, weil du weiß bist, sagen wir die Wahrheit, indem wir dies behaupten.“ (1051b)
Autoren wie Augustinus, Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin knüpfen an dieses Wahrheitsparadigma an, verorten die Korrespondenztheorie jedoch innerhalb je verschiedener metaphysischer Rahmenbedingungen.
In der auf Aristoteles folgenden Debatte stellte sich vor allem die Frage, was wahr genannt werden kann, also nach dem Träger des Wahrheitsprädikates. Zwei Kandidaten sind hier besonders aussichtsreich: Meinungen, Urteile, Sätze, Propositionen auf der einen und Dinge auf der anderen Seite.
Augustinus befasst sich in seinen Soliloquia mit dem Phänomen der Falschheit und Täuschung. Er argumentiert für einen ontologischen Wahrheitsbegriff, indem er die These vertritt, dass nicht wir uns über die Dinge in der Welt bzw. die Sachverhalte täuschen, sondern selbst von den Dingen getäuscht werden können:
„Zinn aber und Blei nennen wir nicht ohne Recht falsches Silber, weil der Gegenstand selbst dieses Metall nachahmt, und deshalb ist hier nicht der Inhalt unseres Satzes eine Täuschung, sondern der Gegenstand selbst, dem unsere Aussage gilt.“ (II, 135)
Die Rahmenbedingung der Korrespondenztheorie ist bei Augustinus also ein teleologisches System, innerhalb dessen Erkenntnissubjekt und Erkenntnisobjekt aufeinander wechselseitig bezogen sind.
Anselm von Canterbury gibt in seiner Schrift Über die Wahrheit (De Veritate) eine bereits modern anmutende Definition der Aussagenwahrheit. Eine Aussage ist dann wahr, „[w]enn das (der Fall) ist, was sie, sei es bejahend, sei es verneinend, aussagt. Ich sage nämlich, was sie aussagt, auch wenn sie verneint, daß (der Fall) ist, was nicht (der Fall) ist; weil sie auf diese Weise aussagt, wie sich der Sachverhalt (auch tatsächlich) verhält.“ (II, 11)
Thomas von Aquin gibt schließlich die klassische Definition der Korrespondenztheorie, wenn er in seiner Quaestio de veritate:
„Jede Erkenntnis aber vollzieht sich durch eine Anpassung des Erkennenden an das erkannte Ding, und zwar derart, daß die besagte Anpassung (assimilatio) Ursache der Erkenntnis ist […] Das erste Verhältnis des Seienden zum Verstand besteht also darin, daß Seiendes und Verstand zusammenstimmen, welche Zusammenstimmung Angleichung des Verstandes und des Dinges (adaequatio intellectus et rei) genannt wird, und darin vollendet sich der Sinngehalt von ‚Wahres‘. Dies also ist es, was ‚Wahres‘ zu ‚Seiendes‘ hinzufügt: die Gleichförmigkeit oder Angleichung eines Dinges und des Verstandes. Dieser Gleichförmigkeit folgt, wie gesagt, die Erkenntnis des Dinges. So also geht die Seiendheit eines Dinges dem Sinngehalt von Wahrheit vorauf, die Erkenntnis aber ist eine gewisse Wirkung der Wahrheit.“ (I, 9)
Hier stellt sich freilich die Frage, wie genau diese Angleichung zu verstehen ist. Damit sich der Verstand der Welt angleichen kann, muss er zu ihr strukturanalog sein. Inwiefern kann diese Strukturanalogie aber vorausgesetzt werden?