Aufklärung ist ein interdisziplinäres und ein internationales Phänomen. Sie betrifft nicht nur die Philosophie, sondern auch die (Literatur)Geschichte, die Religionswissenschaft und Theologie, die Ästhetik, Pädagogik und Bildungswissenschaft sowie die Medienwissenschaft und Publizistik. Jede Zeit, hat oder besser gesagt: benötigt, ihre eigene Aufklärung. Neben der deutschen „Aufklärung“ gibt es in Frankreich das „Siècle des Lumières“ und in England das „Enlightenment“. Doch was bedeutet eigentlich das Wort „Aufklärung“? Es handelt sich dabei um eine metereologische Metapher, also um eine bildliche Rede, die das Durchbrechen der Sonne durch verdunkelnde Wolken bezeichnet.
Diese Licht-Metaphorik ist in der Philosophie zuvor häufig verbreitet gewesen. Platon spricht etwa in seinem Höhlengleichnis davon, dass die Menschen aus der dunklen Höhle, in der sie nur Spiegelbilder sehen, hinaufsteigen und die Sonne erblicken müssen. Aufklärung ist deswegen kein Zustand, sondern ein normativer und disruptiver Prozess, der Bestehendes transformiert. Aufklärung ist ein Übergang, der an einer Norm orientiert ist. So verstanden kann man Aufklärung auch als eine Praxis verstehen. Aufklärung ist demnach eine dreistellige Relation: A klärt B über C auf, wobei A und B Subjekte und C eine Tatsache ist und B über C eine falsche bzw. verworrene Auffassung hatte. Aufklärung ist ein Prozess, in den gleichermaßen Individuen wie Kollektive eingebunden sind und deswegen ein intersubjektives und öffentliches Phänomen. Dieser Prozess besitzt eine teleologische Dimension, zielt also auf einen idealen Zustand ab, wie etwa gesellschaftliche Zustände. Er wird dadurch geschichtlich. Hier stellen sich nun folgende Fragen: Was ist dasjenige, was aufgeklärt wird? Wer ist es, der aufklärt? Wer wird aufgeklärt? Was war vor der Aufklärung? Wie verhalten sich Aufklärung und Selbstbewusstsein?
Aufklärung vollzieht sich nicht im luftleeren Raum, sondern in Gesellschaften und konkret durch und an Medien. Aufklärung hat eine besondere öffentliche Form, Organisation und Ordnung, die sich in ihren Medien zeigt. Man könnte die These vertreten, dass mehr die Form der Medien als ihr eigentlicher Inhalt für die Aufklärung von Bedeutung ist. Es geht nämlich um die Form der demokratischen und gleichberechtigten Verbreitung von Wissen. Auch in der heutigen Zeit gibt es mediale Phänomene der Aufklärung, wie sie sich etwa in der freien Internet-Enzyklopädie Wikipedia zeigen.