Politische Philosophie beschreibt nicht nur politische Systeme, wie es die Politikwissenschaft tut, sondern sie bewertet und kritisiert sie auch. Es geht um die Frage, wie wir am besten in Gemeinschaften zusammenleben, wie diese Gemeinschaften strukturiert sein müssen und in welchem Verhältnis wir zu diesen Gemeinschaften bzw. politischen Systemen stehen. Diese Frage geht im Kern zurück auf Plato, der in seiner Schrift „Politeia“ die Frage nach dem idealen Staat aufgeworfen hat. Er unterscheidet zwischen drei Klassen – den Philosophen, den Wächtern und den Bauern – und ordnet jeder Klasse eine psychische Eigenschaft und eine spezifische Bestform dieser psychischen Eigenschaft – eine Tugend – zu. Zentral für Platon ist die Forderung, dass politische Macht und Philosophie zusammenfallen müssen, um einen idealen Staat zu entwickeln. Platon bezieht also die Struktur eines politischen Systems auf die psychische Struktur eines Menschen. Die politische Struktur bildet die menschliche Struktur ab – nicht individuell, sondern kollektiv. Hier stellt sich die Frage, wie sich menschliches Individuum zum politischen Kollektiv verhält. Ist das politische Kollektiv nur die Summe aus verschiedenen Individuen, oder geht es darüber hinaus? Aristoteles hat verschiedene Formen politischer Herrschaft unterschieden, und zwar bezogen auf die Frage, ob nur eine, ob mehrere oder ob viele bzw. alle Personen politische Macht besitzen. Ferner unterscheidet er hinsichtlich der Frage, worauf die politische Macht abzielt: Ist es das Gemeinwohl oder nur das Eigeninteresse? Die Aristotelischen Herrschaftsformen von Monarchie, Tyrannei, Aristokratie, Oligarchie, Politie und Demokratie müssen neuerdings noch ergänzt werden durch die im Mittelalter zentrale Herrschaftsform der Theokratie sowie durch die neuerdings zentral gewordene Form der Technokratie – also der Herrschaft durch Technik oder der Herrschaft der Technik, wie etwa Künstlicher Intelligenz. Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rousseau stellen sich die Frage, wie Individuen so durch Beziehungen untereinander geordnet werden können, dass das politische System tragfähig wird. Sie favorisieren eine Beziehung des Vertrags, welche in der Machtübertragung auf das politische System besteht. Hobbes geht sogar so weit zu behaupten, dass das politische System selbst eine Art Person ist (ein „Leviathan“), sobald es alle Macht übertragen erhalten hat, hinter der die Individuen nur noch schwer zu erkennen sind.