Es lassen sich aus theologischer Perspektive verschiedene Ansichten und Positionen unterscheiden, die die Frage nach der Herkunft des Bösen betreffen:
Die meisten Philosophen der Moderne vertreten eine Form des Pelagianismus, da für sie eine Umkehr zum Guten aus freiem Willensentschluss möglich ist. Augustinus und Luther sind hingegen erklärte Gegner des Pelagianismus. Eine Umkehr zum Guten ist ohne Gottes Hilfe nicht möglich. Und auch Sören Kierkegaard sympathisiert mit antipelagianischen Ideen, wie wir noch sehen werden. Einzig Friedrich Wilhelm Joseph Schelling scheint den Grund des Bösen in Gott zu verorten. Er entwickelt eine überaus differenzierte Theorie darüber in seinen Philosophischen Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit (1809), die gerade die individuelle Zurechenbarkeit des Menschen im Bösen verständlich machen sollen. Das Problem einer solchen Auffassung liegt darin, dass damit das Gottesprädikat der Allgüte bedroht ist. Das Problem des Manichäismus – also die Auffassung, wonach das Böse aus einem dunklen Gegenprinzip Gottes stamme – konfligiert mit dem Gottesprädikat der Allmächtigkeit. Denn hier stellt sich die Frage, wie es sein kann, dass Gott eine ihm entgegenstehende Macht erträgt. Eine Zwischenposition diesbezüglich ist die Auffassung, wonach das Böse aus der endlichen menschlichen Freiheit stamme. Freilich stellt sich auch hier immer die Frage, ob das Böse dann nicht mittelbar – qua Schöpfung – aus Gott stamme. Hierauf gibt die Erzählung des Sündenfalls nähere Antworten.
Thomas von Aquin befasst sich mit dem Problem des Bösen (malum) vor dem Hintergrund der aristotelischen Metaphysik. Jede Bewegung des Handelns ist teleologisch auf ein bestimmtes Gut (bonum) ausgerichtet. Damit es auf etwas ausgerichtet werden sein kann, muss dieses Etwas ein Sein (esse) sein. Das Gute ist damit der ontologische Grund der Handlung. In aristotelischer Terminologie betrifft es die Modalität der Wirklichkeit (Aktualität) im Gegensatz zur bloßen Möglichkeit (Potentialität). Das Schlechte (malum) besteht in der Verfehlung der Aktualität, also in einem Defizit der Teleologie und einem Mangel an Form, welche zur Verwirklichung notwendig ist. Hierin zeigt sich die antike Tendenz, das Sein mit dem Kosmos (griechisch „Schmuck“, „Ordnung“) zu identifizieren. Der Kosmos ist die Bedingung der Möglichkeit von Erkenntnis. Das Böse wäre demnach eine Störung der Ordnung, die zu einem epistemischen Supergau, der vollständigen Orientierungslosigkeit, führt. Deswegen geschieht nach Thomas von Aquin das Schlechte und Böse immer unbeabsichtigt, es ist ein „Mangel an Kraft“ („defectum virtutis“). Das Böse kann nach Thomas von Aquin deswegen nie als solches begehrt werden, sondern immer nur als Mittel zum Zweck der Erlangung eines höheren Gutes. Es ist unbeabsichtigt (weil es nicht den Endzweck der Handlung betrifft), aber dennoch willentlich: „[W]enn z. B. jemand, um sich zu retten, seine Waren ins Meer wirft, so erstrebt er nicht das Wegwerfen der Waren, sondern seine Rettung; das Werfen aber will er zwar nicht schlechthin, aber um der Rettung willen. Ebenso will jemand, um irgendein sinnliches Gutes zu erlangen, eine der Ordnung zuwiderlaufende Handlung begehen, nicht weil / er die Unordnung erstrebt, noch weil er sie schlechthin will, sondern (weil er sie) wegen dieses sinnlichen Guten (will). Und daher heißen Bosheit und Sünde in der Weise willentlich wie das Wegwerfen der Waren ins Meer.“ (25/27) Deswegen ist das Böse ontologisch eine Privation (privatio): es besitzt keine Eigenständigkeit, kein Wesen (essentia). Die ontologische Unterordnung des Bösen zeigt sich in seiner Abhängigkeit vom Guten und Sein. Denn es braucht, um überhaupt auftreten zu können, einer Basis oder eines Trägers (eines Körpers oder eines Akteurs). Dadurch aber ist es immer nur akzidentell, also unwesentlich verfasst. Diese privative und akzidentelle Verfasstheit des Bösen zeigt nach Thomas, dass der Manichäismus falsch sein muss. Denn für diesen ist es möglich, dass ein höchstes (eigenständiges) Schlechtes existiert, welches dem Guten substantiell entgegengesetzt ist.