Zusammenfassung: Natur- und Klimaethik

Die Basler Philosophin Angelika Krebs (*1961) hat in ihrem 1997 erschienenen Buch „Naturethik“, das „Grundtexte der gegenwärtigen tier- und ökoethischen Diskussion“ liefen will, verschiedene ethische Positionen des Menschen zur Natur diskutiert. Allerdings kommt in ihrem Buch kein einziges Mal der Begriff des Anthropozäns vor, da dieser erst im Jahr 2000 von dem niederländischen Atmosphärenforscher Paul Crutzen in den wissenschaftlichen Diskurs eingebracht wurde. Krebs bestimmt die Naturethik als die Frage nach dem „ethisch richtigen Umgang des Menschen mit der Natur“ (337), während sich die traditionelle Ethik nur mit dem Umgang von Menschen untereinander befasst hatte. Grundlegend unterscheidet Krebs zwischen zwei Positionen, die das ethische Verhältnis von Mensch und Natur betreffen. Dem Anthropozentrismus zufolge hat die Natur keinen eigenen moralischen Wert an sich unabhängig vom Menschen bzw. für den Menschen. Dem Physiozentrismus zufolge hat die Natur einen intrinsischen Wert an sich, unabhängig vom Menschen. Die Position des Physiozentrismus wiederum kann in drei Unterformen unterschieden werden: (i) den Pathozentrismus, wonach alle empfindungs- und leidensfähigen Wesen einen eigenen Wert haben, (ii) den Biozentrismus, wonach alle Lebewesen, auch nicht-leidensfähige wie Pflanzen, einen moralischen Wert haben sowie (iii) den radikalen Physiozentrismus oder Ökozentrismus, wonach die gesamte Natur, also auch Steine und Seen, moralisch schützenswert sind. Der Physiozentrismus lässt sich wiederum in eine individualistische Form unterscheiden, wonach Einzeldinge wie Steine und Pflanzen schützenswert sind, und eine holistische Form, wonach die Natur als ganze schützenswert ist. Es ergibt sich folgendes Schaubild:

Die Trennung zwischen traditioneller Ethik und Naturethik lässt sich jedoch nicht mehr aufrecht erhalten, wenn man den Begriff des Anthropozäns einführt. Denn der Begriff zeigt gerade an, dass Natur nicht mehr unabhängig vom Menschen verstanden werden kann, da verschiedene menschliche Spuren die Natur durchwirken.

Neben der Naturethik ist in neuerer Zeit das Thema „Klimaethik“ ins Zentrum der Ethik getreten. Ein führender Vertreter dieser Ethik ist der Mannheimer Philosoph Bernward Gesang (*1968). Gesang versteht die Klimaethik als Teil der „angewandten Ethik“. Dabei spielen vor allem utilitaristische und gerechtigkeitstheoretische Ansätze eine zentrale Rolle: Soll die Klimaethik so thematisiert werden, dass darin globale Gerechtigkeit angestrebt wird, in dem Sinne, dass die am meisten die Umwelt verschmutzenden Industriestaaten die ärmeren und weniger umweltverschmutzenden Staaten für die dort entstehenden Umwelt- und Klimakatastrophen entschädigen?