Zusammenfassung: Einführung in die Politische Philosophie

Der Begriff der Politischen Philosophie kann dadurch bestimmt werden, dass wir uns darüber Gedanken machen, was eigentlich Philosophie und was das Politische ist. Der Begriff der Philosophie ist nicht eindeutig zu bestimmen, da die Frage, was Philosophie sei, selbst eine philosophische Frage ist. Wir können uns jedoch dem Begriff von seiner griechischen Wortbedeutung her annähern. Das Wort „Philosophie“ kommt von gr. „philía“, was so viel Bedeutet wie „Freundschaft“ oder „Liebe“, und von gr. „sophía“, was so viel bedeutet wie „Weisheit“. Philosophie ist also die Liebe zur Weisheit. Weisheit ist die rationale Orientierung im Denken und Handeln. Rationale Orientierung wiederum erhalten wir dadurch, dass wir uns über Grundbegriffe und Grundprobleme im Klaren sind. Philosophie ist also eine methodisch geleitete Reflexion auf die Grundbegriffe und Grundprobleme der (menschlichen) Existenz. „Methodisch geleitet“ bedeutet, dass wir nicht einfach so drauflos reflektieren, sondern dass unsere Reflexion nach bestimmten logischen Regeln erfolgt. Ebenso wie der Begriff der Philosophie ist der Begriff der Politik vieldeutig. Auch hier hilft eine Orientierung am ursprünglichen griechischen Wort. „Politik“ kommt von gr. „politiká“, was so viel bedeutet wie „das zur Gemeinschaft gehörige“ bzw. „das die gemeinschaftlichen Dinge Betreffende“. Eine Polis war eine antike Gemeinschaft, die wir heute als Stadt oder Stadtstaat bezeichnen. Sie war kein bloßer Haufen von Menschen, sondern geregelt durch bestimmte Gesetze des Zusammenlebens. Politik ist insofern derjenige Bereich unseres Zusammenlebens, der durch Regeln der Herrschaft und Mitbestimmung definiert ist. Was ist dann Politische Philosophie? Eine methodisch geleitete Reflexion auf die Grundbegriffe und Grundprobleme unseres durch Herrschaft und Mitbestimmung definierten Zusammenlebens.

Wir können zwischen einer historischen und einer begrifflichen Dimension der Politischen Philosophie unterscheiden. Aus historischer Dimension sind Denkerinnen und Denker des Politischen zentral, insofern sie klassische, d.h. zeitlos gültige Werke zum Problem des Politischen verfasst haben. Zu nennen sind hier etwa folgende Personen in chronologisch ansteigender Reihenfolge: Platon, Aristoteles, Augustinus, Thomas von Aquin, Niccolò Machiavelli, Thomas Hobbes, John Locke, David Hume, Jean-Jaques Rousseau, Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx/Friedrich Engels, John Stuart Mill, Max Weber, Hannah Arendt, John Rawls, Robert Nozick, Charles Taylor, Michel Foucault, Jürgen Habermas, Ronald Dworkin.

Die systematische Dimension politischer Philosophie besteht in Grundbegriffen, durch welche wir Orientierung erlangen. Solche politischen Grundbegriffe sind etwa (Globale) Gerechtigkeit, Freiheit, Kontraktualismus, Kommunitarismus, Vernunft, Macht, Recht, Herrschaft und Ideologie.

Durch diese Grundbegriffe können wir einerseits das Politische besser in seinen verschiedenen Dimensionen verstehen, es aber zugleich auch kritisieren. Denn das Hauptproblem des Politischen besteht darin, dass Herrschaft und Macht nicht auf gerechte Weise durchgesetzt wird, sondern häufig durch Ideologien nur wenigen Personen oder Staaten zukommt. Hier gilt es, die jeweiligen politischen Systeme daraufhin zu überprüfen, ob sie im Sinne des Wohles aller konzipiert sind, d.h. ob sie genügend Freiheiten und politische Mitbestimmung bzw. Repräsentation erlauben. Denn jedes politische System ist immer schon von der Gefahr betroffen, Macht zu akkumulieren und zu sichern anstatt Partizipation auf gerechte Weise zu ermöglichen. Hier stellt sich die Frage nach der Ausdehnung bzw. Extension des Politischen und seiner Organisationseinheiten: Betrifft es nur unser engstes Umfeld, d.h. unsere Freunde oder unsere Familie, oder nur unsere Stadt, unser Land, oder gar die gesamte Welt oder das ganze Universum? Ferner stellt sich die Frage, ob auch nichtmenschliche Tiere ein Teil des Politischen sind.