Zusammenfassung, 12. Sitzung, 16.1.2019 – Mackie und Davidson über Kausalität

Mackie versucht mit seiner INUS-Bedingung das Problem kausaler Antecedens-Bedingungen in einer logischen Implikation zu lösen:

A→B

Russell hatte zuvor darauf hingewiesen, dass Ursachen niemals hinreichende Bedingungen für ihre Wirkungen sind, sondern immer verschiedene Randbedingungen benötigen, mit denen zusammen sie dann hinreichend für die Wirkung sind.

Nach Russell sind diese Randbedingungen jedoch so vielfältig und speziell, dass es mitunter sehr schwierig wird, eine Art Kausalgesetz der Abfolge zu formulieren, welches nicht nur singuläre Ereignisse, sondern generelle Typen von Ereignissen betrifft. Mackie analysiert nun die Antezendens-Bedingung der Implikation weiter, indem er auf drei Momente verweist, die diese konstituieren:

(A) Ein auslösendes Ereignis (z.B. ein Kurzschluss)

(B) Eine förderliche Umgebungsbedingung (z.B. brennbares Material in der Nähe)

(C) Eine förderliche Vermeidungsbedingung (z.B. die Abwesenheit einer Feuerlöschanlage)

In der Konjunktion der drei Momente ist das Ereignis des Kurzschlusses eine notwendige Bedingung, ohne die B und C nicht zu einem Brand geführt hätten. Sie müssen also durch ein zusätzliches auslösendes Moment hinreichend für die Wirkung gemacht werden (wobei dieses auslösende Moment auch etwas anderes als der Kurzschluss sein könnte, z.B. ein Kugelblitz, so dass es mit Blick auf seine ‚syntaktische‘ Stellung innerhalb des Antezendens zwar als notwendig, mit Blick auf seine ‚paradigmatische‘ Stellung jedoch als austauschbar, d.h. nicht-notwendig erscheint). Ebenso kann man an Mackies Ansatz die kritische Rückfrage stellen, ob nicht auch wiederum der Kurzschluss von anderen Faktoren verursacht war. Gegen einen unendlichen Regress der Bedingungen könnte man das Argument der kausalen Ausdünnung vorbringen: Im Kurzschluss fanden bestimmte Umstände zusammen, die ihn erst auslösten. Freilich kann dies wiederum im Sinne der INUS-Bedingung analysiert werden: Was war der Auslöser für den Kurzschluss usw. Das Problem des Regresses der Bedingungen lässt sich dann lösen, wenn man als Auslöser eine freie Person denkt, die sich für eine bestimmte Handlung aus eigenem Antrieb entschlossen hat, ohne dass ihre Handlung von vorhergehenden Ereignissen notwendig gemacht worden war).

Der US-amerikanische Philosoph Donald Davidson (1917-2003) knüpft wiederum in seinem Aufsatz „Causal Relations“ an Mackies INUS-Bedingung an. Er befasst sich mit der logischen Form singulärer kausaler Aussagen wie „Der Dolchstoß verursachte Cäsars Tod“. Singuläre Aussagen sind insofern zentral, als sie sich auf konkrete einzelne Dinge in der Welt (extensional) beziehen, was bei generellen Aussagen nicht der Fall ist. Davidson möchte jedoch keine ontologische Untersuchung der Kausalitätsproblematik unternehmen, und auch keine erkenntnistheoretische, sondern eine semantisch-logische. Er argumentiert dafür, dass Ursachen besser durch Sätze oder Tatsachen charakterisiert sind als durch Ereignisse. Der Satz

(1) Der Kurzschluss verursachte den Brand.

Muss demnach wie folgt umformuliert werden:

(2) Die Tatsache, dass es einen Kurzschluss gab, verursachte, dass es der Fall war, dass es einen Brand gab.

Es bleibt jedoch zu fragen, ob Davidsons sprachphilosophische Analyse der Kausalitätsproblematik am Ende nicht nur unseren Sprachgebrauch als das tatsächliche Phänomen der Kausalität in der Welt beschreibt.