Zusammenfassung, 5. Sitzung, 14.11.2018: David Humes Kausalitätsverständnis (2)

David Humes Analyse der Kausalrelation setzt an ursprünglichen Sinneseindrücken, die er auch „Gegenstände“ bzw. „Objekte“ nennt, an. Diese stellen für seine Erkenntnistheorie die nicht mehr weiter hintergehbaren Elemente unseres Vorstellens dar. Hume untersucht davon ausgehend „den ursprünglichen Eindruck; zweitens: den gedanklichen Übergang zur Vorstellung der damit verbundenen Ursache oder Wirkung; drittens: die Natur und Eigenschaften dieser Vorstellung.“ (107) Die Notwendigkeit der Kausalrelation zwischen zwei Gegenständen A und B (nennen wir sie C) ist selbst wiederum kein Sinneseindruck. Wir nehmen immer nur bestimmte Gegenstände in ihrem „Wie-Sein“ wahr, nicht aber in ihrem „Weil-Sein“. Deswegen besitzt die Kausalitätsrelation, in welcher wir A und B als befindlich zu erkennen glauben, allein subjektiven und keinesfalls objektiven oder generellen Charakter: „Wir erinnern uns, daß wir wiederholt die Existenz einer bestimmten Art von Gegenständen erlebt haben; wir erinnern uns zugleich, daß Beispiele einer anderen Art von Gegenständen stets mit ihnen verbunden, und ihnen hinsichtlich der Beziehungen der räumlichen Nachbarschaft und zeitlichen Folge in bestimmter Art zugeordnet waren.“ (111) Kausalität ist nichts objektiv Gegebenes, sondern Resultat eines Schlusses, den wir selbst in die Dinge durch Erfahrung hineinlegen. So etwas wie einen Eindruck der Notwendigkeit C, der zwischen A und B existiert, kann noch so viel Erfahrung von A und B nicht bewirken: „Aus der bloßen Wiederholung eines früheren Eindrucks, selbst wenn die Wiederholung ins Endlose fortgesetzt würde, kann niemals eine neue originale Vorstellung, wie es die Vorstellung einer notwendigen Verknüpfung ist, entstehen; die Vielheit der Eindrücke hat in diesem Fall keine weitere Wirkung, als auch die Beschränkung auf einen einzigen Eindruck haben würde.“ (113) Es folgt daraus nach Hume, „daß die Notwendigkeit der Verknüpfung [von Ursache und Wirkung] durch den Schluß, nicht aber der Schluß durch die Notwendigkeit der Verknüpfung bedingt ist.“ (113) Ebenso können wir nach Hume keine kausalen Kräfte erkennen. Denn Kräfte sind Potenzen oder Vermögen, die sich nicht als solche zeigen, sondern immer nur anhand anderer Eindrücke. Logisch betrachtet schließt kein Eindruck einen anderen in sich. Um von A notwendigerweise auf B zu kommen, müssten wir einen Eindruck der Folgerungsbeziehung A->B haben, die jedoch nicht empirisch gegeben ist. Die Annahme von Kausalität ist also allein auf die regelmäßige Abfolge von A und B zurückzuführen, die jedoch nichts Apriorisches, vor der Erfahrung Liegendes ist, sondern nur etwas Aposteriorisches, durch Erfahrung Gegebenes: „Wir können uns jederzeit eine Änderung im Laufe der Natur wenigstens vorstellen.“ (114) Hume formuliert dies folgendermaßen: „Unsere ganze Kenntnis vom Zusammenhang zwischen Ursachen und Wirkungen besteht in dem Bewußtsein, daß gewisse Gegenstände immer miteinander verbunden gewesen sind und sich in allen früheren Fällen als untrennbar erwiesen haben. Wir können in den Grund dieser Verbindung nicht eindringen, wir beobachten nur die Sache selbst; wir finden zugleich, daß die beständige Verbindung der Gegenstände stets eine Verknüpfung derselben in der Einbildungskraft bedingt. Wenn wir uns den Eindruck eines Gegenstandes vergegenwärtigen, so machen wir uns sofort auch eine Vorstellung von dem Gegenstand, der ihn gewöhnlich begleitete. Demzufolge dürfen wir in folgendem die teilweise Bestimmung des Wesens des Fürwahrhaltens oder Glaubens sehen: es ist eine Vorstellung, die mit einem gegenwärtigen Eindruck in Beziehung steht oder damit assoziiert ist.“ (119)