Zusammenfassung: Das (moralisch) Gute

Bei dem moralisch Guten handelt es sich um einen normativen Begriff, der nicht nur, wie der Begriff der Gerechtigkeit, von bestimmten Situationen abhängt und variieren kann, sondern der absolute Geltung für alle Situationen des Handelns beansprucht. Hier stellen sich folgende Fragen: Wie können wir das (moralisch) Gute definieren? Wie können wir das (moralisch) Gute erkennen? Wie können wir (moralisch) gut handeln? Wie verhalten sich (praktische) Vernunft und das (moralisch) Gute zueinander? Wie verhalten sich (menschliche) Natur und das (moralisch) Gute zueinander? Wie verhalten sich Gerechtigkeit und das (moralisch) Gute zueinander?

Je nach philosophischer Position wird das moralisch Gute anders bestimmt, womit auch ein spezifischer Vernunftbegriff verbunden ist:

Utilitarismus (z.B. John Stuart Mill): Gut ist das, was den meisten Menschen nützt und Nutzen bringt.
Hier spielt die instrumentelle Vernunft eine besondere Rolle.

Tugendethik (z.B. Aristoteles): Gut sind tugendhafte Handlungen.
Hier spielt die Urteilskraft und Klugheit eine besondere Rolle.

Deontologie (z.B. Immanuel Kant): Gut sind diejenigen Maximen, die sich vernünftig verallgemeinern lassen.
Hier spielt die (reine) praktische Vernunft eine besondere Rolle.

In der neueren Debatte ist die Position des „ethischen Naturalismus“ zentral, wenn es darum geht, das (moralisch) Gute zu bestimmen. Die englische Philosophin Philippa Foot (1920-2010) hat den Versuch unternommen, das (moralisch) Gute durch unsere Praxis des Urteilens über „die Welt der Lebewesen“ und deren Lebensvollzüge und Lebensformen zu bestimmen. Dabei versucht sie, dem „naturalistischen Fehlschluss“ zu entgehen. Sie vertritt in ihrem Buch „Natural Goodness“ („Die Natur des Gute“) die These, „daß es unmöglich war, das ‚Besondere‘ an der Idee des Guten zu erklären, ohne daß man über die besondere Art und Weise nachdenkt, wie wir die Welt der Lebewesen beschreiben.“ (12) Sie verwendet insofern den Begriff des Lebens als einen Brückenbegriff, um den Übergang von (natürlichem) Sein zu (normativem) Sollen zu bewerkstelligen, da dieser Begriff eine schwache Form von Normativität aufweist. Nach Foot gilt, „daß Zuschreibungen von »gut« ausnahmslos auf die Welt der Lebewesen, also auf Pflanzen, Tiere und Menschen, bezogen sind und daß die Vorstellung von gut und schlecht ohne den Begriff des Lebens inhaltsleer wäre.“ (12 f.) Foot spricht von „Mustern natürlicher Normativität“, die wir in unseren Urteilen über die Natur von Lebewesen und über moralische Handlungen finden. Demgemäß lasst sich das moralische Gute auf dieselbe Weise beurteilen wie eine Lebensform, die keinen Defekt aufweist, z.B. „kräftige Wurzeln bei Eichen oder Schnelligkeit bei Fluchttieren“ (13). Das moralisch Böse kann dagegen im Sinne eines Defekts verstanden werden, wie derjenige „einer Biene, die eine Nektarquelle entdeckt, deren Verhalten anderen Bienen aber nicht mitteilt, wo diese zu finden ist“ (33).