Der Begriff des Guten kann in ganz verschiedenen Kontexten verwendet werden. „Gut“ kann neben seiner engen moralischen Bedeutung auch allgemein „angenehm“ und „nützlich“ bedeuten. Ebenso muss unterschieden werden zwischen einer Substantivierung („das Gute“) und einem Prädikat („gut“). Je nach moralphilosophischer Hintergrundtheorie (z.B. der Pflichtethik/Deontologie oder dem Utilitarismus) wird dem Wort „gut“ eine andere Bedeutung zugemessen. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die aus einer deontologischen Perspektive der Bereich der Motivation bis zu einer bestimmten Handlung im Zentrum steht, während für den Utilitarismus eher die Handlung und ihre Folgen von Interesse sind:
Beide Positionen für sich genommen – Deontologie oder Utilitarismus – scheinen unserem einheitlichen Verständnis des Guten als Einheit von Moralität und Angenehmheit (oder Glückseligkeit) nicht gerecht zu werden. Idealerweise bringt ein guter Wille gute Handlungen hervor, die für die Welt von großem Nutzen sind. Die Konsequenzen der Handlung würden sich demnach als adäquater Ausdruck dieses Willens und seiner Motivation verstehen lassen. Einen solchen einheitlichen und umfassenden Begriff des Guten kann man mit Kant das „höchste Gut“ kennen.
Platon verwendet in seinem Hauptwerk „Der Staat“ (Politeia) den Begriff der „Idee des Guten“. Unter „Idee“ versteht er nicht eine bloße Vorstellung, sondern den Grund des Seins. Er entwickelt jedoch keine Theorie des Guten, sondern nähert sich ihm über ein Gleichnis, das Sonnengleichnis, an. Platon vertritt die These, dass das Gute „noch über das Sein an Würde und Kraft hinausragt“ (509c). Er vergleicht dies mit dem Verhältnis von Sonne und sichtbaren Gegenständen. Wir sehen die Gegenstände (= das Sein) nur dank der Sonne (= das Gute). Die Sonne ist auf einer anderen Ordnungsebene angesiedelt als die wahrnehmbaren Gegenstände, da sie die Bedingung der Möglichkeit ihrer Wahrnehmung ist. Fassen wir die Sonne als einen bloßen Gegenstand der Wahrnehmung auf, so zerstören wir unsere Augen, die nicht dafür geschaffen sind. Ähnlich verhält es sich nach Platon mit der Idee des Guten. Auch sie ist kein Gegenstand der Wahrnehmung und Erkenntnis, sondern die oberste Bedingung der Erkenntnis und all dessen, was existiert. Daran wird deutlich, dass Platon dem Guten eine ausgezeichnete Rolle in seiner Philosophie zugesteht. Das Gute schließt in sich erkenntnistheoretische, ontologische und normative Dimensionen. Es lässt uns die Dinge erkennen (= Erkenntnisgrund), begründet die Dinge (= Seinsgrund) und gibt Orientierung über dasjenige, was gut und schlecht (böse) ist (= Wertgrund).