Bullshit

Im Gegensatz zum Lügner besteht die Problematik des Bullshitters darin, daß der Wahrheitswert seiner Behauptung keine besondere Rolle für ihn spielt. Wir sollen nicht erkennen, daß er weder die Wahrheit sagen noch die Wahrheit verbergen will.“ (Frankfurt, On Bullshit, 61). Die Unterscheidung von Wahrheit und Falschheit, die für den Lügner zentral ist, wird für ihn unbedeutend. Es ist dem Bullshitter „gleichgültig, ob seine Behauptungen die Realität korrekt beschreiben. Er wählt sie einfach so aus oder legt sie sich so zurecht, daß sie seiner Zielsetzung entsprechen.“ Da der Bullshitter die Wahrheit gar nicht beachtet, ist Bullshit nach Frankfurt „ein größerer Feind der Wahrheit als die Lüge“ (67). Darin ähnelt der Bullshitter den antiken Sophisten. Ihnen ging es nicht darum, eine andere Person von der Wahrheit mit guten Argumenten zu überzeugen, sondern sie nur durch Rhetorik zu überreden und zu manipulieren. Worin liegt der Grund von Bullshit? Nach Frankfurt wird Bullshit dann produziert, „wenn die Umstände Menschen dazu zwingen, über Dinge zu reden, von denen sie nichts verstehen. Die Produktion von Bullshit wird also dann angeregt, wenn ein Mensch in die Lage gerät oder gar verpflichtet ist, über ein Thema zu sprechen, das seinen Wissensstand hinsichtlich der für das Thema relevanten Tatsachen übersteigt.“ (70)