John Stuart Mills Theorie des Utilitarismus

John Stuart Mill (1806-1873) gilt als einer der Hauptvertreter der Philosophie des Utilitarismus. Mill ist nicht der „Erfinder“ dieser Theorie, sondern wurde von Jeremy Bentham (1748-1832), einem ebenfalls englischen Philosophen, beeinflusst. Mills Philosophie tritt vor einem von Kant abweichenden Hintergrund auf: Dem (britischen) Empirismus und einer veränderten gesellschaftlichen Situation, in welcher der Demokratisierungsprozess noch weiter vorangeschritten ist, wodurch der Begriff der Gesellschaft freier Individuen stärker ins Zentrum rückt. Weiterlesen

Donald Davidson über denkende Tiere

In seinem Aufsatz „Rationale Lebewesen“ untersucht Donald Davidson (1917-2003) die Frage, wie Denken und Sprache miteinander zusammenhängen und was Lebewesen zu rationalen Lebewesen macht. Als entscheidendes Kriterium erweist sich dabei das Besitzen von propositionalen Einstellungen, die „ein interessantes Kriterium für Rationalität dar[stellen]“ (118) (also Gedanken, die sich in eine „dass-Form“ bringen lassen). In diesem Zusammenhang macht sich Davidson auch Gedanken zum Verhältnis von Philosophie und empirischer Wissenschaft bei der Bestimmung des „Geistes der Tiere“. Ihm zufolge ist es „keine ganz und gar empirische Frage“, ob Tiere über geistige Fähigkeiten verfügen, denn zum einen muss philosophisch bestimmt werden, worin geistige Akte bestehen (z.B. eine Sprache oder propositionale Einstellungen zu haben), zum anderen muss ein Kriterium entwickelt werden, mithilfe dessen entschieden werden kann, ob ein Tier diese Eigenschaften besitzt. Erst dann kommt die empirische Wissenschaft ins Spiel. Weiterlesen

Schopenhauers Theorie des Schlechten (18.6.2018)

Arthur Schopenhauers (1788–1860) Auseinandersetzung mit dem Bösen findet unter dem Vorzeichen seiner Metaphysik des Willens statt. In seiner Schrift Die Welt als Wille und Vorstellung (WWV) wird der Wille nicht nur als Vermögen einer individuellen Person thematisch, sondern als ein generelles Prinzip der Welt. Zugleich werden bei dieser Auseinandersetzung Schopenhauers außereuropäische Einflüsse, vor allem aus der indischen Philosophie der Upanischaden, sichtbar. Seine Behandlung des Bösen schwankt zwischen Individualität und Universalität des Bösen und hebt durch ihre metaphysische Tiefendimension die Unterscheidung von physischem und moralischem Übel auf. Weiterlesen

Schellings Begriff des Bösen (11.6.2018)

Schellings Theorie sammelt wie eine Linse die bisherigen historischen Auffassungen des Bösen und bündelt diese in einem neuen Begriff, der eine absolute Ausnahmestellung innerhalb der Geschichte der Philosophie einnimmt: Zum ersten Mal wird das Böse nicht mehr als Privation, sondern als durch und durch aktive Perversion verstanden. Weiterlesen

Kants Theorie des höchsten Guts (13.6.2018)

Kants Theorie des Guten tritt in einer engeren und einer weiteren Form auf. Im engeren Sinne ist das Gute nach Kant allein der gute Wille, also die subjektive moralische Einstellung und Entscheidung, die einer Handlung zugrunde liegt. Im Verhältnis von Wille und Handlung kommt damit dem Willen die alles entscheidende Rolle zu; er ist, metaphorisch gesprochen, der Juwel, und seine Konsequenzen der Handlung nur seine Einfassung, die demgegenüber unwesentlich ist. Im weiteren Sinne ist das Gute nach Kant das „höchste Gut“ als Einheit von Moralität und Glückseligkeit, entsprechend der doppelten Bedeutung von „gut“ im Sinne von „moralisch“ und „angenehm“. Weiterlesen

Haben Tiere Gedanken? (12.6.2018)

In seinen Meditationen über die erste Philosophie hatte Descartes die auf den ersten Blick merkwürdig anmutende These vertreten, dass die res cogitans nicht nur durch abstrakt-kognitive Akte, sondern auch durch volitionale und emotive Vollzüge konstituiert wird: Ein denkendes Ding ist „ein Ding, das zweifelt, versteht, behauptet, verneint, will (volens), nicht will (nolens), und das sich auch etwas einbildet (imaginans) und empfindet (sentiens).“ Weiterlesen

Leibniz und Rousseau über das Gute (30.5.2018)

Es lassen sich in der Geschichte der Philosophie verschiedene Muster erkennen, das Gute zu verorten. Während Platon das Gute in bzw. über den Ideen ansiedelt und sich damit das Problem seiner Realisierung in der irdischen Welt stellt, denkt Leibniz das Gute als die rational beste aller möglichen Welten. Bei Platon und in der platonischen Tradition besteht das Böse in der Materie, die durch einen Seinsmangel (Privation) gekennzeichnet ist, ebenso in der scholastischen Philosophie bei Thomas von Aquin. Das Gute ist bei Leibniz dagegen ein resultativer Zustand, der verschiedenen metaphysischen und rationalen Bedingungen gerecht wird. Weiterlesen

Zusammenfassung: Leibniz‘ Theorie des Bösen

Nachdem bei Augustinus und Thomas von Aquin eher die subjektive Dimension des Bösen anhand der Struktur des Willens thematisiert wurde, wobei vor allem das malum morale und das malum physicum im Zentrum standen, wendet sich Leibniz der Frage nach der kosmologischen Dimension des Bösen, dem malum metaphysicum, zu. Die Leitfrage lautet dabei: Wie steht das Böse im Zusammenhang mit dem Ganzen – also Gott und dem Universum? Und wie verträgt es sich mit Gottes Prädikaten der Allmächtigkeit, der Allgüte und der Allwissenheit? Weiterlesen

Zusammenfassung, 7. Sitzung, 23.5.2018: Leibniz

Es lassen sich hinsichtlich des Verhältnisses von Gut und Böse mindestens drei Paradigmen unterscheiden. Zum einen kann die Auffassung vertreten werden, das Gut und Böse in einem graduellen Verhältnis zueinander stehen, wobei das Böse am Guten bemessen wird, so dass das Böse immer ein Mangel am Guten ist (Privationstheorie des Bösen bzw. Gradualitätstheorie des Guten). Eine solche Theorie des Guten vertreten Platon, Thomas von Aquin und Plotin. Weiterlesen

Zusammenfassung, 6. Sitzung, 18.5.2018: Bayle und Hume

Der französische Aufklärer Pierre Bayle (1647-1706) befasst sich in seinem Historischen und kritischen Wörterbuch mit der Intelligenz der Tiere. Gegenüber der cartesischen Auffassung, dass Tiere hinsichtlich ihres Verhaltens mit bloßen Maschinen gleichgesetzt werden könnten, argumentiert er, dass das Phänomen der Konditionierung ein Hinweis darauf sei, dass Tiere über Intelligenz verfügen und ihr Verhalten nicht rein mechanistisch erklärt werden könne. Weiterlesen

Plotin und Thomas von Aquin über das Gute (16.5.2018)

Die Rede von dem „Guten“ ist problematisch. Denn die Substantivierung von „gut“ legt nahe, dass es etwas absolut Gutes gibt. Hier stellt sich dann die Frage, wie dieses absolut Gute mit der konkreten Lebenswelt und den menschlichen Handlungen zusammenhängt und wie es sich darin realisieren kann und lässt. Auch stellt sich die Frage, ob alles konkrete Gute an dem Guten oder der Idee des Guten (nach Platon) teilhat, oder ob das Gute nicht je nach Tätigkeit, Perspektive und Interesse differenziert werden muss (nach Aristoteles). Schließlich stellt sich die Frage, wie im Guten Normativtät (also Werthaftigkeit) und Ontologie (also ‚Seinshaftigkeit‘) miteinander zusammenhängen. Ist das Gute mehr seiend als das Schlechte? Wie genau hängen sie miteinander zusammen? Weiterlesen

Zusammenfassung, 6. Sitzung 14.5.2018: Luther und Leibniz über das Böse

In der weiteren Auseinandersetzung mit Luther trat nochmals in den Blick, dass Luther entgegen der scholastischen Tradition des Mittelalters ein ausgesprochen pessimistisches Weltbild vertritt. Was er unter „Natur“ und dem „natürlichen Menschen“ versteht, ist für Luther ausnahmslos fragwürdig, unvollkommen und vom Göttlichen entfremdet. Weiterlesen

Zusammenfassung, 5. Sitzung, 8.5.2018: Descartes und Montaigne über Tiere

In seiner Schrift Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung (1637) widmet sich Descartes (1596-1650) der Frage, ob Tiere einen Geist besitzen. Er vertritt darin die provokative These, dass Tiere, da sie nicht über Vernunft verfügen, prinzipiell nicht von Maschinen, die ihre Lebensfunktionen übernehmen, unterschieden werden können. Weiterlesen

Zusammenfassung Seminar „Die Sünde und das Böse“ (5. Sitzung, 7.5.2018: Martin Luther)

Martin Luther (1483-1546) befasst sich mit dem Phänomen des Bösen und der Sünde vor dem Hintergrund des Verhältnisses von Gott und Mensch. Dieses Verhältnis ist für ihn seit dem Sündenfall im Paradies brüchig geworden, so dass sich die Frage stellt, wie es in postlapsarischen Zeiten wieder hergestellt werden kann. Weiterlesen