Zusammenfassung: Ethik der neuronalen Netze

Unter den neueren Entwicklungen künstlicher Intelligenz stechen besonders die künstlichen neuronalen Netze hervor, da sie neue ethische Herausforderungen mit sich bringen. Im Gegensatz zu symbolverarbeitenden, deduktiv verfahrenden Systemen operieren künstliche neuronale Netze (KNNs) so, dass sie lernen und sich selbst verbessern können. Sie sind unserem menschlichen Gehirn nachgebildet und beinhalten verschiedene Schichten von Neuronen, die miteinander durch Gewichtungen verbunden sind. Weiterlesen

Zusammenfassung: Thomas von Aquin und Leibniz über das Gute und Böse

Der mittelalterliche Philosoph Thomas von Aquin diskutiert in seiner Schrift „Summa Theologiae“ die Frage, inwiefern eine böse Handlung überhaupt existieren kann. Dabei verwendet er die scholastische Methode, die in der regelgeleiteten Abwägung und Diskussion von Thesen und Gegenthesen besteht. Zunächst diskutiert er die Frage, ob jede menschliche Handlung gut ist, oder ob es auch schlechte bzw. böse Handlungen gibt. Denn der Grund einer Handlung, ihre Motivation, scheint nur im Guten zu liegen. Weiterlesen

Zusammenfassung: Ethik der künstlichen Intelligenz (1)

So wie die Digitalisierung in pervasives Phänomen ist, welches nahezu alle Bereiche unseres Alltags und unserer Lebenswelt betrifft, so wird gerade auch künstliche Intelligenz immer mehr Teil unserer Lebenswelt. Ebenso wie wir zunächst den ontologischen und epistemologischen Status des Internets klären müssen, bevor wir seine ethischen Probleme diskutieren können, müssen wir zunächst untersuchen, was eigentlich künstliche Intelligenz ist, bevor wir ihre moralphilosophische Bedeutung behandeln. Weiterlesen

Zusammenfassung: Hutcheson über den moralischen Sinn

Francis Hutcheson versteht den moralische Sinn (moral sense) im Sinne eines moralischen Wahrnehmungs- und Beurteilungsvermögens. Er unterscheidet die Wahrnehmungen (perceptions) des moralisch Guten und Bösen von den Wahrnehmungen des bloß Angenehmen und Unangenehmen. Dies setzt voraus, dass das moralisch Gute und Böse Objekte (objects) sind, die wir von außen wie Sinneseindrücke unmittelbar und direkt wahrnehmen. Weiterlesen

Zusammenfassung: Fichte und Kant

Fichte begegnete Kants Philosophie als Hauslehrer in Leipzig im Jahr 1790. In einem Brief an seinen ehemaligen Mitschüler Friedrich August Weißhuhn aus dem Spätsommer dieses Jahres schreibt er: „Ich lebe in einer neuen Welt, seitdem ich die »Kritik der praktischen Vernunft« gelesen habe. Sätze, von denen ich glaubte, sie seien unumstößlich, sind mir umgestoßen; Dinge, von denen ich glaubte, sie könnten mir nie bewiesen werden, z.B. der Begriff einer absoluten Freiheit, der Pflicht u.s.w., sind mir bewiesen, und ich fühle mich darüber nur um so froher. Es ist unbegreiflich, welche Achtung für die Menschheit, welche Kraft uns dieses System gibt!“ Weiterlesen

Zusammenfassung: Aristoteles über Tugend als moralische Motivation

Wir können Aristoteles‘ Begriff der Tugend als Habitus im Sinne von moralischer Motivation verstehen. Aristoteles bestimmt die Tugend als „rechte Mitte“ (méson) zwischen zwei Extrempositionen. Als Beispiel führt er die Mäßigkeit als Mitte zwischen Zügellosigkeit und Stumpfsinn und den Starkmut als Mitte zwischen Feigheit und Tollkühnheit an. Was die rechte Mitte ist, das ist mit Blick auf Gegenstände (mesón tou prágmatos) das arithmetische Mittel (méson kata ten arithmetikén). Mit Blick auf (pros hemas) uns ist es die rechte Mitte zwischen Übermaß und Mangel, und diese Mitte hängt von uns je individuell ab. Weiterlesen

Zusammenfassung: Plotin und Augustinus Gut und Böse

Der Neuplatoniker Plotin (205-270 n. Chr.) steht in einer platonischen Tradition. Er vertritt die Auffassung, dass das Gute (agathón) und das Eine (hén) aufs Engste miteinander verbunden sind. Das Eine ist begrifflich in sich homogen und nicht differenziert, weshalb es sich als das Erste oder Absolute eignet. Das Eine gibt allen Dingen ihre Einheit, und sie können nur deswegen existieren. Es ist das ontologische Prinzip. Das Gute hingegen ist das Erste in einem normativen Sinn. Es ist dasjenige, was allem anderen vorzuziehen ist, eben weil es gut ist. Es ist damit der Flucht- und Zielpunkt aller unserer Strebungen. Weiterlesen

Kants Theorie moralischer Normativität

Kants Ethik ist eine formale Ethik. Damit ist gemeint, dass es ihm bei der Begründung und Erkenntnis der moralischen Prinzipien nicht auf bestimmte Tugenden, gesunde Mitte, individuelle Zwecke oder Konsequenzen einer Handlung ankommt, sondern auf die formale, vernünftige Grundstruktur unseres Wollens. Nach Kant ist derjenige Wille moralisch, der nur durch die Form des Sittengesetzes bestimmt ist. Dies ist nach Kant der „reine Wille“. Kant entwickelt die Normativität der Moralität aus der vernünftigen Verallgemeinerbarkeit unserer Willensabsichten, wobei das normative Kriterium für diese die widerspruchsfreie Verallgemeinerbarkeit ist. Hier stellt sich freilich die Frage, wie genau diese Widerspruchsfreiheit zu verstehen ist. Denn logische Widersprüche scheinen als solche noch keine moralische Normativität zu garantieren und Moralität begründen zu lassen. Der Satz „3 und 3 ergibt 5“ beinhaltet zwar einen logischen Widerspruch, doch ist dieser moralisch völlig neutral, es folgt daraus moralisch kein Gebot oder Verbot. Weiterlesen

Philosophie des Datenschutzes

Sind Daten einmal in die Welt gesetzt worden, werden wir sie nur schwer wieder los. Daten sind mehr als nur ein Fußabdruck, sondern schwer zu verwischende Spuren. Das Wort stammt aus dem Lateinischen („datum“) und bedeutet ganz allgemein so viel wie „das Gegebene“. Gegeben ist uns sehr vieles, und um ein Datum zu sein, muss es eine bestimmte Form aufweisen. Ein Datum muss in einem gewissen Sinne „lesbar“ sein, also eine erkennbare Struktur und Ordnung besitzen. Ansonsten spricht man von bloßem „Datenrauschen“, welches völlig uninformativ ist. Weiterlesen

Aristoteles über moralische Motivation

Moralische Motivation steht im Spannungsfeld von kognitiver Moralerkenntnis und affektiver Moralbewegung und betrifft ein zentrales Problem der Moralpsychologie. Das Problem der Moralkognition besteht darin, dass wir allein durch die Erkenntnis der Moralität nicht schon unmittelbar zum moralischen Handeln bewegt werden. Das Problem der Moralbewegung besteht darin, dass wir dadurch nicht genug unser Handeln begründen. Moralische Motivation erfordert jedoch, dass die Motive, die unser Handeln bestimmen, moralisch sind, und dies bedeutet wiederum, dass sie auf moralisch begründete Weise motivieren. Sie setzt eine Balance aus zu viel kognitiver Distanz und zu viel emotionaler Nähe voraus. Weiterlesen

Platon und Plotin über Gut und Böse

Im Gegensatz zum Guten und Wahren haben das Böse und der Irrtum in der Geschichte der Philosophie relativ wenig Beachtung erfahren. Oft wird das Böse nur als ein Mangel des Guten und der Irrtum als ein Mangel an Wahrheit verstanden. Einer solchen privativen Auffassung entgeht aber, dass wir gerade durch diese negativen Phänomene weiter Aufschluss über das Gute und die Wahrheit erhalten können. Das Böse und Falsche sind nicht gänzlich vom Guten und Wahren verschieden, sondern die andere Seite des Wahren und Guten – ihre Schattenseite. Es gilt daher genau zu untersuchen, wie die Schattenseite des Guten und Wahren zustande kommt, und welche Prozesse – insbesondere durch uns selbst – daran beteiligt sind. Weiterlesen

Kants Transzendentalphilosophie

Immanuel Kants Philosophie versteht sich als eine „Transzendentalphilosophie“. „Transzendental“ bedeutet im Gegensatz zu „transzendent“, dass dabei die Grenzen unseres Wissens nicht überschritten werden, sondern vielmehr „unterschritten“, im Sinne der „Bedingung der Möglichkeit“ von Erkenntnis. Kant vertritt eine Philosophie im Sinne eines „transzendentalen Idealismus“. Die Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis, u.a. Raum und Zeit, sind nicht „real“ im Sinne einer unabhängigen Existenz von unserer Subjektivität, sondern „ideal“ im Sinne ihrer Abhängigkeit von uns. Weiterlesen

Zusammenfassung: Grundbegriffe einer Ethik der Digitalität

Die Digitalisierung betrifft zunehmend alle Bereiche unserer Lebenswelt. Wie die Elektrizität stellt sie nicht mehr nur eine Technologie dar, die bestimmte (Spezial-)Bereiche betrifft, sondern ist eine pervasive Technologie geworden, die in alle Bereiche unseres Lebens vordringt, anders etwa als die Gentechnik, die freilich auch ethisch von großer und zunehmender Bedeutung ist. Wäre die Digitalisierung nur eine Spezialtechnik, so würde es genügen, für sie eine Technik- oder Bereichsethik zu entwickeln, im Sinne angewandter Ethik bzw. im Sinne einer Ethik der digitalen Ethik, so wie etwa die Tierethik, die Bioethik oder die Wirtschaftsethik. Eine Ethik der Digitalität hingegen berücksichtigt, dass Digitalisierung mehr ist als nur Nullen und Einsen. Weiterlesen

Was ist moralische Motivation?

Die Frage nach moralischer Motivation kann in zweifachem Sinne verstanden werden:

  • Was motiviert uns zu moralischen Handlungen?
  • Was soll uns zu moralischen Handlungen motivieren?

Während (1) auf deskriptive Sachverhalte abzielt, zielt (2) auf normative Sachverhalte ab. Wir sehen, dass moralische Motivation nicht nur moralische Handlungen betrifft, sondern auch unseren Willen, der zu moralischen Handlungen führen soll und dazu moralisch bestimmt sein muss. Weiterlesen

Gut und Böse: Bestimmung eines Verhältnisses

Das Verhältnis von Gut und Böse ist überaus komplex. Wir können es auf verschiedene Art und Weise verstehen:

  • Das Böse kann etwa als das (logische) kontradiktorische Gegenteil des Guten gefasst werden (Kontradiktionsthese)
  • Das Böse kann als (ontologische) Privation, d.h. Beraubung des Guten verstanden werden (Privationsthese)
  • Das Böse kann als (volitionale) Perversion, d.h. willentliche Umkehrung bzw. Verkehrung des Guten verstanden werden (Perversionsthese)

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