Zusammenfassung 10. Sitzung, 19.12.2019 – Schillers Theorie der Triebe

Der menschliche Wille ist nach Schiller gespalten in zwei „Tendenzen“ bzw. „Triebe“, „die den Begriff der Menschheit erschöpfen“.[1] Anders als die in Kants Grundlegungsschriften eingeführte Unterscheidung von Vernunft und Natur folgt Schillers Unterscheidung dieser Willenstendenzen nicht der Opposition „Autonomie-Heteronomie“, sondern er fasst beide Triebe als Basis des Freiheitsgebrauchs auf:[2]

Ich trage kein Bedenken, diesen Ausdruck [scil. „Trieb“] sowohl von demjenigen, was nach Befolgung eines Gesetzes [scil. dem Formtrieb] als von dem, was nach Befriedigung eines Bedürfnisses strebt [dem Stofftrieb], gemeinschaftlich zu gebrauchen wiewohl man ihn sonst nur auf das letztere einzuschränken pflegt. So wie nehmlich Vernunftideen zu Imperativen oder Pflichten werden, sobald man sie überhaupt in die Schranken der Zeit setzt, so werden aus diesen Pflichten Triebe, sobald sie auf etwas bestimmtes und wirkliches bezogen werden. […] Dieser Trieb [scil. der Formtrieb] entsteht nothwendig, und fehlt auch bey demjenigen nicht, der ihm gerade entgegen handelt. Ohne ihn würde es keinen moralisch bösen, folglich auch keinen moralisch guten Willen geben [Hervorh. J.N.].[3] Weiterlesen

Zusammenfassung 8. Sitzung, 12.12.2019 – Fichtes Theorie der Triebe

In seiner Schrift Über Geist und Buchstab in der Philosophie (1794) interpretiert Fichte den Triebbegriff vor dem Hintergrund einer Konzeption individueller Freiheit. Damit geht er entschieden über Kants Theorie hinaus, der die Triebe dem unteren Begehrungsvermögen zugeordnet und als eine Form von Fremdbestimmung aufgefasst hatte. Fichte knüpft dabei an die kantische Unterscheidung der verschiedenen Erkenntnisvermögen, insbesondere den Begriff der (reflektierenden) Urteilskraft, an. Weiterlesen

Zusammenfassung 8. Sitzung, 5.12.2019 – Reinholds Theorie der Triebe

Die Basis von Reinholds positivem Freiheitsbegriff bildet seine komplexe, in sich differenzierte Trieblehre, welche er in expliziter Auseinandersetzung mit Kants Triebfedern-Lehre entwickelt. Als programmatisch kann dabei der Titel des Siebten Briefs gelten: Über den bisher verkannten Unterschied zwischen dem uneigennützigen und dem eigennützigen Triebe, und zwischen diesen beiden Trieben und dem Willen. Die zentrale Differenz zwischen dem uneigennützigen und dem eigennützigen Trieb ist, wie Reinhold betont, ein Unterschied, „aus dem sich, wenn er einmal zugegeben ist, alle in jener Darstellung […] aufgestellten Grund- Lehr und Folgesätze […] ergeben“[1]. Weiterlesen

Zusammenfassung 4. Sitzung, 4.12.2019: Mitleidsethik, Tierversuche, Tiertötung

Donald Trump hat auf seinem Twitter-Account angekündigt, dem Armeehund Conan für seine treuen Dienste – er half dabei, den ISIS-Chef Abu Bakr a-Bagdadi zu stellen – einen Orden zu verleihen. Dies wirkt auf uns aus mehreren Gründen befremdlich. Zum einen fassen wir Hunde nicht als Akteure auf, die für ihre Taten im moralischen oder auch nur gesellschaftlichen Sinne verantwortlich sind. Zum anderen zweifeln wir daran, dass der Orden für den Hund von Bedeutung ist, er also verstehen kann, um was es sich dabei handelt. Nichtmenschliche Tiere scheinen kein Bewusstsein von Ehre und Würde zu haben. Es scheint sich dabei also um einen klassischen Fall von Anthropomorphismus zu handeln. Weiterlesen