Tillichs Theorie des Dämonischen

Paul Tillich (1886-1965) befasst sich mit dem Phänomen des Dämonischen vorwiegend aus kultur- und religionsgeschichtlicher Perspektive. Er setzt dabei an der Beobachtung an, dass das Dämonische aus der Perspektive des „abendländischen Bewußtsein[s]“ häufig als Gegenstand sogenannter „primitiven“ Kulturen betrachtet wurde (140). Weiterlesen

Kierkegaards Begriff der Sünde

Wie bei Schelling, so hängt auch bei Kierkegaard der Begriff des Bösen (bzw. der Sünde) aufs Engste mit der Bestimmung des Menschen zusammen. Ähnlich wie Schelling bestimmt Kierkegaard den Menschen als ein „geistiges“ Wesen, welches aus zwei entgegengesetzten Prinzipien konstituiert wird. Der „Geist“ oder das „Selbst“ ist nach Kierkegaard „eine Synthese von Unendlichkeit und Endlichkeit, von Zeitlichem und Ewigem, von Freiheit und Notwendigkeit, kurz eine Synthese.“ (9) Die Selbstreflexivität allein macht jedoch noch nicht die ganze relationale Verfassung des Menschen aus. Kierkegaard überbietet die gängigen anthropologischen Theorien des Bösen, indem er den Menschen in einer weiteren Dimension betrachtet, die erst einen Begriff der Sünde ermöglicht. Weiterlesen

Schopenhauers Theorie des Schlechten (18.6.2018)

Arthur Schopenhauers (1788–1860) Auseinandersetzung mit dem Bösen findet unter dem Vorzeichen seiner Metaphysik des Willens statt. In seiner Schrift Die Welt als Wille und Vorstellung (WWV) wird der Wille nicht nur als Vermögen einer individuellen Person thematisch, sondern als ein generelles Prinzip der Welt. Zugleich werden bei dieser Auseinandersetzung Schopenhauers außereuropäische Einflüsse, vor allem aus der indischen Philosophie der Upanischaden, sichtbar. Seine Behandlung des Bösen schwankt zwischen Individualität und Universalität des Bösen und hebt durch ihre metaphysische Tiefendimension die Unterscheidung von physischem und moralischem Übel auf. Weiterlesen

Schellings Begriff des Bösen (11.6.2018)

Schellings Theorie sammelt wie eine Linse die bisherigen historischen Auffassungen des Bösen und bündelt diese in einem neuen Begriff, der eine absolute Ausnahmestellung innerhalb der Geschichte der Philosophie einnimmt: Zum ersten Mal wird das Böse nicht mehr als Privation, sondern als durch und durch aktive Perversion verstanden. Weiterlesen

Zusammenfassung: Leibniz‘ Theorie des Bösen

Nachdem bei Augustinus und Thomas von Aquin eher die subjektive Dimension des Bösen anhand der Struktur des Willens thematisiert wurde, wobei vor allem das malum morale und das malum physicum im Zentrum standen, wendet sich Leibniz der Frage nach der kosmologischen Dimension des Bösen, dem malum metaphysicum, zu. Die Leitfrage lautet dabei: Wie steht das Böse im Zusammenhang mit dem Ganzen – also Gott und dem Universum? Und wie verträgt es sich mit Gottes Prädikaten der Allmächtigkeit, der Allgüte und der Allwissenheit? Weiterlesen

Zusammenfassung Seminar „Die Sünde und das Böse“ (5. Sitzung, 7.5.2018: Martin Luther)

Martin Luther (1483-1546) befasst sich mit dem Phänomen des Bösen und der Sünde vor dem Hintergrund des Verhältnisses von Gott und Mensch. Dieses Verhältnis ist für ihn seit dem Sündenfall im Paradies brüchig geworden, so dass sich die Frage stellt, wie es in postlapsarischen Zeiten wieder hergestellt werden kann. Weiterlesen

Zusammenfassung Seminar „Die Sünde und das Böse“ (3. Sitzung, 23.4.2018: Augustinus)

Augustinus (354-430) knüpft in seiner Sündenlehre direkt an die Geschichte des Sündenfalls im Buch Genesis der Bibel an, gibt diesem jedoch eine spezifisch subjektive Wendung. In seinen Bekenntnissen (Confessiones) schildert Augustinus, wie er als 16-Jähriger zusammen mit Freunden eine Birne aus einem Garten stahl. Der Grund für diesen Diebstahl lag, wie Augustinus bekennt, nicht im Objekt der Begierde, also der Birne. Denn diese war, wie Augustinus schreibt, nicht sonderlich attraktiv. Vielmehr ging es ihm um den Diebstahl als solchen, um die Lust am Übertreten des 7. Gebots („Du sollst nicht stehlen“). Weiterlesen

Zusammenfassung Seminar „Die Sünde und das Böse“ (2. Sitzung, 16.4.2018: Der Sündenfall)

Die Sünde und das Böse sind Themen, die die Theologie und Philosophie immer schon beschäftigt haben, da sie das Zentrum menschlicher Existenz und Freiheit betreffen. Das Seminar will sich mit diesen Themen aus historischer und systematischer Perspektive befassen: Wie hat sich die Auffassung der Sünde und des Bösen im Laufe der Zeit gewandelt? Worin bestehen die Konstanten der Befassung? Inwiefern ist sie jeweils theologisch-philosophisch überzeugend, inwiefern problematisch? Weiterlesen