Zusammenfassung: Fichtes Begriff des freien Selbstbewusstseins

Fichtes Grundgedanke seines „Systems der Sittenlehre“, aber auch seiner „Wissenschaftslehre“, besteht darin, dass Wissen (bzw. Subjektivität, Begriff) und Sein (Objektivität) „nicht etwa außerhalb des Bewußtseins und unabhängig von ihm getrennt [sind], sondern nur im Bewußtsein […] getrennt [werden], weil diese Trennung Bedingung der Möglichkeit alles Bewußtseins ist; und durch diese Trennung entstehen erst beide.“ (5) Weiterlesen

Zusammenfassung: Kants Theorie moralischer Motivation

Im Gegensatz zur empiristischen Tradition moralischer Motivation bei Hutcheson, Hume und Smith argumentiert Kant, dass die Vernunft selbst Grund normativer Bewertung ist und insofern auch mit Gefühlen in eine systematische Verbindung treten kann. Als ein endliches Wesen, „dessen Vernunft nicht schon vermöge seiner Natur dem objectiven Gesetze nothwendig gemäß ist“, benötigt der Mensch zum moralischen Handeln eine „Triebfeder des menschlichen Willens“, die im Sittengesetz fundiert ist. Weiterlesen

Zusammenfassung: Fichtes „System der Sittenlehre“ – Einleitung

Fichte hat sein „System der Sittenlehre“ ausdrücklich „nach den Prinzipien der Wissenschaftslehre“ entworfen. Dies bedeutet, dass dabei der „Grundsatz“ des Selbstbewusstseins eine zentrale, fundierende Rolle spielt. Die Wendung „Grundsatz“ lässt sich hier doppelt verstehen. Einmal im Sinne des sprachlichen Satzes und seiner propositionalen Struktur, die ein Subjekt mit einem Prädikat verbindet. Ferner aber auch im Sinne des „Setzens“ eines „Grundes“, und zwar durch das Selbstbewusstsein selbst. Weiterlesen

Zusammenfassung: Kant über das Gute

Immanuel Kants (1724-1804) Theorie des Guten markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Philosophie. Nicht mehr wird das Gute, wie bei Platon, an einen metaphysischen Ort entrückt, der jenseits des Seins ist. Vielmehr wird das Gute nun mitten im individuellen Subjekt verortet, insofern es seinen konkreten Willen betrifft: „Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille.“ (AA IV, 393) Weiterlesen

Zusammenfassung: Hume und Smith über moralische Motivation

David Hume bestimmt das Verhältnis von (praktischer) Vernunft und Emotionen mit Blick auf moralische Motivation so, dass sie „uns über die schädlichen und nützlichen Folgen von Eigenschaften und Handlungen“ zwar „aufklären“ kann, jedoch nicht hinreichend ist, „um moralischen Tadel oder moralisches Lob hervorzurufen“. Die Vernunft ist nach Hume nur ein deskriptives Vermögen, welches instrumentelle Überlegungen hervorbringt, jedoch keine moralisch-normativen Bewertungen vollziehen oder Handlungen motivieren kann. Dazu ist nach Hume noch ein Gefühl notwendig, „das bewirkt, daß wir das Nützliche dem Schädlichen vorziehen“. Weiterlesen

Zusammenfassung: Ethik der neuronalen Netze

Unter den neueren Entwicklungen künstlicher Intelligenz stechen besonders die künstlichen neuronalen Netze hervor, da sie neue ethische Herausforderungen mit sich bringen. Im Gegensatz zu symbolverarbeitenden, deduktiv verfahrenden Systemen operieren künstliche neuronale Netze (KNNs) so, dass sie lernen und sich selbst verbessern können. Sie sind unserem menschlichen Gehirn nachgebildet und beinhalten verschiedene Schichten von Neuronen, die miteinander durch Gewichtungen verbunden sind. Weiterlesen

Zusammenfassung: Thomas von Aquin und Leibniz über das Gute und Böse

Der mittelalterliche Philosoph Thomas von Aquin diskutiert in seiner Schrift „Summa Theologiae“ die Frage, inwiefern eine böse Handlung überhaupt existieren kann. Dabei verwendet er die scholastische Methode, die in der regelgeleiteten Abwägung und Diskussion von Thesen und Gegenthesen besteht. Zunächst diskutiert er die Frage, ob jede menschliche Handlung gut ist, oder ob es auch schlechte bzw. böse Handlungen gibt. Denn der Grund einer Handlung, ihre Motivation, scheint nur im Guten zu liegen. Weiterlesen

Zusammenfassung: Ethik der künstlichen Intelligenz (1)

So wie die Digitalisierung in pervasives Phänomen ist, welches nahezu alle Bereiche unseres Alltags und unserer Lebenswelt betrifft, so wird gerade auch künstliche Intelligenz immer mehr Teil unserer Lebenswelt. Ebenso wie wir zunächst den ontologischen und epistemologischen Status des Internets klären müssen, bevor wir seine ethischen Probleme diskutieren können, müssen wir zunächst untersuchen, was eigentlich künstliche Intelligenz ist, bevor wir ihre moralphilosophische Bedeutung behandeln. Weiterlesen

Zusammenfassung: Hutcheson über den moralischen Sinn

Francis Hutcheson versteht den moralische Sinn (moral sense) im Sinne eines moralischen Wahrnehmungs- und Beurteilungsvermögens. Er unterscheidet die Wahrnehmungen (perceptions) des moralisch Guten und Bösen von den Wahrnehmungen des bloß Angenehmen und Unangenehmen. Dies setzt voraus, dass das moralisch Gute und Böse Objekte (objects) sind, die wir von außen wie Sinneseindrücke unmittelbar und direkt wahrnehmen. Weiterlesen

Zusammenfassung: Fichte und Kant

Fichte begegnete Kants Philosophie als Hauslehrer in Leipzig im Jahr 1790. In einem Brief an seinen ehemaligen Mitschüler Friedrich August Weißhuhn aus dem Spätsommer dieses Jahres schreibt er: „Ich lebe in einer neuen Welt, seitdem ich die »Kritik der praktischen Vernunft« gelesen habe. Sätze, von denen ich glaubte, sie seien unumstößlich, sind mir umgestoßen; Dinge, von denen ich glaubte, sie könnten mir nie bewiesen werden, z.B. der Begriff einer absoluten Freiheit, der Pflicht u.s.w., sind mir bewiesen, und ich fühle mich darüber nur um so froher. Es ist unbegreiflich, welche Achtung für die Menschheit, welche Kraft uns dieses System gibt!“ Weiterlesen

Zusammenfassung: Aristoteles über Tugend als moralische Motivation

Wir können Aristoteles‘ Begriff der Tugend als Habitus im Sinne von moralischer Motivation verstehen. Aristoteles bestimmt die Tugend als „rechte Mitte“ (méson) zwischen zwei Extrempositionen. Als Beispiel führt er die Mäßigkeit als Mitte zwischen Zügellosigkeit und Stumpfsinn und den Starkmut als Mitte zwischen Feigheit und Tollkühnheit an. Was die rechte Mitte ist, das ist mit Blick auf Gegenstände (mesón tou prágmatos) das arithmetische Mittel (méson kata ten arithmetikén). Mit Blick auf (pros hemas) uns ist es die rechte Mitte zwischen Übermaß und Mangel, und diese Mitte hängt von uns je individuell ab. Weiterlesen