Leibniz und Rousseau über das Gute (30.5.2018)

Es lassen sich in der Geschichte der Philosophie verschiedene Muster erkennen, das Gute zu verorten. Während Platon das Gute in bzw. über den Ideen ansiedelt und sich damit das Problem seiner Realisierung in der irdischen Welt stellt, denkt Leibniz das Gute als die rational beste aller möglichen Welten. Bei Platon und in der platonischen Tradition besteht das Böse in der Materie, die durch einen Seinsmangel (Privation) gekennzeichnet ist, ebenso in der scholastischen Philosophie bei Thomas von Aquin. Das Gute ist bei Leibniz dagegen ein resultativer Zustand, der verschiedenen metaphysischen und rationalen Bedingungen gerecht wird. Weiterlesen

Zusammenfassung: Leibniz‘ Theorie des Bösen

Nachdem bei Augustinus und Thomas von Aquin eher die subjektive Dimension des Bösen anhand der Struktur des Willens thematisiert wurde, wobei vor allem das malum morale und das malum physicum im Zentrum standen, wendet sich Leibniz der Frage nach der kosmologischen Dimension des Bösen, dem malum metaphysicum, zu. Die Leitfrage lautet dabei: Wie steht das Böse im Zusammenhang mit dem Ganzen – also Gott und dem Universum? Und wie verträgt es sich mit Gottes Prädikaten der Allmächtigkeit, der Allgüte und der Allwissenheit? Weiterlesen

Zusammenfassung, 7. Sitzung, 23.5.2018: Leibniz

Es lassen sich hinsichtlich des Verhältnisses von Gut und Böse mindestens drei Paradigmen unterscheiden. Zum einen kann die Auffassung vertreten werden, das Gut und Böse in einem graduellen Verhältnis zueinander stehen, wobei das Böse am Guten bemessen wird, so dass das Böse immer ein Mangel am Guten ist (Privationstheorie des Bösen bzw. Gradualitätstheorie des Guten). Eine solche Theorie des Guten vertreten Platon, Thomas von Aquin und Plotin. Weiterlesen

Zusammenfassung, 6. Sitzung, 18.5.2018: Bayle und Hume

Der französische Aufklärer Pierre Bayle (1647-1706) befasst sich in seinem Historischen und kritischen Wörterbuch mit der Intelligenz der Tiere. Gegenüber der cartesischen Auffassung, dass Tiere hinsichtlich ihres Verhaltens mit bloßen Maschinen gleichgesetzt werden könnten, argumentiert er, dass das Phänomen der Konditionierung ein Hinweis darauf sei, dass Tiere über Intelligenz verfügen und ihr Verhalten nicht rein mechanistisch erklärt werden könne. Weiterlesen

Plotin und Thomas von Aquin über das Gute (16.5.2018)

Die Rede von dem „Guten“ ist problematisch. Denn die Substantivierung von „gut“ legt nahe, dass es etwas absolut Gutes gibt. Hier stellt sich dann die Frage, wie dieses absolut Gute mit der konkreten Lebenswelt und den menschlichen Handlungen zusammenhängt und wie es sich darin realisieren kann und lässt. Auch stellt sich die Frage, ob alles konkrete Gute an dem Guten oder der Idee des Guten (nach Platon) teilhat, oder ob das Gute nicht je nach Tätigkeit, Perspektive und Interesse differenziert werden muss (nach Aristoteles). Schließlich stellt sich die Frage, wie im Guten Normativtät (also Werthaftigkeit) und Ontologie (also ‚Seinshaftigkeit‘) miteinander zusammenhängen. Ist das Gute mehr seiend als das Schlechte? Wie genau hängen sie miteinander zusammen? Weiterlesen

Zusammenfassung, 6. Sitzung 14.5.2018: Luther und Leibniz über das Böse

In der weiteren Auseinandersetzung mit Luther trat nochmals in den Blick, dass Luther entgegen der scholastischen Tradition des Mittelalters ein ausgesprochen pessimistisches Weltbild vertritt. Was er unter „Natur“ und dem „natürlichen Menschen“ versteht, ist für Luther ausnahmslos fragwürdig, unvollkommen und vom Göttlichen entfremdet. Weiterlesen

Zusammenfassung, 5. Sitzung, 8.5.2018: Descartes und Montaigne über Tiere

In seiner Schrift Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung (1637) widmet sich Descartes (1596-1650) der Frage, ob Tiere einen Geist besitzen. Er vertritt darin die provokative These, dass Tiere, da sie nicht über Vernunft verfügen, prinzipiell nicht von Maschinen, die ihre Lebensfunktionen übernehmen, unterschieden werden können. Weiterlesen

Zusammenfassung Seminar „Die Sünde und das Böse“ (5. Sitzung, 7.5.2018: Martin Luther)

Martin Luther (1483-1546) befasst sich mit dem Phänomen des Bösen und der Sünde vor dem Hintergrund des Verhältnisses von Gott und Mensch. Dieses Verhältnis ist für ihn seit dem Sündenfall im Paradies brüchig geworden, so dass sich die Frage stellt, wie es in postlapsarischen Zeiten wieder hergestellt werden kann. Weiterlesen

Zusammenfassung Seminar „Die Sünde und das Böse“ (3. Sitzung, 23.4.2018: Augustinus)

Augustinus (354-430) knüpft in seiner Sündenlehre direkt an die Geschichte des Sündenfalls im Buch Genesis der Bibel an, gibt diesem jedoch eine spezifisch subjektive Wendung. In seinen Bekenntnissen (Confessiones) schildert Augustinus, wie er als 16-Jähriger zusammen mit Freunden eine Birne aus einem Garten stahl. Der Grund für diesen Diebstahl lag, wie Augustinus bekennt, nicht im Objekt der Begierde, also der Birne. Denn diese war, wie Augustinus schreibt, nicht sonderlich attraktiv. Vielmehr ging es ihm um den Diebstahl als solchen, um die Lust am Übertreten des 7. Gebots („Du sollst nicht stehlen“). Weiterlesen

Zusammenfassung Seminar „Die Sünde und das Böse“ (2. Sitzung, 16.4.2018: Der Sündenfall)

Die Sünde und das Böse sind Themen, die die Theologie und Philosophie immer schon beschäftigt haben, da sie das Zentrum menschlicher Existenz und Freiheit betreffen. Das Seminar will sich mit diesen Themen aus historischer und systematischer Perspektive befassen: Wie hat sich die Auffassung der Sünde und des Bösen im Laufe der Zeit gewandelt? Worin bestehen die Konstanten der Befassung? Inwiefern ist sie jeweils theologisch-philosophisch überzeugend, inwiefern problematisch? Weiterlesen

Zusammenfassung Seminar „Theorien des Guten“ (3. Sitzung, 25.4.2018: Platons Begriff des Guten)

Der Begriff des Guten kann in ganz verschiedenen Kontexten verwendet werden. „Gut“ kann neben seiner engen moralischen Bedeutung auch allgemein „angenehm“ und „nützlich“ bedeuten. Ebenso muss unterschieden werden zwischen einer Substantivierung („das Gute“) und einem Prädikat („gut“). Je nach moralphilosophischer Hintergrundtheorie (z.B. der Pflichtethik/Deontologie oder dem Utilitarismus) wird dem Wort „gut“ eine andere Bedeutung zugemessen. Weiterlesen

Zusammenfassung Seminar „Theorien des Guten“ (2. Sitzung, 18.4.2018: Was bedeutet „gut“?)

Von Erich Kästner stammt der Spruch „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Dieser flapsige Satz erweist sich bei näherer Betrachtung als philosophisch herausfordernd. Denn gehört das Moment der konkreten Handlung in der Welt wirklich zum Begriff des Guten? Sicherlich dachte Kästner dabei an das moralisch Gute, hatte also einen engen Begriff davon, im Gegensatz zu weiteren Bedeutungen des Guten wie „angenehm“ und „wohltuend“. Kästner scheint mit diesem Satz Engagement einzufordern, es nicht bei Überlegungen oder Gefühlen zu belassen, sondern aktiv in das Weltgeschehen einzugreifen, um das Gute darin zu verwirklichen. Hier stellen sich aber bei genauerer Betrachtung weitere Fragen: Weiterlesen

Zusammenfassung Seminar „Geist der Tiere“ (3. Sitzung, 24.4.2018)

Die Frage nach dem Geist der Tiere ist deswegen so zentral, weil man sich hier mit einer besonderen Art von erkenntnistheoretischer Problematik befasst: Nicht nur handelt es sich dabei um die Frage nach dem problematischen Zugang zu Fremdpsychischem, sondern auch um die Frage nach dem Zugang zu Fremdpsychischem einer anderen Lebensform. Weiterlesen

Zusammenfassung Seminar „Geist der Tiere“ (2. Sitzung, 17.4.2018)

Um zu bestimmen, ob und inwiefern Tiere einen Geist haben, müssen wir zuerst bestimmen, was „Geist“ eigentlich bedeutet. Im Deutschen hat das Wort „Geist“ verschiedene Bedeutungen, die von individuellen Zuschreibungen wie „Selbstbewusstsein“ über „Rationalität“ bis hin zu allgemeinen Charakteristika wie den „Geist des Protestantismus“ oder „Geist des 19. Jahrhunderts“ reichen.[1] Wir brauchen also einen engeren Begriff. Weiterlesen