Archiv der Kategorie: Seminar „Der Begriff des Triebes in der klassischen deutschen Philosophie“
Zusammenfassungen Trieb-Seminar, WiSe 1920
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Zusammenfassung 15. Sitzung, 6.2.2020: Nietzsches Begriff des Triebes
Nietzsches Begriff des Triebes steht nicht nur geschichtlich, sondern auch systematisch zwischen demjenigen Schopenhauers und Freuds. Nietzsche thematisiert den Trieb nicht im Rahmen eines philosophischen Systems, sondern in der Form von Aphorismen, also kurzen, pointierten, abgeschlossenen Gedankenblitzen. Damit möchte Nietzsche der Versuchung entgehen, die gedankliche Entwicklung einem Systemzwang zu unterwerfen, der nicht das Kriterium der Adäquatheit, sondern der Kohärenz zum Prinzip erhebt. Weiterlesen
15. Sitzung: Nietzsches Begriff des Triebes (6.2.2020)
Folien zu Nietzsches Begriff des Triebes (6.2.2020)
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Zusammenfassung 14. Sitzung, 30.1.2020: Freuds Begriff des Triebes
In seiner Schrift „Triebe und Triebschicksale“ (1915) nähert sich Sigmund Freud dem Begriff des Triebes phänomenologisch an. Er schickt seinen Analysen die methodologische und wissenschaftstheoretische Bemerkung voran, dass der „richtige Anfang der wissenschaftlichen Tätigkeit“ „in der Beschreibung von Erscheinungen [besteht], die dann weiterhin gruppiert, angeordnet und in Zusammenhänge eingeordnet werden.“ Grundbegriffe jeder Wissenschaft „müssen zunächst ein gewisses Maß von Unbestimmtheit an sich tragen; von einer klaren Umzeichnung ihres Inhalts kann keine Rede sein.“ Freud hebt dabei hervor, dass nicht etwa nur die Begriffe als Abstraktionen dem empirischen „Erfahrungsmaterial“ unterworfen sind, sondern vielmehr auch die Erfahrung den Begriffen. Darin liegt eine Form von „Konstruktivismus“. Begriff und Erfahrungsmaterial befinden sich nach Freud in einer dynamischen Wechselwirkung und müssen immer mehr aneinander angeglichen werden, bis am Ende die eindeutige Definition steht. Ein solcher zunächst unklarer Begriff ist derjenige des Triebes. Weiterlesen
Zusammenfassung 13. Sitzung, 23.1.2020: Schopenhauers Begriff des Triebes
Schopenhauer versteht den „Willen zu Leben“ als das „innerste Wesen“ der Welt. Dabei möchte Schopenhauer den Willen zum Leben nicht hypostasieren und als abstraktes Prinzip – wie in seinen Augen Hegels Begriff des „Absoluten“ und „Unendlichen“ – fassen, sondern als „einzige unwandelbare und unbedingte Eigenschaft“ der Welt, ja als „das Allerrealste“, den „Kern der Realität selbst“. Weiterlesen
Schopenhauers Begriff des Triebes (23.1.2020)
Zusammenfassung 12. Sitzung, 16.1.2020: Hegels Begriff des Triebes
Wie vor ihm Schelling, so denkt auch Hegel den Begriff des Triebes nicht so sehr im Rahmen einer Anthropologie und Moralpsychologie, betrachtet also den Trieb nicht so sehr von der individuellen Person her, sondern im Kontext eines umfassenden philosophischen Systems der Ontologie bzw. des „Geistes“. Weiterlesen
12. Sitzung, 16.1.2019: Hegels Theorie des Triebes
Zusammenfassung 11. Sitzung, 9.1.2020: Hausarbeiten; Schellings Begriff des Triebes
Hausarbeiten über die klassische deutsche Philosophie (bzw. den „deutschen Idealismus“) zu schreiben stellt eine besondere Herausforderung dar. Denn die behandelten Texte sind nicht selten überladen von Begriffen wie dem „Absoluten“, dem „Nicht-Ich“, der „intellektuellen Anschauung“, der „Freiheit“, die extrem vieldeutig und keineswegs selbstverständlich sind. Weiterlesen
Schellings Begriff des Triebes (9.1.2020)
Zusammenfassung 10. Sitzung, 19.12.2019 – Schillers Theorie der Triebe
Der menschliche Wille ist nach Schiller gespalten in zwei „Tendenzen“ bzw. „Triebe“, „die den Begriff der Menschheit erschöpfen“.[1] Anders als die in Kants Grundlegungsschriften eingeführte Unterscheidung von Vernunft und Natur folgt Schillers Unterscheidung dieser Willenstendenzen nicht der Opposition „Autonomie-Heteronomie“, sondern er fasst beide Triebe als Basis des Freiheitsgebrauchs auf:[2]
Ich trage kein Bedenken, diesen Ausdruck [scil. „Trieb“] sowohl von demjenigen, was nach Befolgung eines Gesetzes [scil. dem Formtrieb] als von dem, was nach Befriedigung eines Bedürfnisses strebt [dem Stofftrieb], gemeinschaftlich zu gebrauchen wiewohl man ihn sonst nur auf das letztere einzuschränken pflegt. So wie nehmlich Vernunftideen zu Imperativen oder Pflichten werden, sobald man sie überhaupt in die Schranken der Zeit setzt, so werden aus diesen Pflichten Triebe, sobald sie auf etwas bestimmtes und wirkliches bezogen werden. […] Dieser Trieb [scil. der Formtrieb] entsteht nothwendig, und fehlt auch bey demjenigen nicht, der ihm gerade entgegen handelt. Ohne ihn würde es keinen moralisch bösen, folglich auch keinen moralisch guten Willen geben [Hervorh. J.N.].[3] Weiterlesen
Zusammenfassung 8. Sitzung, 12.12.2019 – Fichtes Theorie der Triebe
In seiner Schrift Über Geist und Buchstab in der Philosophie (1794) interpretiert Fichte den Triebbegriff vor dem Hintergrund einer Konzeption individueller Freiheit. Damit geht er entschieden über Kants Theorie hinaus, der die Triebe dem unteren Begehrungsvermögen zugeordnet und als eine Form von Fremdbestimmung aufgefasst hatte. Fichte knüpft dabei an die kantische Unterscheidung der verschiedenen Erkenntnisvermögen, insbesondere den Begriff der (reflektierenden) Urteilskraft, an. Weiterlesen
Fichtes Begriff des Triebes (12.12.2019)
Zusammenfassung 8. Sitzung, 5.12.2019 – Reinholds Theorie der Triebe
Die Basis von Reinholds positivem Freiheitsbegriff bildet seine komplexe, in sich differenzierte Trieblehre, welche er in expliziter Auseinandersetzung mit Kants Triebfedern-Lehre entwickelt. Als programmatisch kann dabei der Titel des Siebten Briefs gelten: Über den bisher verkannten Unterschied zwischen dem uneigennützigen und dem eigennützigen Triebe, und zwischen diesen beiden Trieben und dem Willen. Die zentrale Differenz zwischen dem uneigennützigen und dem eigennützigen Trieb ist, wie Reinhold betont, ein Unterschied, „aus dem sich, wenn er einmal zugegeben ist, alle in jener Darstellung […] aufgestellten Grund- Lehr und Folgesätze […] ergeben“[1]. Weiterlesen
K. L. Reinholds Begriff des Triebes (5.12.2019)
Aufzeichnung der 7. Sitzung, 28.11.2019 – Kants Theorie der Epigenese / der Triebfedern
Zusammenfassung 7. Sitzung, 28.11.2019 – Kants Theorie der Epigenese / der Triebfedern
Teleologie ist nach Kant ein Phänomen nicht der Natur, sondern der reflektierenden Urteilskraft. Die zweckhafte Verfasstheit der Natur sagt nur etwas darüber aus, wie wir über sie Urteilen. Wir urteilen also die Zweckmäßigkeit in die Natur hinein. Kant rekonstruiert die Freiheit des Organismus, von der Goethe mit Blick auf den Bildungstrieb sprach, durch die Wirkungsweise des Vermögens der Urteilskraft. Weiterlesen
Zusammenfassung 6. Sitzung, 21.11.2019 – Immanuel Kants Teleologie
Während Herder, Blumenbach und Goethe eine teleologische Auffassung der Natur und der Triebe vertraten, wird Teleologie bei Kant nun problematisch. Die Natur ist ihm zufolge nicht objektiv zweckmäßig verfasst, sondern wir dürfen ihr nur eine „subjektive Zweckmäßigkeit“ zusprechen. Kant verlagert damit die Frage nach der Teleologie von der Natur in unsere Erkenntnisbedingungen. Weiterlesen
Goethes Morphologie (14.11.2019)
Folien der 5. Sitzung, 14.11.2019 – Goethes Morphologie
Die Folien können hier heruntergeladen werden.
Zusammenfassung 4. Sitzung, 7.11.2019 – Blumenbachs Bildungstrieb
Johann Friedrich Blumenbach (1752-1840) entwickelt eine Theorie des Bildungstriebes (nisus formativus) und versucht darin, seinen „Einfluß auf die Generation [Entstehung] und Reproduktion“ des Lebendigen zu untersuchen. Weiterlesen
Blumenbachs Bildungstrieb (7.11.2019)
Trieb-Seminar 3. Sitzung (31.10.2019): Herders Begriff des Triebes
Zusammenfassung 3. Sitzung, 31.10.2019 – Herder
Im Triebbegriff und im Begriff der Bildung ist eine Doppeldeutigkeit angelegt: eine Dynamik, die sowohl natürliche Entwicklungen wie auch die freie vernünftige Bildung des Menschen betreffen kann. Diese Spannung zwischen Natur und Vernunft kann dadurch aufgehoben werden, dass der Mensch als vernünftiges und freies Wesen selbst als Teil und Produkt der natürlichen Entwicklung angesehen wird, er sie gewissermaßen aufnimmt und fortsetzt. In seinen Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, die zwischen 1784 und 1791 entstanden, entwickelt Herder ein umfassendes Bild der Schöpfung, das alle Dinge in eine Ordnung zunehmender Komplexität und Form-Bildung bringt. Weiterlesen
Zusammenfassung Trieb-Seminar 2. Sitzung, 24.10.2019 – Einführung
Warum sollte man sich philosophisch gerade mit dem Begriff des Triebes beschäftigen? Ist er nicht ein Inbegriff des Irrationalen und Unbewussten, etwas, was gar nicht begrifflich zugänglich ist? Der Begriff des Triebes steht im Kontext zahlreicher anderer Begriffe, wie Wille, Wollen, Begehren, Neigung, Reiz, Streben, Bedürfnis, Kraft, Motiv, Motivation, Intention, Drang, Appetit. Häufig wird der Trieb als eine Form des unreflektierten Begehrens aufgefasst, also dem freien Willen entgegengesetzt. Weiterlesen