Zusammenfassung: Aktuelle Theorien des Bösen

In der neueren Debatte um das Böse haben vor allem Susan Neiman und Bettina Stangneth wichtige Beiträge geleistet. Susan Neiman vertritt in ihrem Buch „Das Böse denken: Eine andere Geschichte der Philosophie“ die These, dass das Problem des Bösen „die treibende Kraft des modernen Denkens“ sei (25). Das Böse ist deswegen nicht nur für die Theologie, sondern auch für die Philosophie zentral, weil dabei darum geht „die Welt als ganze zu verstehen“ (32). Weiterlesen

Zusammenfassung: Hannah Arendts Begriff des Bösen

Hannah Arendt (1906-1976) hat insbesondere Formen des Bösen in den Blick genommen, die aus komplexen sozialen Organisationsformen hervorgehen. Am Beispiel des NS-Verbrechers Adolf Eichmann, dem 1961 in Jerusalem der Prozess gemacht wurde, entwickelt Arendt nicht etwa eine „Theorie“ des Bösen und will auch keine „Erklärung des Phänomens“ geben, sondern beschreibt eine „Lektion“, also eine „Lehre“ oder „Moral“ der jüngeren Zeitgeschichte. Weiterlesen

Zusammenfassung: Hegel über Gut und Böse

Anders als die bisherigen Denker der Geschichte der Philosophie behandelt Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) das Böse weniger aus der Perspektive des Willens einer individuellen Person, sondern aus der Logik der Begriffe heraus. Begriffe sind nach Hegel nichts Abstraktes, sondern konkret auf die Wirklichkeit bezogen. Hegel bestimmt wie Kant und Fichte das Böse als eine Form von Schein. Er erblickt das Böse in der „sich auf ihre Spitze stellende reine Gewißheit seiner selbst“ (10:16), d.h. in der selbstbezogenen Abgrenzung vom Allgemeinen, die einen individuellen Maßstab für den objektiven Maßstab ausgibt. Weiterlesen

Zusammenfassung: Kant über das Böse

In seiner 1792/23 veröffentlichten Schrift Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft hat Immanuel Kant genauer bestimmt, was er unter dem „Bösen“ versteht. Der Mensch ist nach Kant nicht insofern böse, als er bewusst gegen das Sittengesetz verstößt, also den Verstoß selbst zum Motiv hat: „Der Mensch (selbst der ärgste) thut, in welchen Maximen es auch sei, auf das moralische Gesetz nicht gleichsam rebellischerweise (mit Aufkündigung des Gehorsams) Verzicht“ (6:36). Der Mensch handelt nicht insofern böse, dass er sich zum Ziel setzt, „das Böse als Böses zur Triebfeder in seine Maxime aufzunehmen“ (6:37). Weiterlesen

Zusammenfassung: Kant über das Gute

Immanuel Kants (1724-1804) Theorie des Guten markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Philosophie. Nicht mehr wird das Gute, wie bei Platon, an einen metaphysischen Ort entrückt, der jenseits des Seins ist. Vielmehr wird das Gute nun mitten im individuellen Subjekt verortet, insofern es seinen konkreten Willen betrifft: „Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille.“ (AA IV, 393) Weiterlesen

Zusammenfassung: Thomas von Aquin und Leibniz über das Gute und Böse

Der mittelalterliche Philosoph Thomas von Aquin diskutiert in seiner Schrift „Summa Theologiae“ die Frage, inwiefern eine böse Handlung überhaupt existieren kann. Dabei verwendet er die scholastische Methode, die in der regelgeleiteten Abwägung und Diskussion von Thesen und Gegenthesen besteht. Zunächst diskutiert er die Frage, ob jede menschliche Handlung gut ist, oder ob es auch schlechte bzw. böse Handlungen gibt. Denn der Grund einer Handlung, ihre Motivation, scheint nur im Guten zu liegen. Weiterlesen

Zusammenfassung: Plotin und Augustinus Gut und Böse

Der Neuplatoniker Plotin (205-270 n. Chr.) steht in einer platonischen Tradition. Er vertritt die Auffassung, dass das Gute (agathón) und das Eine (hén) aufs Engste miteinander verbunden sind. Das Eine ist begrifflich in sich homogen und nicht differenziert, weshalb es sich als das Erste oder Absolute eignet. Das Eine gibt allen Dingen ihre Einheit, und sie können nur deswegen existieren. Es ist das ontologische Prinzip. Das Gute hingegen ist das Erste in einem normativen Sinn. Es ist dasjenige, was allem anderen vorzuziehen ist, eben weil es gut ist. Es ist damit der Flucht- und Zielpunkt aller unserer Strebungen. Weiterlesen

Platon und Plotin über Gut und Böse

Im Gegensatz zum Guten und Wahren haben das Böse und der Irrtum in der Geschichte der Philosophie relativ wenig Beachtung erfahren. Oft wird das Böse nur als ein Mangel des Guten und der Irrtum als ein Mangel an Wahrheit verstanden. Einer solchen privativen Auffassung entgeht aber, dass wir gerade durch diese negativen Phänomene weiter Aufschluss über das Gute und die Wahrheit erhalten können. Das Böse und Falsche sind nicht gänzlich vom Guten und Wahren verschieden, sondern die andere Seite des Wahren und Guten – ihre Schattenseite. Es gilt daher genau zu untersuchen, wie die Schattenseite des Guten und Wahren zustande kommt, und welche Prozesse – insbesondere durch uns selbst – daran beteiligt sind. Weiterlesen

Gut und Böse: Bestimmung eines Verhältnisses

Das Verhältnis von Gut und Böse ist überaus komplex. Wir können es auf verschiedene Art und Weise verstehen:

  • Das Böse kann etwa als das (logische) kontradiktorische Gegenteil des Guten gefasst werden (Kontradiktionsthese)
  • Das Böse kann als (ontologische) Privation, d.h. Beraubung des Guten verstanden werden (Privationsthese)
  • Das Böse kann als (volitionale) Perversion, d.h. willentliche Umkehrung bzw. Verkehrung des Guten verstanden werden (Perversionsthese)

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