Zusammenfassung: Was ist Praktische Philosophie?

Praktische Philosophie (von gr. prâxis = Handlung) betrifft die Bedingungen, Voraussetzungen, Normen, Gründe und Probleme unseres Handelns im weitesten Sinne. In der Philosophie ist jedoch umstritten, welche Ereignisse oder Prozesse als Handlungen gelten dürfen. Die deutsch-amerikanische Philosophin und Politikwissenschaftlerin Hannah Arendt (1906-1975) etwa vertritt in ihrem 1958 erschienenen Buch „Vita activa“ (= das ‚aktive‘ Leben im Gegensatz zur „vita contemplativa“ als dem bloß betrachtenden und denkenden Leben) die These, dass wir Handeln im strengen Sinne von bloßem, überlebensnotwendigen und existenziellen Arbeiten und von künstlerischem, kulturellem Herstellen (gr. poíesis = das (künstliche) Hervorbringen) unterscheiden müssen. Weiterlesen

Ethik des Internets

Das Internet hat eine lange Geschichte, deren Wurzeln teils wissenschaftlich, teils militärisch sind. Im Jahr 1969 wurde das sogenannte „ARPANET“, ein Akronym für Advanced Research Projects Agency Network als Kooperation zwischen dem Massachusetts Institute of Technology und dem US-Verteidigungsministerium entwickelt. Sein Zielt bestand darin, eine dezentrale Topologie, d.h. Raumlogik eines verteilten Netzwerks zu entwickeln. Die Gründe für die Entwicklung eines solchen dezentralen Netzwerks liegen auch in der damaligen politischen Situation des Kalten Krieges. Ein dezentrales Netzwerk besitzt den Vorteil, dass im Falle des kriegsbedingten Ausfalls eines Knotens nicht das gesamte Netzwerk zerstört wird. Weiterlesen

Einführung in die Technikethik

Wir können ganz allgemein zwischen Ethik und Moral unterscheiden. Unter Moral verstehen wir die Prinzipien, die den Handlungen von einzelnen Menschen oder auch Gemeinschaften zugrunde liegen. Diese Handlungsprinzipien definieren, welche Handlungen richtig bzw. gesollt und welche falsch bzw. verboten sind. Weiterlesen

Datenschutz und Digitalität

Die Philosophie, verstanden als „Liebe zur Weisheit“, lässt sich mit Blick auf die Digitalisierung so verstehen, dass sie danach strebt, die Prinzipien, also den tieferen Grund der Digitalisierung und ihre ethische Bedeutung zu analysieren. Nicht so sehr interessiert dabei der technische Aspekt der Umwandlung von analogen zu digitalen Informationen (damit befassen sich die Informatiker), sondern die Frage, wie die Digitalisierung lebensweltlich zu bewerten ist. Weiterlesen

Philosophie der Digitalisierung

Die Digitalisierung wird immer mehr Teil unseres Alltags und Lebenswelt. Sie verliert dadurch zunehmend ihren rein technischen Charakter, der nur Expertinnen und Experten vorbehalten ist. Vielmehr eröffnet die Digitalisierung neue Handlungsräume und Handlungsarten, die uns überall und zu jederzeit betreffen, und stellt uns dadurch auch vor neue Probleme und Herausforderungen. Um diese Probleme und Herausforderungen soll es in diesem Seminar gehen, und zwar vor allem aus philosophischer Perspektive. Dies wirft natürlich die Frage auf, was eigentlich Philosophie ist. Weiterlesen

Zusammenfassung: Fichte über die Pflicht der Ehe

Nach Fichte haben wir neben der Pflicht, einem gesellschaftlichen Stand zuzugehören auch eine Pflicht, uns Eigentum zu erwerben. Diese Pflicht steht im Gegensatz zu sozialistischen oder kommunistischen Staatsentwürfen, wonach das Eigentum nur als Kollektiveigentum (z.B. „volkseigene Betriebe“ in der DDR) existieren sollte. Fichte begründet die Pflicht auf Erwerb von Eigentum bzw. die Pflicht „das Eigentumsrecht einzuführen“ (288) damit, dass wir nur dann frei handeln können, wenn wir ein Wissen über Eigentumsverhältnisse haben, die wir nicht verletzen dürfen. Nach Fichte besteht auch eine Pflicht zur Bildung eines Staates, denn „[a]lle sollen frei sein“ (289). Weiterlesen

Zusammenfassung: Metaethik moralischer Motivation

Timothy Schroeder, Adina L. Roskies und Shaun Nichols entwickeln in ihrem Aufsatz „Moral Motivation“[1] eine Typologie verschiedener Theorien moralischer Motivation, und sie beziehen diese zugleich auf neuere Erkenntnisse der Hirnforschung. Nehmen wir an, eine Person A schenkt einer obdachlosen Person B hundert Euro. Wir sehen dieser Handlung nicht an, was die Gründe und die (moralische) Motivation war. Nun lassen sich fünf Theorien bezüglich moralischer Motivation unterscheiden: (i) Instrumentalismus, (ii) Kognitivismus, (iii) Sentimentalismus und (iv) Personalismus. Weiterlesen

Zusammenfassung: Aktuelle Theorien des Bösen

In der neueren Debatte um das Böse haben vor allem Susan Neiman und Bettina Stangneth wichtige Beiträge geleistet. Susan Neiman vertritt in ihrem Buch „Das Böse denken: Eine andere Geschichte der Philosophie“ die These, dass das Problem des Bösen „die treibende Kraft des modernen Denkens“ sei (25). Das Böse ist deswegen nicht nur für die Theologie, sondern auch für die Philosophie zentral, weil dabei darum geht „die Welt als ganze zu verstehen“ (32). Weiterlesen

Zusammenfassung: Digitale Aufklärung

Inwiefern brauchen wir eine „digitale Aufklärung“? Immanuel Kant hatte vor über 200 Jahren Aufklärung als „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ bestimmt (8:35). Unter „Unmündigkeit“ versteht Kant „das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen“. Unter „selbstverschuldet“ versteht Kant, die Tatsache, dass die Ursache dieser Unmündigkeit „nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen“. Weiterlesen

Zusammenfassung: Fichte über Pflicht und Notlüge

Nachdem Fichte das System und Prinzip der Sittlichkeit aus dem Ich deduziert hat, bezieht er dieses auch auf andere Subjekte, indem er die Bildung eines Staatswesens zur moralischen Pflicht macht. Denn nur darin können wir dem Gebot des Sittengesetzes, frei und selbständig zu sein, wirklich gerecht werden – nicht in der Vereinzelung. Weiterlesen

Zusammenfassung: Fichtes Theorie der Gemeinschaft

Fichtes „System der Sittenlehre“ lässt sich in einen subjektiven und einen intersubjektiven Teil unterscheiden, auch wenn Fichte diese Unterteilung nicht selbst ausdrücklich vornimmt. Nachdem Fichte zunächst gezeigt hat, wie das Ich sich aus Freiheit und Reflexion selbst bestimmt, und wie es in sich dem Sittengesetz als Gesetz der Freiheit entgegenstrebt, wechselt Fichte die Perspektive vom Ich auf andere Subjekte, mit denen das Ich koexistiert. Weiterlesen

Zusammenfassung: Politik der Digitalität

Die Digitalisierung hat politische Auswirkungen, die in der „Charta der Digitalen Grundrechte der Europäischen Union“ (www.digitalcharta.eu) durch 18 Artikel thematisiert werden. Die politischen Herausforderungen der Digitalisierung, die diese Charta notwendig machen, bestehen in „neue[n] Formen der Automatisierung, Vernetzung, künstliche Intelligenz, Vorhersage und Steuerung menschlichen Verhaltens, Massenüberwachung, Robotik und Mensch-Maschine-Interaktion sowie Machtkonzentration bei staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren.“ Weiterlesen

Zusammenfassung: Thomas Nagel über Altruismus

Nach Nagel ist Kants Ethik dem motivationalen Internalismus zuzurechnen. Kant, so Nagel, vertritt die Auffassung, dass unsere Motivationen nicht unserer Ethik voran gehen, sondern aus ihr folgen. Tatsächlich folgt das moralische Gefühl der Achtung nach Kant direkt aus dem Bewusstsein des Sittengesetzes, und es gilt dem Sittengesetz selbst. Weiterlesen

Zusammenfassung: Hannah Arendts Begriff des Bösen

Hannah Arendt (1906-1976) hat insbesondere Formen des Bösen in den Blick genommen, die aus komplexen sozialen Organisationsformen hervorgehen. Am Beispiel des NS-Verbrechers Adolf Eichmann, dem 1961 in Jerusalem der Prozess gemacht wurde, entwickelt Arendt nicht etwa eine „Theorie“ des Bösen und will auch keine „Erklärung des Phänomens“ geben, sondern beschreibt eine „Lektion“, also eine „Lehre“ oder „Moral“ der jüngeren Zeitgeschichte. Weiterlesen

Zusammenfassung: Fichte über Sittengesetz und Freiheit

Fichtes Moralphilosophie ist nur schwer vor dem Hintergrund seines Systemgedankens seiner Sittenlehre zu entdecken. Es scheint, als ob Fichte dem System gegenüber der Moralbegründung eine größere Bedeutung beimisst, die Moralbegründung der Systembegründung nachordnet. Allerdings muss der Primat des Systems nicht so verstanden werden, dass dadurch die moralphilosophischen Überlegungen weniger Gewicht haben. Vielmehr sind Systemform und Moralbegründung bei Fichte aufs Engste verbunden. Weiterlesen

Zusammenfassung: Das digitale Böse

Da sich die Digitalisierung in ganz verschiedenen Bereiche unseres Alltags auswirkt und überkommene Traditionen und Prozesse virtualisieren lässt, stellt sich die Frage, ob damit auch neue Formen des Unmoralischen einhergehen. Hier können wir wieder die drei Großphänomene der Digitalisierung – (i) künstliche Intelligenz, (ii) das Internet und (iii) Computerspiele – in den Blick nehmen. Weiterlesen