Descartes

René Descartes (1596-1650) war ein französischer Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler und gilt als der Begründer des modernen frühneuzeitlichen Rationalismus. Diesem zufolge erkennen wir durch unsere Vernunft (ratio) die Welt, und nicht durch unsere Sinneswahrnehmung (dies wäre die Position des Empirismus), da uns die Sinne immer täuschen können. Bekannt ist Descartes‘ Unterscheidung von denkender und ausgedehnter Substanz, von res cogitans und res extensa. Descartes vertrat die provikative These, dass Tiere nicht als belebte Wesen, sondern als komplexe Maschinen betrachtet werden sollten.

Diskriminierung

Diskriminierung bedeutet zunächst nur so viel wie „Unterscheidung“ und „Bezeichnung“. So verstanden ist Diskriminierung unproblematisch. Problematisch wird Diskriminierung jedoch dann, wenn einer Person oder einer Gruppe aufgrund von bestimmten, moralisch-neutralen Eigenschaften oder Zeichen bestimmte Nachteile erwachsen, die in keiner kausalen Relation zu ihnen stehen oder die ungerechtfertigterweise (etwa aufgrund von Vorurteilen) als Bedeutungen dieser Zeichen unterstellt werden. Diskriminierung im unmoralischen Sinne bedeutet also eine unzulässige Zeichen-Interpretation einer Person. Nicht selten werden bestimmte Eigenschaften, die eigentlich für die Person unwesentlich bzw. akzidentell sind, zum alleinigen Bezugspunkt ihrer Betrachtung. In diesem Fall wird die Person missachtet, da sie nicht mehr in ihrer Gänze wahrgenommen wird. Anlass für Diskriminierung können ganz unterschiedliche Eigenschaften sein, die eine Person als gruppenzugehörig, aber auch als Individuum betreffen: Geschlecht, Religion, politische Überzeugung, sexuelle Orientierung, Hautfarbe, Alter, Dialekt, Aussehen, usw. Wird eine Person aufgrund dieser äußerlichen Zeichen, die nicht ihren Wert betreffen, diskriminiert, so wird sie stigmatisiert. Gerade in positivistischen Kontexten, deren Ideal die wissenschaftliche Objektivierung ist, kommt es nicht selten zu solchen Stigmatisierungen. Der italienische Psychiater und Kriminologe Cesare Lombroso (1835–1909) unternahm etwa den Versuch, eine spezifische ‚Natur‘ von Kriminaltätern zu identifizieren, die sich durch bestimmte Zeichen ausdrückt. Lombrosos eigentliches kriminologisches Interesse galt der angeblich pathologischen Anatomie von „Verbrecherschädeln“. In diesem Zusammenhang verglich er das Gehirnvolumen von über 300 Mördern mit demjenigen von „Dieben“, „Gesunden“, „Irren“ und „Epileptikern“, und gelangte zu dem Ergebnis, dass die Schädelkapazität von Verbrechern verglichen mit jener von Angehörigen der Normalbevölkerung signifikant geringer sei, wobei besonders Diebe ein kleineres Gehirnvolumen aufwiesen. Noch größere Beachtung schenkte er aber den besonderen Schädelanomalien seiner Untersuchungsobjekte. Die wichtigsten physiognomischen Abweichungen betreffen nach Lombrosos Darstellung in abnehmender Reihenfolge das Hervorragen des Augenbrauenbogens und Stirnbeins, abnorm entwickelte Weisheitszähne, pathologische Schädel, fliehende Stirn sowie Asymmetrien und die Schiefheit des Gesichts. Neben der Typologie körperlicher und biologisch erfassbarer Anomalien findet sich in Lombrosos Werk auch eine Analyse kultureller Eigenarten der von ihm untersuchten Personengruppen, die auf ihre Zeichenhaftigkeit hin erschlossen werden sollen. Im Rahmen einer graphologischen Analyse untersuchte er etwa „Verbrecherhandschriften“. Dieser Analyse liegt die Annahme zugrunde, dass sich aus der Form der Handschrift Rückschlüsse auf den Charakter des Schreibers ziehen lassen, die Handschrift also Ausdruck und Zeichen der „Verbrechernatur“ sei. In den Handschriften von „Schwindlern“ und „Fälschern“ meint Lombroso „schwertähnliche“ und „dolchförmige“ Buchstaben zu erkennen, wobei sich die Schrift von „Schwindlern“ gerade durch ihren filigranen Strich auszeichne. In diesem Zusammenhang vermerkt Lombroso auch eine angeblich häufige Tendenz von Verbrechern, ihren Körper mit Tätowierungen zu versehen, womit sie sich gewissermaßen selbst stigmatisierten.