Immersion

Wie der Begriff der Virtualität, so ist auch die Kategorie der Immersion nicht ausschließlich auf die Sphäre der Digitalität beschränkt. Sie kommt allgemein dann zur Anwendung, wenn Rezipienten durch ein Medium – sei es Film, Kino, Fernsehen, Radio, usw. – dermaßen einbezogen werden, dass sie den fiktiven Inhalt selbst als Realität auffassen. Dies kann durch verschiedene Mittel und Techniken geschehen:

  • Realistische Simulation einer 3D-Welt (wie etwa in Computerspielen)
  • Hoher Grad an Interaktion mit künstlichen Gegenspielern und Objekten
  • Hoher Identifikationsgrad mit einem Protagonisten oder einem Avatar (Spielfigur, die selbst gesteuert wird)
  • Fesselnde Geschichte

Es liegt auf der Hand, dass Immersion dann besonders gut gelingt, wenn die menschlichen Sinnesorgane besonders realistisch angesprochen werden (etwa durch eine Simulation eines dreidimensionalen Raumes). Doch kann eine fesselnde Geschichte, die eine ganz eigene Welt entwirft (wie es etwa bei Romanen der Fall ist), den Rezipienten so beeindrucken, dass er sie förmlich miterlebt. Freilich ist eine solche Rezeption eine unmittelbare, die die Reflexion auf die fiktiven Inhalte vermeidet. Denn die Reflexion würde gerade der Unmittelbarkeit der Immersion entgegenstehen. Immersion bedeutet entweder das „Sich-Einlassen“ auf eine Geschichte, oder aber die realistische Simulation einer Welt (visuell, akustisch, haptisch, olfaktorisch, …), wobei der visuelle Aspekt sicherlich der dominante ist. Dies zeigt sich paradigmatisch anhand der Entwicklung der Computerspiele.

Information

Informationen sind Daten, also Gegebenheiten oder Vorkommnisse, die für uns in einer ganz bestimmten Hinsichten relevant, interessant und nützlich sind. Was für uns von Bedeutung ist, hängt wiederum von unserem Interesse ab (das könnte man die pragmatische Dimension der Information nennen). Doch müssen Informationen eine interne Struktur besitzen, die prinzipiell verständlich ist (dies könnte man die rationale Dimension von Information nennen). Informationen können auf verschiedene Art und Weise vorliegen: Sie können aus Zeichenketten („Strings“), Zahlen (ganzzahlig („Integer“) oder Fließkomma („float“), binären digitale Oppositionen (0 und 1), aber auch Bildern, Symbolen oder distinkten Sinnesdaten (Roteindruck, akustisches Signal) bestehen, die im Idealfall eine innere Ordnung und syntaktische Struktur besitzen. Ein bloßes Datenrauschen wird schwer als Information dienen können. Wir bemühen uns, bestimmte Signale, also Zeichen, die etwas bedeuten, aufzuspüren und zu interpretieren. Dies könnten wir die epistemologische Dimension der Information nennen: Information ist erkenntnis- und interessenabhängig. Die semantische Dimension der Information bedeutet, dass sie, um von Bedeutung zu sein, interpretierbar sein muss. D.h., ein Signal oder Datum muss sich in einen größeren Kontext einordnen lassen, den es weiter erhellt (dies könnte man die „holistische Dimension“ der Information nennen). Informationen oder sinnvolle Daten können encodiert und decodiert werden. Sie können in bestimmte Formate überführt und dann zurückübersetzt werden (dies könnte man die hermeneutische Dimension der Information nennen). Entscheidend für Informationen ist, dass diese im Endeffekt eine propositionale Struktur aufweisen müssen. Damit ist gemeint, dass sie sich (durch Interpretation) in wahrheitswertfähige Aussagen und Urteile bringen lassen müssen, also in Sätze, die wahr oder falsch sein können, wie etwa der Satz: „Am 17. Mai 2019 schien in München die Sonne“. Erst dann besitzen Daten eine semantische Relevanz, einen „Aha-Effekt“. Auch sogenannte „analytische Sätze“ wie „Alle Junggesellen sind unverheiratet“ besitzen eine gewisse Information, da hier eine Synonymie von „Junggeselle“ und „unverheirateter Mann“ erklärt wird. Schwieriger wird es mit Sätzen wie „Alle Junggesellen sind Junggesellen“, da hier eine Tautologie ausgedrückt ist, die keinen Informationsgewinn bietet.

Internet

Das Internet darf als ein Paradigma der Digitalität gelten. Der amerikanische Philosoph Hubert Dreyfus geht so weit, ihm eine transzendentale Rolle zuzuschreiben. Es ist die Bedingung der Möglichkeit von Medialität. Medialität bedeutet wörtlich so viel wie „Vermittlung“. Das Wesen des Internets ist die Struktur der Verbindung und Vernetzung,und zwar so, dass darin die größte Unmittelbarkeit realisiert ist. Darin unterscheidet es sich von regionalen Intranetzen, die abgekoppelt existieren. Das Internet hat die Form der Grenzenlosigkeit und die Tendenz, andere Netze zu integrieren, ähnlich einem weit verzweigten Pilzgeflecht. Es ist wesentlich dezentral und formal. Damit einher geht eine andere Art zu denken. Es ist der Inbegriff der Integration. Nicht mehr Analyse, sondern Assoziation und Vergleich stehen epistemisch im Zentrum. Dies wird ermöglicht durch einen Hypertext, durch ein komplexes Verweisungssystem. Das Internet ist insofern holistisch verfasst. Bedeutung von Begriffen oder Mustern konstituiert sich durch Ähnlichkeit und Differenz zu anderen Begriffen.

Die Flexibilität des Internets wird ermöglicht durch seine Raum- und Zeitlosigkeit. Wir durchforsten es prinzipiell in Lichtgeschwindigkeit (trotz mancher lags und hoher pings). Durch seine Grenzenlosigkeit stellt sich die Frage, ob und wie ihm Grenzen zu setzen sind. Diese Grenzen betreffen u.a. unsere Meinungsfreiheit und den Datenschutz. Denn das Internet hat die Tendenz, alles zu sammeln und nichts zu vergessen. Es gleicht darin einem gewaltigen kulturellen Gedächtnis, das alle Informationen durch seine Zeitlosigkeit nebeneinander verortet. Damit stellt sich das Problem des Vergessens. Die Bedeutung von Inhalten ermisst sich daran, wie intensiv sie vernetzt sind und wie gut sie gefunden werden. Existenz wird damit in ein enges Verhältnis zu Gefundenwerden gebracht. Die Nutzer des Netzes können durch ihr spezifisches Suchverhalten individuiert werden.

Angesichts der schier unübersehbaren Daternflut werden geschickte Suchen und Mustererkennung zentral. Nur sie helfen uns, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Das Internet eignet sich damit paradigmatisch als Grundlage und Operationsbasis für künstliche neuronale Netze.