Terrorismus

Wie der Name bereits sagt, ist Terrorismus besonders auf die Verbreitung von Gewalt, Furcht und Schrecken ausgerichtet. Terrorismus ist die programmatische ultima ratio der kompromisslosen Durchsetzung von Interessen. Dabei sind terroristische Handlungen nicht direkt auf die Erlangung eines Ziels gerichtet. Vielmehr schaffen sie indirekt ein Klima bzw. einen Raum von Angst, innerhalb dessen erst die eigentlichen Ziele verwirklicht werden sollen. Der Terrorismus ist zumeist auf die Zermürbung eines Systems gerichtet: Sei es der Kapitalismus, ein bestimmter Staat oder eine Religion. Mit dem Moralismus teilt der Terrorismus seinen (partiellen) Absolutheitsanspruch: Er weiß sich auf der absolut sicheren Seite und ist über jeden Zweifel erhaben. Anders als der Moralismus jedoch, der nicht primär auf Gewalt abzielt (höchstens dem Anderen ein schlechtes Gewissen bereitet), agiert der Terrorismus grausam und geplant. Er steht außerhalb des Diskurses (dem Raum der Gründe) und kennt als letztes Mittel nur die Gewalt, die mitunter auch eine Dimension von Strafe enthält. Darin erweist sich der Terrorismus als wesentlich destruktiv. Doch rechtfertigt der Terrorismus seine Taten durch Ideologien. Häufiger als Moralisten treten Terroristen in Gruppen auf. Von Terroristen und Moralisten müssen Amokläufer unterschieden werden. Sie agieren zumeist alleine und nur ein einziges Mal, teilen aber die Gewalt des Terroristen, die destruktiv ist. Entscheidend für das Verständnis von Terrorismus ist die Wirkung auf das Opfer. Dieses ist häufig von der Gewalt überrascht und bleibt fragend zurück. Der Fokus des Terrorismus ist recht weit (im Gegensatz etwa zu einem Attentat) und nimmt Kollateralschäden billigend in Kauf. Häufig gilt die Gewalt Exponenten oder Symbolen eines als feindlich deklarieren Systems. Die Anschläge des 11. September zeigen, dass die Aura der Gewalt durch die Medien bis in die Wohnzimmer ausgestrahlt wurde. Diese Bilder haben sich in das kollektive Gedächtnis förmlich eingebrannt. Susan Neiman bringt diese Anschläge mit dem Erdbeben von Lissabon in ein Verhältnis. Gegenüber dem Nationalsozialismus seien sie ein Atavismus, also eine Vorstufe, eine überholte Form eines vergangenen Bösen. Die mediale Wirkung der Anschläge und ihre technische Realisierung scheint dem aber zu widersprechen. Der Terror des 11. September scheint vielmehr eine durch und durch moderne Form des Unmoralischen zu sein.