Lüge

Wir können die Handlung oder Strategie der Lüge so verstehen, dass wir um die Wahrheit einer Proposition p wissen (oder zumindest starke Gründe für die Annahme haben, dass p der Fall ist), jedoch aus bestimmten Eigeninteressen heraus beabsichtigen, dass eine andere Person glaubt, dass p nicht der Fall ist. Eine Lüge besteht also noch nicht allein darin, die Unwahrheit zu sagen. Denn hier bleibt völlig offen, warum wir nicht die Wahrheit sagen. Die Unwahrheit einer Aussage könnte auch unserer Unwissenheit oder Dummheit geschuldet sein. Wir sehen also, dass wir im Phänomen der Lüge mit der Wahrheit spielen. Wir tarnen sie, geben sie als die Falschheit aus, oder aber die Falschheit für die Wahrheit. Dabei ist entscheidend, dass wir stets anerkennen müssen, dass es sich bei der Lüge um eine Lüge handelt, dass wir also immer auch die Wahrheit als Wahrheit anerkennen müssen, selbst wenn wir wollen, dass jemand anderes sie nicht erfährt. Gewissermaßen beschützen wir die Wahrheit in der Lüge auf eine ganz besondere Weise, so, dass die belogene Person an sie nicht herankommt. Wir sind insofern in der Lüge der Wahrheit verpflichtet, wenn auch nicht auf die rechte Weise, die darin bestehen würden, dass wir auch den anderen an der Wahrheit teilhaben lassen.

Luther

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben, Grafschaft Mansfeld geboren und starb dort am 18. Februar 1546. Sein ursprünglicher Nachname wird in verschiedenen Formen überliefert: Lüder, Luder, Loder, Ludher, Lotter, Lutter oder Lauther. Luther sollte seinen Namen erst später unter dem Einfluss seiner “reformatorischen Erkenntnis” umändern. Zugrunde lag dabei das griechische Wort “eleutherios”, “der Freie”.

Er war ursprünglich Mönch der Augustiner-Eremiten in Erfurt und wurde dann Professor für Bibelkunde an der von Kurfürst Friedrich III. von Sachsen (“der Weise”) neu gegründeten Universität Wittenberg. Aus Anlass der Ablasspraxis seiner Zeit, welche die Aufhebung von religiösen Strafen gegen Bezahlung versprach, verfasste Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen. Diese können als eine “Kritik” oder “Aufklärung” (lat. “declaratio”) der Ablasspraxis verstanden werden. Besonders aus seiner Kritik der Vorstellung eines Kirchenschatzes, aus dem die religiösen Strafen erlassen werden konnten, entwickelte sich dann seine reformatorische Erkenntnis, dass nicht Werke, sondern allein der Glaube zum Heil führen können.