Immersion

Wie der Begriff der Virtualität, so ist auch die Kategorie der Immersion nicht ausschließlich auf die Sphäre der Digitalität beschränkt. Sie kommt allgemein dann zur Anwendung, wenn Rezipienten durch ein Medium – sei es Film, Kino, Fernsehen, Radio, usw. – dermaßen einbezogen werden, dass sie den fiktiven Inhalt selbst als Realität auffassen. Dies kann durch verschiedene Mittel und Techniken geschehen:

  • Realistische Simulation einer 3D-Welt (wie etwa in Computerspielen)
  • Hoher Grad an Interaktion mit künstlichen Gegenspielern und Objekten
  • Hoher Identifikationsgrad mit einem Protagonisten oder einem Avatar (Spielfigur, die selbst gesteuert wird)
  • Fesselnde Geschichte

Es liegt auf der Hand, dass Immersion dann besonders gut gelingt, wenn die menschlichen Sinnesorgane besonders realistisch angesprochen werden (etwa durch eine Simulation eines dreidimensionalen Raumes). Doch kann eine fesselnde Geschichte, die eine ganz eigene Welt entwirft (wie es etwa bei Romanen der Fall ist), den Rezipienten so beeindrucken, dass er sie förmlich miterlebt. Freilich ist eine solche Rezeption eine unmittelbare, die die Reflexion auf die fiktiven Inhalte vermeidet. Denn die Reflexion würde gerade der Unmittelbarkeit der Immersion entgegenstehen. Immersion bedeutet entweder das „Sich-Einlassen“ auf eine Geschichte, oder aber die realistische Simulation einer Welt (visuell, akustisch, haptisch, olfaktorisch, …), wobei der visuelle Aspekt sicherlich der dominante ist. Dies zeigt sich paradigmatisch anhand der Entwicklung der Computerspiele.

Information

Informationen sind Daten, also Gegebenheiten oder Vorkommnisse, die für uns in einer ganz bestimmten Hinsichten relevant, interessant und nützlich sind. Was für uns von Bedeutung ist, hängt wiederum von unserem Interesse ab (das könnte man die pragmatische Dimension der Information nennen). Doch müssen Informationen eine interne Struktur besitzen, die prinzipiell verständlich ist (dies könnte man die rationale Dimension von Information nennen). Informationen können auf verschiedene Art und Weise vorliegen: Sie können aus Zeichenketten („Strings“), Zahlen (ganzzahlig („Integer“) oder Fließkomma („float“), binären digitale Oppositionen (0 und 1), aber auch Bildern, Symbolen oder distinkten Sinnesdaten (Roteindruck, akustisches Signal) bestehen, die im Idealfall eine innere Ordnung und syntaktische Struktur besitzen. Ein bloßes Datenrauschen wird schwer als Information dienen können. Wir bemühen uns, bestimmte Signale, also Zeichen, die etwas bedeuten, aufzuspüren und zu interpretieren. Dies könnten wir die epistemologische Dimension der Information nennen: Information ist erkenntnis- und interessenabhängig. Die semantische Dimension der Information bedeutet, dass sie, um von Bedeutung zu sein, interpretierbar sein muss. D.h., ein Signal oder Datum muss sich in einen größeren Kontext einordnen lassen, den es weiter erhellt (dies könnte man die „holistische Dimension“ der Information nennen). Informationen oder sinnvolle Daten können encodiert und decodiert werden. Sie können in bestimmte Formate überführt und dann zurückübersetzt werden (dies könnte man die hermeneutische Dimension der Information nennen). Entscheidend für Informationen ist, dass diese im Endeffekt eine propositionale Struktur aufweisen müssen. Damit ist gemeint, dass sie sich (durch Interpretation) in wahrheitswertfähige Aussagen und Urteile bringen lassen müssen, also in Sätze, die wahr oder falsch sein können, wie etwa der Satz: „Am 17. Mai 2019 schien in München die Sonne“. Erst dann besitzen Daten eine semantische Relevanz, einen „Aha-Effekt“. Auch sogenannte „analytische Sätze“ wie „Alle Junggesellen sind unverheiratet“ besitzen eine gewisse Information, da hier eine Synonymie von „Junggeselle“ und „unverheirateter Mann“ erklärt wird. Schwieriger wird es mit Sätzen wie „Alle Junggesellen sind Junggesellen“, da hier eine Tautologie ausgedrückt ist, die keinen Informationsgewinn bietet.

Internet

Das Internet darf als ein Paradigma der Digitalität gelten. Der amerikanische Philosoph Hubert Dreyfus geht so weit, ihm eine transzendentale Rolle zuzuschreiben. Es ist die Bedingung der Möglichkeit von Medialität. Medialität bedeutet wörtlich so viel wie „Vermittlung“. Das Wesen des Internets ist die Struktur der Verbindung und Vernetzung,und zwar so, dass darin die größte Unmittelbarkeit realisiert ist. Darin unterscheidet es sich von regionalen Intranetzen, die abgekoppelt existieren. Das Internet hat die Form der Grenzenlosigkeit und die Tendenz, andere Netze zu integrieren, ähnlich einem weit verzweigten Pilzgeflecht. Es ist wesentlich dezentral und formal. Damit einher geht eine andere Art zu denken. Es ist der Inbegriff der Integration. Nicht mehr Analyse, sondern Assoziation und Vergleich stehen epistemisch im Zentrum. Dies wird ermöglicht durch einen Hypertext, durch ein komplexes Verweisungssystem. Das Internet ist insofern holistisch verfasst. Bedeutung von Begriffen oder Mustern konstituiert sich durch Ähnlichkeit und Differenz zu anderen Begriffen.

Die Flexibilität des Internets wird ermöglicht durch seine Raum- und Zeitlosigkeit. Wir durchforsten es prinzipiell in Lichtgeschwindigkeit (trotz mancher lags und hoher pings). Durch seine Grenzenlosigkeit stellt sich die Frage, ob und wie ihm Grenzen zu setzen sind. Diese Grenzen betreffen u.a. unsere Meinungsfreiheit und den Datenschutz. Denn das Internet hat die Tendenz, alles zu sammeln und nichts zu vergessen. Es gleicht darin einem gewaltigen kulturellen Gedächtnis, das alle Informationen durch seine Zeitlosigkeit nebeneinander verortet. Damit stellt sich das Problem des Vergessens. Die Bedeutung von Inhalten ermisst sich daran, wie intensiv sie vernetzt sind und wie gut sie gefunden werden. Existenz wird damit in ein enges Verhältnis zu Gefundenwerden gebracht. Die Nutzer des Netzes können durch ihr spezifisches Suchverhalten individuiert werden.

Angesichts der schier unübersehbaren Daternflut werden geschickte Suchen und Mustererkennung zentral. Nur sie helfen uns, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Das Internet eignet sich damit paradigmatisch als Grundlage und Operationsbasis für künstliche neuronale Netze.

Kant

Immanuel Kant (1724-1804) darf als einer der bedeutendsten Philosophen der Philosophie der Aufklärung gelten. Seine Transzendentalphilosophie fragt nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis und moralischem Handeln. Dadurch rücken für Kant jene Leistungen ins Zentrum des Interesses, die vom Subjekt vollzogen werden – noch bevor wir Gegenständen in der Welt begegnen oder moralisch qualifizierbare Handlungen an uns und anderen beobachten.

Kierkegaard

Søren Kierkegaard (1813-1855) war ein dänischer Philosoph Theologe und Schriftsteller. Er kann als einer der Väter der Existenzphilosophie angesehen werden, die später von Philosophen wie Karl Jaspers und Martin Heidegger aufgegriffen und weiterentwickelt wurde. Im Gegensatz zu Philosophen des deutschen Idealismus wie Hegel, den er in seinen Schriften kritisiert, fasst der Existenz nicht als eine logische Kategorie auf, sondern versucht, ihr durch Thematisierung von Phänomenen wie Angst und Verzweiflung gerecht zu werden.

Künstliche Intelligenz

Wir können zwischen zwei Arten von künstlicher Intelligenz (KI) unterscheiden:

(1) Die traditionelle, deduktiv, von oben nach unten verfahrende symbolverarbeitende KI. Sie verfährt mit logischen Regeln und leitet davon unter gegebenen Prämissen in hoher Geschwindigkeit die gewünschten Konklusionen ab.

(2) Die neuere, gewissermaßen induktiv und empiristisch, d.h. von unten nach oben verfahrende konnektionistische KI, die auch unter der Bezeichnung „künstliche neuronale Netze“ (KNNs) fungiert. KNNs modellieren zu einem gewissen Grad das menschliche Gehirn, indem sie künstliche Neuronen miteinander verbindet und es so erlaubt, Muster aus einer Datenbasis zu abstrahieren und zu generalisieren.

La Mettrie

Julien Offray, sieur de La Mettrie (* 23. November 1709 in Saint-Malo; † 11. November 1751 in Potsdam) war ein französischer Arzt, Schriftsteller, Pamphletist und radikalaufklärerischer philosophe des Lumières, d.h. der französischen Aufklärung. Er vertrat eine streng naturalistisch-mechanistische Auffassung des Menschen und der Aufklärung.

Leibniz

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) war ein deutscher Philosoph und Mathematiker des Rationalismus und der Aufklärung. Er gilt als ein Universalgelehrter, da er auf verschiedenen Feldern Bedeutetes leistete. So entwickelte er zurselben Zeit wie Newton die Differenzialgleichung.

Locke

John Locke (* 29. August 1632 in Wrington bei Bristol; † 28. Oktober 1704 in Oates, Epping Forest, Essex) war ein englischer Philosoph des Empirismus. Seiner Auffassung nach müssen sich alle unsere Erkenntnisse und Ideen auf unsere Erfahrung zurückführen lassen.

Lüge

Wir können die Handlung oder Strategie der Lüge so verstehen, dass wir um die Wahrheit einer Proposition p wissen (oder zumindest starke Gründe für die Annahme haben, dass p der Fall ist), jedoch aus bestimmten Eigeninteressen heraus beabsichtigen, dass eine andere Person glaubt, dass p nicht der Fall ist. Eine Lüge besteht also noch nicht allein darin, die Unwahrheit zu sagen. Denn hier bleibt völlig offen, warum wir nicht die Wahrheit sagen. Die Unwahrheit einer Aussage könnte auch unserer Unwissenheit oder Dummheit geschuldet sein. Wir sehen also, dass wir im Phänomen der Lüge mit der Wahrheit spielen. Wir tarnen sie, geben sie als die Falschheit aus, oder aber die Falschheit für die Wahrheit. Dabei ist entscheidend, dass wir stets anerkennen müssen, dass es sich bei der Lüge um eine Lüge handelt, dass wir also immer auch die Wahrheit als Wahrheit anerkennen müssen, selbst wenn wir wollen, dass jemand anderes sie nicht erfährt. Gewissermaßen beschützen wir die Wahrheit in der Lüge auf eine ganz besondere Weise, so, dass die belogene Person an sie nicht herankommt. Wir sind insofern in der Lüge der Wahrheit verpflichtet, wenn auch nicht auf die rechte Weise, die darin bestehen würden, dass wir auch den anderen an der Wahrheit teilhaben lassen.

Luther

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben, Grafschaft Mansfeld geboren und starb dort am 18. Februar 1546. Sein ursprünglicher Nachname wird in verschiedenen Formen überliefert: Lüder, Luder, Loder, Ludher, Lotter, Lutter oder Lauther. Luther sollte seinen Namen erst später unter dem Einfluss seiner “reformatorischen Erkenntnis” umändern. Zugrunde lag dabei das griechische Wort “eleutherios”, “der Freie”.

Er war ursprünglich Mönch der Augustiner-Eremiten in Erfurt und wurde dann Professor für Bibelkunde an der von Kurfürst Friedrich III. von Sachsen (“der Weise”) neu gegründeten Universität Wittenberg. Aus Anlass der Ablasspraxis seiner Zeit, welche die Aufhebung von religiösen Strafen gegen Bezahlung versprach, verfasste Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen. Diese können als eine “Kritik” oder “Aufklärung” (lat. “declaratio”) der Ablasspraxis verstanden werden. Besonders aus seiner Kritik der Vorstellung eines Kirchenschatzes, aus dem die religiösen Strafen erlassen werden konnten, entwickelte sich dann seine reformatorische Erkenntnis, dass nicht Werke, sondern allein der Glaube zum Heil führen können.

Meinong

Alexius Meinong (1853-1920) war ein österreichischer Philosoph. Er hatte großen Einfluss auf die Philosophie und Psychologie. Er entwickelte die sogenannte „Gegenstandstheorie“, eine Ontologie, die sich mit den Relata von intentionalen Zuständen befasst.

Mobbing

Beim Mobbing handelt es sich um eine komplexe unmoralische Gruppendynamik, die sich über einen längeren Zeitraum erstreckt und zumeist auf einen eng umrissenen Raum (z.B. Schule oder Arbeitsplatz) konzentriert ist. Häufig besitzt das Mobbing eine Eskalationsstruktur. Es beginnt im Kleinen, fast Unmerklichen und steigert sich dann immer mehr bis hin zur direkten Gewalt. Aber auch das Mobbing hat die Tendenz, sich selbst zu tarnen, und nur durch Andeutungen und Tuscheleien „hinter dem Rücken“ des Opfers bemerkbar zu werden. Es ist gerade die Anonymität, die das Mobbing auszeichnet. Mobbing entsteht häufig aus Neid und Konkurrenzkampf. Häufig sind es neu hinzustoßende Personen, deren Präsenz als Störung einer bestehenden Gruppe empfunden werden. In diesem Fall kommt es zu Ausschluss-Strategien, die eng mit dem Phänomen der Diskriminierung verwandt sind.

Montaigne

Michel Eyquem de Montaigne (1533-1592) war Jurist, skeptischer Philosoph, Humanist und Begründer der Essayistik. In seinen Essays verteidigte er die Vernunft der Tiere gegenüber der menschlichen Auffassung. Er ging dabei so weit, die tierische Intelligenz der menschlichen vorzuziehen.

Moralismus

Das Phänomen des Moralismus ist philosophisch besonders interessant. Denn hier wird die Moralität selbst zur Unmoral, was auf den ersten Blick paradox erscheint. Der Moralismus kann symbolisch mit einem erhobenen Zeigefinger veranschaulicht werden.

Dieser steht für Mahnung, Drohung und Autorität, aber auch für Belehrung und Kritik. Auf Seiten des Opfers von Moralismus können Wirkungen wie Schuldgefühle, Verunsicherung, schlechtes Gewissen, Gefühle fehlender Wertschätzung und Verletzungen auftreten. Moralismus ist nicht einfach nur als eine übersteigerte Form von Moralität zu verstehen. Denn auch Heilige und besonders moralische Vorbilder (z.B. Mutter Theresa, Ghandi) und Märtyrer waren keine Moralisten. Was sie davor bewahrte, war ihre Bescheidenheit und ihre zurückhaltende Art, Kritik an bestehenden Verhältnissen zu üben. Um moralistisch zu handeln, muss neben übersteigerter Moralität noch ein weiteres Moment hinzutreten, das den Grund ihrer Perversion darstellt. Dieser Grund scheint in einer Form von Überheblichkeit zu liegen, die unter Berufung auf die Moral realisiert wird. Die Moralistin grenzt sich von anderen ab und lässt sie dies wissen. Es scheint ihr darin nicht so sehr um die Moralität zu gehen, als um die Tatsache, dass sie es ist, die auf der richtigen Seite steht, während die andere Person es nicht tut. Der Moralist scheint diese Differenz auszukosten und zu zelebrieren. Hat er keine Möglichkeit, diese Differenz zu kommunizieren (etwa durch Kritik oder Vorwürfe), so scheint für ihn die Moral weniger interessant zu sein. Dem Moralisten geht es also im Grunde gar nicht um die Moral, sondern um sich, und seine Überlegenheit und Besonderheit gegenüber anderen. Um diese Überlegenheit auszudrücken, radikalisiert er seine moralischen Einstellungen geschickt so, dass sie diejenigen des jeweils anderen (partiell) übertreffen. Damit instrumentalisiert der Moralist die Moral. Es handelt sich dabei um eine interessengeleitete, selektive Moral. Der Moralist moralisiert gerade auch da, wo die Moral nicht unmittelbar im Zentrum steht oder von Bedeutung ist, z.B. in rein juristischen, politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten. Er versucht so, für sich eine exklusive Position zu erreichen, der gegenüber die anderen unterlegen sind. Er möchte dadurch anderen etwas verleiden. Dies ist gerade deswegen möglich, weil die Moral (und auch die Theologie) die letzte Instanz ist, an der zwischenmenschliche Vorgänge bemessen werden können. Wer einen moralischen Standpunkt bezieht, bezieht einen absoluten Standpunkt, demgegenüber alle anderen als nur relativ gültig erscheinen müssen. Der Moralist glaubt deswegen, sich selbst nicht mehr hinterfragen zu müssen. Er sieht seine Taten und Kritiken als absolut gerechtfertigt an. Dabei täuscht er sich darin, dass es ihm nicht um die Moral, sondern nur um deren Form, also den absoluten Standpunkt geht, der nicht mehr kritisierbar, sondern per se völlig „im Recht“ ist. Das Motiv des Moralisten ist also nicht die Moral, sondern die Überheblichkeit (lat. superbia). Darin weist der Moralismus eine Nähe zum Phänomen des Terrorismus auf. Denn auch hier wird ein absoluter Standpunkt eingenommen, der gegenüber Kritik immun sein soll. Im Unterschied zu Moralisten bestrafen Terroristen ihr vermeintlich weniger moralisches Opfer systematisch und nach einer ganz bestimmten Logik. Während die Moralistin daraus Befriedigung zieht, dass sie ihrem Gegenüber subtil ein schlechtes Gewissen bereiten kann, setzt der Terrorist grausame Methoden und direkte Gewalt wie Folter und Hinrichtungen als Strafen ein. Die Terroristen vom 11. September 2001 inszenierten gewissermaßen ihre Anschläge als symbolische Akte und Spektakel, in der Annahme der absoluten Gerechtigkeit ihrer Handlungen, die sich als Strafe gegen den vermeintlich dekadenten Westen und seinen Kapitalismus verstanden. Hier zeigt sich, dass Moralisten und Terroristen nicht bereit sind zu diskutieren und Gegenmeinungen zu akzeptieren. Nach ihrer absolutistischen Logik gibt es nur Schwarz oder Weiß, Wahr oder Falsch, Wir oder die Anderen. Ihre Selbstimmunisierung kann zu einer schleichenden Radikalisierung führen, die in letzter Hinsicht auf Selbsttäuschung beruht.

Moses Mendelssohn

Moses Mendelssohn (1729-1786) war ein deutsch-jüdischer Philosoph der Aufklärung. Er war auch ein wichtiger Vertreter der „Haskala“, d.h. der jüdischen Aufklärung.

Neid

Von allen Formen des Unmoralischen darf der Neid als eine der komplexesten gelten. Das Phänomen ist nicht schon dadurch charakterisiert, dass eine Person A gerne so wäre wie eine Person B oder gerne ein Gut C – sei es ein Wert, ein Gegenstand, eine Eigenschaft oder eine Fähigkeit – der Person B hätte, das sie selbst nicht besitzt. Vielmehr ist Neid mit einem Unlust- oder Schmerzgefühl für Person A verbunden, die sich hinsichtlich C mit B vergleicht und ihren Mangel als ungerechtfertigt und empörend empfindet. Aristoteles hat dies folgendermaßen beschrieben: „Ein leidenschaftliches Unlustgefühl ist nämlich allerdings auch der Neid, und zwar bezieht auch er sich auf das Glück eines anderen, aber nicht auf das eines Unwürdigen, sondern auf das eines, der nach Berechtigung und Stellung im Leben unsers Gleichen ist.“ (Rhetorik, 1386b). Immanuel Kant bestimmt den Neid als „Hang das Wohl Anderer mit Schmerz wahrzunehmen, obzwar dem seinigen dadurch kein Abbruch geschieht“ (Metaphysik der Sitten, AA VI, 458). Neid kann nur in einem Raum oder Kontext auftreten, den Rousseau als „Vernunftzustand“ dem „Naturzustand“ entgegengesetzt hatte. Während im Naturzustand die Menschen durch eine gesunde Selbstliebe und das Mitleid miteinander harmonieren, so tendieren Sie durch die Vernunft dazu, sich mit anderen zu vergleichen. Räume und Kontexte des Neides sind Konkurrenzsituationen, offensichtliche Werte und Stärken, normative Kontexte wie Schulen und wertorientierte Kontexte wie das Finanzgewerbe. Der Neid scheint eine bestimmte Form der Entwicklung eines Menschen vorauszusetzen, auch wenn er sich bereits im Phänomen des „Futterneides“ bei Tieren findet, wenn sie sich ungleich behandelt fühlen und in der Folge nicht mehr kooperieren. Es stellt sich jedoch die Frage, ob man Tiere um etwas beneiden kann. Hier scheint die notwendige Vergleichsebene zu fehlen, die im Neid vorausgesetzt wird.

Im missgünstigen Neid wird das Gut des anderen als Grund oder Anlass des eigenen Schmerzes verstanden, der aus dem unterlegenen Vergleich resultiert. Eine naheliegende Reaktion auf diesen Schmerz oder die Kränkung besteht dann darin, diesen Grund zu beseitigen. Mehr noch: Die andere Person wird für den eigenen Schmerz verantwortlich gemacht und ist nicht selten überrascht von dieser Argumentation des Neiders. Dies ist freilich ein Fehlschluss, der dem Neider jedoch nicht bewusst ist. Hier stellt sich die Frage, ob Neid nur dann auftritt, wenn eine andere Person einen Vorzug verdientermaßen besitzt, oder auch dann, wenn sie sich diesen ungerechterweise zugeignet hat. Für die Struktur des Neides als Missgunst ist es jedoch wesentlich, das Gut C der Person abzusprechen, insofern es ihr nicht gerechterweise gebührt, sondern, wenn schon, dann einem selbst. Es stellt sich ferner die Frage, ob Neid ein Gefühl oder eine Haltung ist. Ohne Frage ist Neid phänomenal durch eine gewisse emotionale Tönung charakterisiert, die etwa dann beschrieben wird, wenn man davon spricht, dass eine Person „grün“ oder „gelb“ vor Neid ist. Damit ist im Unterschied zur Farbe Rot gemeint, dass Neid nicht energisch nach Außen sich entlädt, sondern sich im Zerknirschen, im Gram oder Selbstmitleid der neidischen Person innerlich manifestiert.

Der Neid kann durch ein Paradox charakterisiert werden, dass darin besteht, dass der Neider als solcher nicht weiß, dass er neidisch ist, und dass er kein Neider mehr ist, sofern er weiß, dass er neidisch ist. Dieses Paradox des Neides kann durch folgende Sätze semantisch und pragmatisch näher bestimmt werden

(1) A beneidet B wegen/um C.

Dieser Satz lässt sich folgendermaßen weiter analysieren:

(2) A ist der Meinung, dass B nicht C verdient (oder nur/auch A C verdient) wegen D.

Bei D handelt es sich um eine Rechtfertigung und Argumentation, die die vermeintlich eigene ungerechte Stellung gegenüber B weiter begründet.

(3) A weiß, dass sie B wegen/um C beneidet.

(4) A sagt zu B: „Ich beneide Dich wegen/um C“

Das Element D scheint für den missgünstigen Neid elementar zu sein. Entscheidend ist, dass die Person A im Falle von D sich nicht bewusst ist, dass sie neidisch ist, sondern glaubt, dass sie zurecht das Fehlen von C beklagt oder aber Bs Besitzen von C in Frage stellt. A will sich durch D nicht eingestehen, dass sie im Grunde B den Wert C gönnen sollte, da er durchaus verdient sein könnte, selbst dann, wenn man ihn auch verdient hätte. A unterliegt also in D einer Art selbstverschuldeten Selbsttäuschung.

Man kann nun fragen, inwiefern der Satz (3) den Satz (2) oder (1) impliziert. Es scheint, dass (3) mit (2) und (1) inkompatibel ist. Denn im Wissen um den eigenen Neid scheint gerade das Element D ausgeschlossen zu werden. Offensichtlich wird dies im Fall von Satz (4), aus dem klar die Falschheit von (2) und (1) zu folgen scheint. Wer einem anderen sagt, dass er ihn wegen etwas beneide, der wird als sympathisch wahrgenommen, weil sein offenkundiger Neid weniger eine verdeckte Missgunst als eine offene Anerkennung darstellt. Wer sagt, dass er neidisch sei, ist dadurch performativ gerade nicht mehr neidisch.

Neuronale Netze

Das Phänomen der künstlichen neuronalen Netze lässt sich besonders aus der Perspektive der Philosophie des Geistes betrachten. Hier stellen sich folgende Fragen: Wie verhalten sich biologische und künstliche (digitale) neuronale Netze zueinander? Welche epistemischen und mentalen Eigenschaften besitzen neuronale Netze (wenn überhaupt)? Inwiefern können neuronale Netze Dinge erkennen und denken? Inwiefern können neuronale Netze gar (Selbst-)Bewusstsein besitzen?

Gemeinhin wird angenommen, dass sich künstliche Intelligenz in der fehlerfreien Durchführung komplizierter Rechenoperationen zeige. Dies ist allerdings ein Irrtum. Denn selbst komplexe Rechnungen basieren auf sehr basalen Operationen, die sich durch Annäherungswerte auf die Grundrechenarten reduzieren lassen. Viel eher hat Intelligenz (und Denken) etwa damit zu tun, Muster zu erkennen. Während es uns sehr leicht fällt, Gesichter zu identifizieren und verschiedene Arten von Tieren auseinanderzuhalten, bereitet dies künstlicher Intelligenz große Probleme. Der Grund dafür liegt darin, dass hier eine viel komplexere Informationsverarbeitung erforderlich ist: Wichtiges muss von unwichtigem unterschieden werden; derselbe Gegenstand kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden; zwei Gegenstände desselben Typs können sich von ihrer Größe stark unterscheiden, so dass ihre entscheidenden Merkmale nur schwer zu erkennen sind (Rashid 2017, 2).

Künstliche neuronale Netze stellen nur einen Teilbereich der künstlichen Intelligenz dar. Sie werden eingesetzt bei der automatische Muster- und Schrifterkennung (z.B. ABBYY Fine Reader) und bei der Spracherkennung (z.B. Google Home oder Amazon Alexa). Neuronale Netze sind komplexe Systeme der Daten- und Informationsverarbeitung. Sie helfen uns, die Überfülle an Informationen zu ordnen und systematisch auszuwerten. Erst dadurch wird Information für uns wirklich brauchbar und ‚sinnvoll‘. Dabei orientieren sie sich an biologischen Systemen der „ersten Natur“ wie unser Gehirn mit seinen Nervenzellen. Ein menschliches Gehirn besteht aus ca. 100.000.000.000 Neuronen, ein Bienengehirn aus 950.000 Neuronen, das einer Fruchtfliege aus 100.000 Neuronen und das Nervensystem eines Fadenwurms aus 302 Neuronen (Rashid 2017, 31). Die entscheidende Wirkungsweise von Neuronen liegt darin, dass sie nicht jedes Eingangssignal weiterleiten, sondern erst dann aktiv werden, wenn ein bestimmter Schwellwert überschritten wird. Dadurch kann eine Überflutung von Reizen oder Informationen vermieden werden. Neurone selektieren bzw. filtern also Daten. Die spezifische Verfassung dieses Schwellenwerts kann durch eine Funktion mathematisch modelliert werden, die man auch Aktivierungsfunktion nennt.

Quelle: Wikipedia

Ein neuronales Netzwerk arbeitet so, dass es trainiert und eingelernt wird. Dies geschieht auf Basis von großen Daten- bzw. Informationsmengen wie Textkorpora. Das Übersetzungsprogramm „DeepL“ etwa basiert auf über einer Milliarde deutsch-englischer Übersetzungen. Ein neuronales Netzwerk wird so trainiert, dass ein bestimmter Sollwert der Ausgabe definiert wird, der durch komplexe Verknüpfungen von Funktionen, die auf die Eingabedaten angewendet werden, erzielt werden soll. Hierzu sind notwendigerweise immer weitere Anpassungen notwendig, die die Aktivierungsfunktionen und auch die Gewichtungen der Eingabeparameter betreffen. Somit kann erreicht werden, dass bestimmte Informationen von vornherein als irrelevant ausgesiebt werden (wie etwa ein Datenrauschen). Es kristallisieren sich dann im Laufe der Zeit komplexe Mustererkennungsverfahren heraus, die immer zuverlässiger die Eingabedaten klassifizieren können. Im Idealfall ist ein neuronales Netz selbstbezüglich, so dass der Ausgabewert automatisch wieder zum Eingabewert genommen wird. Man nennt solche neuronalen Netze auch „rekurrente“ oder „rückgekoppelte“ Netze. Nach mehreren Durchläufen auf Basis großer Informationsmengen kann ein Lerneffekt des Netzwerks erzielt werden, der in der adäquaten Anpassung der Gewichtungen liegt. Hierin kann eine Art von „Wissen“ erblickt werden, welches durch ein Versuch-und-Irrtums-Verfahren erlangt wurde und wie es Lebewesen in der Regel tun.

Doch können wir wirklich davon reden, dass neuronale Netze etwas „erkennen“, etwas „wissen“ oder gar etwas „denken“? Können wir überhaupt neuronale Netze als Subjekte von mentalen Akten auffassen? Allgemein lässt sich Intelligenz als Problemlösungskompetenz verstehen. Haben aber künstliche neuronale Netze überhaupt ein Problembewusstsein? Es scheint so, dass ihnen die Probleme von außen (durch Menschen) vorgegeben sind. Erst dann, wenn ein neuronales Netz sich eigenständig Problemen annimmt und diese zu lösen versucht, können wir im strengen Sinne von Intelligenz sprechen. Dazu wiederum scheint es notwendig zu sein, dass das neuronale Netz die Struktur des Lebens aufweist: Ein Grundinteresse an seiner Existenz, die permanent gefährdet ist und der seine Existenz zu einem Problem werden kann, auf das reagiert werden muss.

Newton

Issac Newton (1642-1726) war ein englischer Naturwissenschaftler, Mathematiker und Philosoph. Er verfasste die „Philosophiae Naturalis Principia Mathematica“ („Mathematischen Prinzipien der Naturphilosophie“, in denen es ihm gelang, physikalische Phänomene wie Graviation und Mechanik mit der Sprache der Mathematik exakt zu beschreiben bzw. modellieren. Nach Newton existiert in der Welt eine absolute Zeit, die gleichmäßig verrinnt, ebenso wie ein absoluter Raum. Diese Annahmen sollten infolge der von Albert Einstein entwickelten  Relativitätstheorie später modifiziert werden, insofern nun auch relativistische Zeiteffekte und Raumkrümmungen Teil der naturwissenschaftlichen Realität wurden.

Peter Singer

Peter Singer (*1946) ist ein australischer Philosoph. Er vertritt eine utilitaristische Ethik, wonach die Interessen von menschlichen und nichtmenschlichen Tieren gleichermaßen gefördert werden sollten. Er hat den Begriff des „Speziesismus“ geprägt, der besagt, dass Menschen dazu neigen, ihre Interessen allein aufgrund ihrer Artzugehörigkeit über diejenigen anderer Tiere zu stellen.

Platon

Platon (* 428/427 v. Chr. in Athen oder Aigina; † 348/347 v. Chr. in Athen) war ein antiker griechischer Philosoph. Er ist so bedeutend, dass man die auf ihn folgende Philosophie als bloße „Fußnoten zu Platon“ (Alfred North Whitehead) bezeichnet hat. Platon vertritt eine komparativistische Ontologie. Demnach existieren manche Dinge ‚mehr‘ als andere. Am meisten existieren die Ideen, die Platon nicht als abstrakte Begriffe, sondern als Urbilder und Vorbilder für die in der wahrnehmbaren Welt existierenden Dinge ansieht.

Plotin

Plotin (205; † 270) war ein neuplatonischer griechischer Philosoph, der Platons Philosophie weiter entwickelte. Zentral ist für ihn der Betriff des Einen und des Guten.

Quine

Willard Van Orman Quine (1908-2000) war ein US-amerikanischer Logiker und Philosoph. In seinem Aufsatz „On What There Is“ (1948) knüpfte er bei seiner Bestimmung der Existenz an Freges formale Auffassung an, wonach Existenz kein inhaltliches Prädikat ist, sondern bedeutet, Wert einer gebundenen Variable zu sein.

Rache

Das Phänomen der Grausamkeit ist philosophisch sehr schwer zu analysieren. Denn es scheint sich als solches der Vernunft zu entziehen. Doch zeigen Fälle von Folter, dass Grausamkeit auch dann vorliegen kann, wenn eine Handlung sehr nüchtern vollzogen wird. Grausamkeit lässt sich bestimmen durch die Abwesenheit von Mitgefühl. Häufig steht sie in einer Verbindung mit dem Phänomen der Rache, als eine Art Modus einer Handlung (weniger als ein Gefühl). Doch scheinen Grausamkeit und Rache nicht unbeherrscht und in unbändiger Form vorliegen zu müssen. Vielmehr können beide gerade auch dann verfolgt werden, wenn der Täter sehr konzentriert und gewissermaßen „kühl“ und „konzentriert“ vorgeht.

Reformatorische Entdeckung

Luthers „reformatorische Erkenntnis“ muss neben dem Kontext der Ablasspraxis vor dem Hintergrund seiner individuellen existenziellen Krise verstanden werden. Während seiner Zeit als Augustinermönch in Erfurt und Wittenberg war Luther extrem darauf bedacht, nicht zu sündigen, und er litt sehr unter der Angst, Gottes Geboten nicht gerecht werden zu können. Es wird berichtet, dass Luther so häufig die Beichte aufsuchte, dass seine Vorgesetzten ihn deswegen sogar rügten. Seine „reformatorische Einsicht“, dass man nicht durch Werke, sondern nur aus Glauben gerecht werde, gewann Luther dann aus der Interpretation des Begriffs der „Gerechtigkeit“ in einer zentralen Passage des Römerbriefes (Röm 1,17), die lautet: „Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben“. Luther bekennt rückblickend, dass er die Verbindung „Gerechtigkeit Gottes“ gehasst habe, da er darin den Grund für seine Sündenangst glaubte. Er verstand dieses Wendung als „formale bzw. aktive“ Gerechtigkeit, „auf Grund deren Gott gerecht ist und die Sünder und Ungerechten straft.“ (505) Luther beschreibt seinen inneren Zustand angesichts dieser Interpretation der Gerechtigkeit als eine Form extremer Verzweiflung:
„Ich aber, der ich, so untadelig ich auch als Mönch lebte, mich vor Gott als Sünder mit ganz unruhigem Gewissen fühlte und nicht darauf vertrauen konnte, durch mein Genugtun versöhnt zu sein, liebte Gott nicht, ja, ich hasste vielmehr den gerechten und die Sünder strafenden Gott und empörte mich in Stillen gegen Gott, wenn nicht mit Lästerung, so doch mit ungeheurem Murren und sagte: Als ob es nicht genug sei, dass die elenden und durch die Ursünde auf ewig verlorenen Sünder durch jede Art von Unheil niedergedrückt sind durch das Gesetz der Zehn Gebote, vielmehr Gott nun auch durch das Evangelium noch Schmerz zum Schmerz hinzufügt und uns mit seiner Gerechtigkeit und seinem Zorn zusetzt!“ (505)
Indem er jedoch den Begriff der Gerechtigkeit Gottes „als diejenige, durch die der Gerechte als durch Gottes Gabe lebt, nämlich durch den Glauben“ verstand, gelangte er zu seiner „reformatorischen Erkenntnis“:

„Durch das Evangelium werde die Gerechtigkeit Gottes offenbart, und zwar die passive, durch die uns der barmherzige Gott gerecht macht durch den Glauben, wie geschrieben steht: „Der Gerechte lebt aus Glauben.“ Hier fühlte ich mich völlig neugeboren und durch geöffnete Tore in das Paradies eingetreten zu sein. Da zeigte sich mir sogleich ein anderes Gesicht der ganzen Schrift. Ich ging danach durch die ganze Schrift nach dem Gedächtnis und sammelte auch in anderen Wortverbindungen eine Entsprechung, etwa Werk Gottes, das heißt, was Gott in uns wirkt, Kraft Gottes, mit der er uns kräftig macht, Weisheit Gottes, mit der er uns weise macht, Stärke Gottes, Heil Gottes, Herrlichkeit Gottes.“ (507)

Mit diesem neuen Verständnis von „Gerechtigkeit“ erschloss sich Luther die Bibel unter einem neuen, wesentlich hoffnungsvolleren Gesichtspunkt:

„Und wie sehr ich einst das Wort Gerechtigkeit Gottes abgrundtief gehasst hatte, mit ebensolcher Liebe erhob ich es als das mir allersüßeste Wort. So ist mir diese Stelle bei Paulus wirklich das Tor zum Paradies geworden. Danach las ich Augustinus ,Über den Geist und den Buchstaben‘, wo ich unverhofft darauf stieß, dass auch er die Gerechtigkeit Gottes ähnlich interpretiert [als eine solche], mit der uns Gott bekleidet, indem er uns rechtfertigt. Und obwohl das noch unvollkommen gesagt ist und er über die Anrechnung nicht alles ganz klar ausführt, wollte er doch die Gerechtigkeit Gottes gelehrt wissen, durch die wir gerechtfertigt werden.“ (507)

Rousseau

Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) war ein französischsprachiger Genfer Schriftsteller, Philosoph, Pädagoge, Naturforscher und Komponist der Aufklärung. Rousseau hatte großen Einfluss auf die Pädagogik und die politische Theorie des späten 18. sowie des 19. und 20. Jahrhunderts in ganz Europa. Er war ein wichtiger Wegbereiter der Französischen Revolution.Rousseau vertritt die These, dass das Böse erst im Vernunftzustand in die Welt kam.

Sartre

Jean-Paul Sartre (1905-1980) war ein französischer Schriftsteller, Existenzialist und philosophischer Phänomenologe. Zu seinen wichtigsten Werken zählen: Der Ekel (1938) und Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie (1943).

Sartre

Jean-Paul Sartre (1905-1980) war ein französischer Philosoph, Publizist und Schriftsteller. Sein bedeutendstes philosophisches Werk ist „Das Sein und das Nichts“ („L’Être et le néant“) (1943), in welchem er in Auseinandersetzung mit der Subjekt-Philosophie René Descartes‘ und der Phänomenologie Edmund Husserl s und Martin Heidegger s eine Existenzphilosophie der Freiheit entwirft.

Scheler

Max Scheler (1874-1928) war ein deutscher Phänomenologe. Er befasste sich in seinem vielseitigen philosophischen Werk mit Anthropologie, Soziologie, Ethik und Religion im Rahmen von phänomenologischen Untersuchungen. Er vertrat u.a. die These, das wir moralische Werte fühlen können. In seiner Schrift Über Scham und Schamgefühl [1913] analysiert Scheler die Scham phänomenologisch.

Schelling

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling wurde 1775 in Leonberg bei Stuttgart geboren und starb 1854 in der Schweiz. Er gilt zusammen mit Johann Gottlieb Fichte und Georg Wilhelm Friedrich Hegel als einer der Hauptvertreter des sogenannten „Deutschen Idealismus“. Seine Philosophie lässt sich grob in zwei Phasen unterscheiden. In seine Frühphilosophie, die stark von Kants Philosophie abhängig war, und in eine Spätphilosophie, die bereits in Richtung der folgenden Existenzphilosophie bei Kierkegaard und Heidegger weist. Schelling befasste sich in seiner Philosophie vor allem mit den Themen „Freiheit“, „Natur“ und „Geschichte.